5. Die erste Fahrt

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Wir hielten ungefähr mittig des Hogwartsexpresses an, denn Volans, der mit Draco schon vorgegangen war, kam aus einem der Wagen heraus. »Wir haben ein leeres Abteil gefunden, Draco hält es frei.«, rief er. Ich riss mich von Caelum los und drehte mich zu Tante und Onkel um, um mich zu verabschieden. Jedoch wusste ich nicht wie, ich stand nur vor den beiden und sah sie an, bis meine Tante auf mich zu kam und mich umarmte. »Sei vorsichtig und pass gut auf, die ersten Jahre in Hogwarts sind die wichtigsten.«, flüsterte sie mir ins Ohr und ließ mich los. Ich blickte mein Onkel an, der nur kühl eine Hand auf meine Schulter legte und sagte ich solle auf meine Brüder hören und mich anständig benehmen. Ich nickte kurz und stieg schon einmal zu Volans in den Zug, denn mein Onkel sprach nun unter vier Augen mit Caelum.


Ich setzte mich direkt ans Fenster, ich wollte unbedingt alles während der Fahrt sehen und nichts verpassen. Während ich Caelum und meinen Onkel beobachtete, merkte ich, dass das Gespräch sehr ernst zu sein schien, aber um was ging es? Sie sahen einige Male zu mir herüber, doch dann unterbrach Draco meine Beobachtung. »Dieses Weasley Mädchen wird in deinem Jahrgang sein, freunde dich bloß nicht mit der an, die wird wie ihre lächerlichen Brüder nach Gryffindor kommen.« ich nickte nur, da ich sowieso nicht vor hatte mich auf Blutsverräter einzulassen, das würden meine Eltern niemals wollen. Ich sah wieder auf den Bahnsteig, doch Caelum und Onkel Lucius waren nicht mehr zu sehen. »Hör mir zu, wenn ich mit dir rede!« Ich sah Draco erschrocken an »Was?«, fragte ich verwirrt. Draco rollte mit den Augen. »Wenn du auch so aufmerksam in Hogwarts bist, kannst du es vergessen!« Er seufzte kurz. »Vater möchte, dass du ihm noch heute Abend eine Eule schickst.« Ich nickte wieder.


Ich wollte am liebsten die restliche Zugfahrt nichts hören und in Ruhe gelassen werden. Ich sah aus dem Fenster, als der Zug losfuhr. Viele Schüler winkten ihren Familien zum Abschied. Ob ich das wohl auch getan hätte, wenn meine Eltern mich großgezogen hätten? Würden sie auch hier stehen und mir zuwinken? Ich sah, schon fast neidisch, die anderen Schüler, die ihren Familien winkten an. Caelum und Volans waren inzwischen dabei sich ihre neuesten Zauber vorzuführen, immerhin hatte ich die beiden noch, sie waren wie Brüder und Väter in einem.


Einige Zeit später stand Draco auf, er wollte nach seinen Freunden gucken gehen, beide zwei fette Dummköpfe, wenn man mich fragt.
»Hol deinen Zauberstab raus.«, sagte Caelum plötzlich, »Versuch ein paar leichte Zauber aus deinem Schulbuch.« Er wühlte in meinem Koffer, bis er das Zauberkunstbuch der ersten Klasse fand und legte es neben mir auf dem Sitz ab. Während mein Bruder weiter meinen Koffer durchwühlte, holte ich zögernd meinen Zauberstab heraus. Ich hatte Angst, dass ich die Zauber der ersten Klasse schon nicht auf die Reihe bekommen würde. Caelum legte neben mir meinen Umhang für Hogwarts hin, Volans setzte sich zu mir und nahm mein Buch in die Hand. Er blätterte drin herum, bis er einen passenden Zauber fand und tippte auf ihn.

»Versuch den hier, von Alohomora hast du sicherlich schon einmal gehört.« Plötzlich hatte ich das Gefühl einen liebevollen Bruder zu haben, Volans hat mir noch nie etwas beigebracht oder bei Dingen geholfen. Ich glaube ich weiß nun, was Caelum mit der Aussage 'Hogwarts schweißt zusammen' gemeint hat. Ich lächelte kurz, dann begann ich die Erklärung des Zauberspruches in Ruhe zu lesen.

Die Fahrt dauerte unendlich lange, ich konnte es einfach nicht abwarten in Hogwarts anzukommen.
Ungefähr nach der Hälfte der Zugstrecke kam eine ältere Dame mit dem Servierwagen vorbei. Ich sah begeistert auf das Angebot der Süßigkeiten, »Etwas Süßes für dich, Liebes?«, fragte die alte Dame mich lächelnd, woraufhin ich Caelum fragend ansah. »Such dir vier Teile aus, ich bezahle es.«, sagte er in einem ruhigen Ton, während er in seine Hosentasche griff, um das Geld herauszuholen. Ich suchte mir eine Packung Bertie Botts Bohnen, einen Schokofrosch, eine Packung Druhbels und natürlich einen Lakritzzauberstab aus. Ich liebte diese Dinger fast mehr als meine Brüder. Ich grinste bei diesem Gedanken und setzte mich bepackt mit Süßigkeiten auf meinen Platz zurück. Volans schnappte sich ohne zu fragen meine Druhbels und öffnete sie einfach. Ich sagte nichts, denn es lief gerade so gut, kein Streit, kein Ärger, das durfte gerne so bleiben.


»Du musst dir noch deinen Umhang anziehen, Aries.« Caelum deutete auf meinen ordentlich zusammen gefalteten Umhang neben mir. Ich nickte nur kurz und biss ein Stück vom Lakritzzauberstab ab.
Während ich still meine Süßigkeiten aß, sah ich die Landschaft an mir vorbeifahren, es dämmerte schon. Ab und zu liefen aufgeregte Erstklässler über den Gang der Lokomotive. Ich stand neugierig auf und öffnete die Tür, um zu sehen was dort vor sich ging und wurde fast von einem Jungen mit dunkelbraunen Haaren und blauen Augen umgerannt. Der Junge blieb kurz vor mir stehen und sah mich grinsend von oben bis unten an, ich tat es ihm gleich. Der grinsende Junge hatte bereits seinen Umhang an, woran ich erkennen konnte, dass er kein Erstklässler war, denn er hatte auf seinem Umhang ein blaues Wappen mit einem Raben drauf. Ich schloss die Tür des Abteils, wo meine Brüder drinsaßen, damit sie ein eventuell auftretendes Gespräch mit dem Jungen nicht mitbekamen. »Hey, ich bin Logan.« Er streckte seine Hand aus, welche ich nach kurzem Zögern annahm. »Hallo, ich bin Aries.«, sagte ich etwas unsicher.

Als ich seine Hand wieder losließ, sah er in das Abteil, aus dem ich rauskam und erblickte meine Brüder. »Kennst du die beiden?", fragte er leicht verwirrt. Ich nickte nur kurz und warf einen kurzen Blick zu meinen Brüdern, die mich die ganze Zeit beobachteten.
Logan hakte nicht weiter nach und wechselte das Thema. »Du bist eine der neuen Erstklässler oder?«, er legte den Kopf schief. »Weißt du schon in welches Haus du kommen wirst? Ich bin ein Ravenclaw.«, er deutete stolz auf das Ravenclaw Wappen auf seinem Umhang.


»Ich werde nach Slytherin kommen. Wie meine Brüder und mein Cousin.«, sagte ich ein wenig eingebildet, jedoch war es ja nur die Wahrheit. Er sah mich mit geöffnetem Mund an und wollte gerade etwas sagen, doch soweit kam es nicht »Aus dem Weg, Smith!«, hörte ich eine laute Stimme hinter ihm. Logan ging während er sich umdrehte zur Seite, dort stand mein Cousin und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Was machst du hier?! Sowieso mit dem?!« Draco nickte kurz Logan zu und packte mich an der Schulter, um mich zurück in das Abteil zu schieben. Ich warf Logan einen entschuldigenden Blick zu, der mich nur entsetzt ansah und schnell verschwand.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt