19. Die Kammer des Schreckens

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Es vergingen Tage und schließlich Wochen des Schweigens zwischen meinen Brüdern. Mein Onkel hatte mir auch nicht geantwortet. Ich war enttäuscht. Enttäuscht von meinen Brüdern, enttäuscht von meinem Onkel, doch am meisten enttäuscht war ich von mir selbst. Ich hatte es bis jetzt immer geschafft die beiden wieder zu vereinen, doch dieses Mal hatte ich das Gefühl verloren zu haben.

Es war Freitagabend und ich schlürfte in den Gemeinschaftsraum, Richard, Deric und ich trafen uns jeden Freitag dort und tauschten uns über unsere Schulwoche aus. Oftmals zeigte uns Richard neue Zauber, die er lernte oder erzählte uns welche Schüler dieses Mal Nachsitzen oder Strafarbeiten von unsrem Hauslehrer bekommen hatten.
Als ich gerade die Stufen vom Korridor der Schlafsäle in den Gemeinschaftsraum hinunter steigen wollte hörte ich Stimmen, es war mein Cousin, der sich offenbar mit seinen dümmsten Freunden, die Hogwarts je gesehen hatte unterhielt. Ich drückte mich rasch an eine Wand, so dass mein Cousin mich nicht bemerkte. "Man sollte nicht glauben, dass die Weasleys Reinblüter sind, so wie die sich benehmen. Es ist peinlich, dass so etwas zaubern darf, unwürdig.", sagte Draco eingebildet. Irgendwie hatte er ja Recht, ich musste mir die Hand vor den Mund halten, um mein Lachen zu unterdrücken. Plötzlich kamen gegenüber von mir Richard und Deric aus dem Korridor der Schlafsäle der Jungen und sahen mich fragend an, ich hielt nur schnell meinen Zeigefinger auf die Lippen, um ihnen zu signalisieren sie sollten ruhig sein. Sie taten, was ich von ihnen verlang hatte und lauschen ebenfalls neugierig.

"Komisch, dass im Tagespropheten kein Wort über die Angriffe in Hogwarts steht. Ich nehme an Dumbledore stopft diesen Leuten das Maul. Dumbledore ist das Schlimmste, was der Schule je passiert ist, sagt Vater.", schrie mein Cousin nun aufgebracht, ich sah grinsend zu Richard, der nur eine Augenbraue hochzog. "Nimm das zurück!", schrie Dracos Freund Goyle. "Was?! Du meinst es gibt jemanden, der noch schlimmer ist als Dumbledore?! Sag schon, wer soll das sein?!", ich sah kurz um die Ecke. Draco hatte sich vor ihm aufgebaut und sah ihn prüfend an. "Harry Potter.", sagte dieser eingeschüchtert und eher fragend. "Sehr gut Goyle, du hast vollkommen recht. Sankt Potter. Und die Leute glauben wirklich der wäre der Erbe Slytherins.", Draco wandte sich wieder von ihm ab und ging auf einen Tisch zu.

"Aber du musst doch irgendeine Vermutung haben wer es ist?", fragte Goyle nervös. "Ich habe keine Ahnung, habe ich dir doch gestern schon gesagt! Wie oft willst du es noch hören?!", antwortete mein Cousin genervt. Er nahm ein kleines Geschenk, welches auf dem Tisch lag an sich und schüttelte es, "Deins Goyle?", dieser schüttelte nur den Kopf. Da Draco mir bedrohlich nahe kam versteckte ich mich wieder hinter der Wand. "Mein Vater hat mir nur so viel gesagt, die Kammer wurde vor 50 Jahren schon einmal geöffnet. Wer es war wollte er mir nicht sagen, nur dass sie ihn rausgeschmissen haben. Als man die Kammer des Schreckens das letzte Mal geöffnet hat wurde ein Schlammblut getötet. Dass dieses Mal Eins stirbt ist nur eine Frage der Zeit. Ich persönlich hoffe es ist Granger.", er hatte nun so eine fiese Tonlage, dass selbst ich bemerkte, dass er dies vollkommen ernst meinte.

"Was ist nur mit euch los? Also irgendwie benehmt ihr euch komisch.", Draco hatte die beiden wohl auch langsam satt. Ich wartete nur noch an der Wand gelehnt, dass ich endlich den Raum betreten konnte, ohne angeschrien zu werden, dass ich gehen solle. "Hey! Wo wollt ihr hin?!", plötzlich rannten Crabbe und Goyle an uns vorbei aus dem Gemeinschaftsraum. Deric, Richard und ich sahen uns verdutzt an. Die hatten es aber eilig, dachte ich mir.
Onkel Lucius hatte also mit ihm über diese Kammer gesprochen. Dass sie vor 50 Jahren schon einmal geöffnet wurde war mir neu. Ich betrat nachdenklich den Gemeinschaftsraum. Ich wusste nicht, wie alt mein Onkel war, aber da er nicht einmal seinem eigenen Sohn sagen wollte, wer sie öffnete kann er es ja nur gewesen sein. Ich setzte mich seufzend auf das Sofa, wo vorhin noch mein Cousin saß. "Was ist das denn für ein Müll?!", schrie dieser plötzlich, anscheinend redete er mit sich selbst. Er hatte das kleine Geschenk geöffnet und nun eine Art kleiner Würfel in der Hand. Doch da er mich keines Blickes würdigte ignorierte ich ihn und sah neugierig zu meinen Freunden, die sich inzwischen auf das Sofa mir gegenübergesetzt hatten. Wir erzählten uns bis tief in die Nacht alles, was uns in der Woche passiert ist, doch dieses Mal zauberte Richard nicht.
Wir beschlossen zusammen zum morgigen Quidditchspiel - Slytherin gegen Hufflepuff zu gehen. Ich hoffte meine Brüder würden sich zusammenreißen und spielten trotz allem als Team.

Da es trotz Frühling noch sehr kalt draußen war, beschloss ich meinen schwarzen Mantel und meinen Slytherinschal zum Spiel anzuziehen.
Zu dritt stiegen wir durch den Schnee runter zum Quidditchfeld. Wir ergatterten uns die besten Plätze, mittig des Feldes in der ersten Reihe. In 10 Minuten sollte es losgehen, ich war sehr nervös. Zwar war Caelum der Hüter und Volans ein Treiber, jedoch könnte ich mir vorstellen, dass Volans die Chance ausnutzt und einen Klatscher in Caelums Richtung jagen würde.
Das Spiel begann und nach nicht mal zwei Minuten schlug Volans mit Hilfe eines Klatschers eine Jägerin der Hufflepuffs von ihrem Besen. Ich grinste, vielleicht war Volans schlau und ließ seine Wut am Gegner aus.


Caelum war ein fantastischer Hüter, er war wie gemacht für diese Position. Er hatte immer den Überblick und durch den neusten Besen war er blitzschnell unterwegs.
Das Spiel endete mit 220 zu 50 für Slytherin. Draco hatte tatsächlich den Schatz gefangen, aber gegen Spieler, wie die Hufflepuffs war ja nichts anderes zu erwarten.
Meine Brüder haben sich nicht auf dem Spielfeld zerfetzt, aber ich fühlte, dass es früher oder später passieren würde. Doch heute wollte ich nicht mehr darüber nachdenken, Slytherin hatte gewonnen und das musste gefeiert werden.

Während sich fast alle Slytherinschüler im Gemeinschaftsraum versammelt hatten und ausgiebig über das erfolgreiche Spiel redeten, betrat unser Hauslehrer den Raum, "Ich störe nur ungerne ihre wohlverdiente Siegesfeier, doch ich muss ihnen eine Nachricht überbringen. ", sagte dieser und rollte ein Pergament aus. Ich saß gespannt auf einem Schreibtisch und sah Professor Snape an. "Aufgrund der aktuellen Ereignisse treten folgende neue Regeln augenblicklich in Kraft; alle Schüler kehren jeden Abend bis 06:00 Uhr in ihre Gemeinschafträume zurück. Alle Schüler gehen bloß in Begleitung eines Lehrers zum Unterricht, ohne Ausnahme.", er blickte in die Runde und sah besonders einige Schüler der vierten Klasse an.


Ich sah verwirrt zu Volans, welcher neben mir auf dem Tisch saß. "Nur weil ein paar Schlammblüter versteinert wurden machen die jetzt so ein Theater?! Die vermisst doch eh niemand.", ich seufzte genervt und sah wieder zum Professor. "Wenn der Angreifer nicht gefunden wird, wird die Schule geschlossen.", er verließ den Raum. Ich sah wieder zu meinem Bruder, der grob seinen Arm um mich legte, "Manche sind nun mal immer noch der Meinung, dass so etwas zaubern darf.", sagte er in einem extrem abwertenden Ton. Ich bemerkte, wie Caelum mich und Volans beobachtete, er sollte nicht den Eindruck haben, dass ich mich für Volans entschieden hatte, aber was sollte ich machen, wenn Caelum nicht mit mir sprach und mich weitestgehend ignorierte? Ich versuchte schnelle Volans Arm loszuwerden, doch er hielt gegen meinen Versuch stand. Ich erntete einen finsteren Blick meines ältesten Bruders, der daraufhin in seinem Schlafsaal verschwand.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt