111. Dracos Neid

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"Aber Caelum...", rief ich ihm hinterher.
"Caelum kann mir auch gestohlen bleiben!", schrie er, während er sich vom Zelt entfernte.
Ich verließ ebenfalls das Zelt und ging ihm hinterher.
Mir war klar, dass er einen Brief von ihm bekommen haben muss in dem etwas stand, was ihm ganz und war nicht gefallen hatte. Ich wollte unbedingt wissen, was es war, doch ich musste vorsichtig fragen und zum richtigen Zeitpunkt.
Am Schloss angelangt, verschwand Volans rechts herum in Richtung des Gemeinschaftsraumes, während ich mich auf den Weg in die große Halle machte, um mich noch schnell mit Essen zu versorgen.
Ich schlang mein Abendessen ohne Gesellschaft herunter und packte für Volans einen Apfel und ein belegtes Brot ein. Er aß in letzter Zeit wenig, was mir gar nicht gefiel.
"Gegessen wird in der großen Halle.", rief mir jemand vor mir zu. Professor Sprout stand vor mir und lächelte leicht, "Miss Lestrange.", sagte sie.
Ich blickte von dem Essen in meinen Armen auf und sah zu ihr herüber, als sie auch schon näher kam.
"Mein Bruder isst in der letzten Zeit so wenig, ich wollte ihm etwas mitbringen.", sagte ich leidend.
Sie seufzte laut auf und sah zu mir herab, "Na schön.", sagte sie laut und ich lief schnell an ihr vorbei, "Doch dies wird das letzte Mal sein. In Zukunft kümmert sich ihr Bruder selber um die Einnahme seiner Mahlzeiten!", rief sie mir laut hinterher, als ich um eine Ecke bog.
Als ich im Gemeinschaftsraum ankam, war mein Bruder nicht dort. Entsetzt, da Volans fast immer die Zeit bis zum schlafen gehen im  Gemeinschaftsraum verbrachte, sah ich mich um. Ich erblickte den Jungen, mit dem sich Volans ein Zimmer teilte und ging schnell auf ihn zu, "Ist Volans im Schlafsaal? Kannst du ihn holen?", fragte ich ihn, doch er schüttelte seinen Kopf und legte seine smaragdgrüne Feder zur Seite, "Volans ist noch gar nicht hier angekommen, ich weiß auch nicht, wo er sich herumtreibt.", er zuckte mit den Schultern, "Vielleicht hat er ja Wachdienst auf den Fluren."
Seufzend legte ich das Essen auf den kleinen Tisch neben dem Sofa, riss mir ein Stück Pergament aus einer herumliegenden Rolle ab und schrieb den Namen meines Bruders drauf.

Einige Tage später, saß ich nach Unterrichtsende noch im Klassenraum für Zaubertränke.
Die Tür stand offen und vorbeilaufende Schüler sahen neugierig herein. Ich jedoch ignorierte dies und experimentiere an einem Trank herum, der wohl in der Jahresabschlussprüfung drankommen würde.
Plötzlich kam jemand herein, zog sich einen Stuhl zurecht und setzte sich mir gegenüber hin, "Du hast seit Tagen schlechte Laune.", sagte dieser Jemand feststellend und ich blickte auf.
Mir gegenüber saß mein Cousin, er verschränkte die Arme und musterte mich amüsiert.
"Nein, die Aalaugen erst zum Schluss.", sagte er fordernd mit einem Blick in meinen Kessel.
Genervt atmete ich aus und legte den Löffel weg, "Das weiß ich doch!", fauchte ich und lief rot an, denn natürlich war ich mit meinen Gedanken wieder einmal woanders und wusste nicht so recht was ich tat.
"Was hat Volans wieder getan?", fragte Draco mich, "Soll ich Vater schreiben?"
Spöttisch lachte ich auf, "Glaubst du jetzt, wo UNSERE Eltern zurück sind, würde er sich noch etwas von DEINEM Vater sagen lassen? Er hat mir erzählt, dass unsere Mutter nie viel von deinem Vater gehalten hat."
Draco verzog das Gesicht und sah mich zornig an, doch plötzlich änderte sich sein Ausdruck in Schadenfreude, "Wenn du deine Eltern erst einmal kennenlernst, dann wirst du dir für immer wünschen, dass sie niemals ausgebrochen wären."
Lachend erhob er sich und warf einen letzten Blick in meinen Kessel, "Und er sollte eine gelbliche Farbe annehmen. Dies ist eher ein neon grün, findest du nicht?", er blickte mich fies an und ging in Richtung Tür.
"Kümmer du dich lieber darum, dass du auch wenigstens nur ein ZAG bekommst, Dracilein. Sonst wird Mami enttäuscht von ihrem Schätzchen sein.", zufrieden fing ich an über mich selbst zu lachen, denn ich wusste, dass er damit keinen Spaß kannte.
Wie in Zeitlupe drehte er sich um und funkelte mich mit seinen blauen Augen an, als er auch schon im nächsten Moment auf mich zustürmte und seinen Zauberstab auf mich richtete.
Provokant lachte ich ihn aus und zog herausfordernd die Augenbrauen hoch, "Das traust du dich nicht, Draco.", flüsterte ich drohend.
Mein Cousin schien nachzudenken, hielt jedoch den Zauberstab direkt gegen mein Kinn.
"Draco. Lassen sie Miss Lestrange in Ruhe.", sagte Snapes ruhige, langsame Stimme.
Keiner von uns beiden hatte ihn kommen hören, denn er hatte es geschafft unbemerkt den Klassenraum zu durchqueren, "Außerdem dulde ich so etwas nicht in meinem Klassenzimmer.", Snape kam zu mir herüber und sah in meinen Kessel. Er hielt seinen kühlen, distanzierten Blick stand, "Sehr gut, Miss Lestrange, es dürften nur noch die Aalaugen fehlen und schon wird der trank seine gewöhnliche Farbe annehmen, wenn Sie alles richtig gemacht haben sollten, wovon ich stark ausgehe."
Fies grinsend sah ich zu Draco, der mich fast schon neidisch anstarrte.
Ohne einen Ton zu sagen verschwand er mit wehendem Umhang aus dem Raum.
In Ruhe fügte ich die letzte Zutat hinzu und tatsächlich nahm der Trank seine natürliche Farbe an.
"Sehr gut.", wiederholte sich Snape, der immer noch neben mir stand und in den Kessel blickte, "Ich erwarte von Ihnen im nächsten Sommer ein Ohnegleichen in ihrer ZAG Prüfung.", sagte er ruhig, "Nur die wenigsten sind für das brauen von Zaubertränken gemacht, doch Ihre Familie hatte schon immer ein großes Talent."
Ich hatte das Gefühl, dass ich ein kurzes, angedeutetes Lächeln meines Hauslehrers vernahm, doch ich konnte mich auch getäuscht haben.
"Räumen Sie Ihren Platz schnell auf und gehen Sie etwas zu Abend essen."
Schnell räumte ich meinen Platz mit Hilfe meines Zauberstabes auf, bedanke mich beim Professor dafür, dass ich seinen Klassenraum nutzen durfte und verabschiedete mich.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt