123. Versteck dich nicht

587 27 2
                                    

"Gönn mir doch ein bisschen Spaß, Rod.", sagte mein Onkel lachend, und stieß mich leicht an.
Mein Vater kam näher und musterte seinen Bruder streng, "Nicht auf Kosten meiner einzigen Tochter."
Ich versuchte mir mein Grinsen zu verkneifen, und spürte plötzlich einen Schlag im Rücken, "Und du solltest dich gegenüber erwachsenen Leuten anständig benehmen.", sagte mein Vater in dem gleichen belehrenden Ton zu mir.
Ich sah ihn abwertend an. Ich konnte es einfach nicht ab, dass er nach 14 Jahren hier auftauchte und versuchte mein Vater zu sein. Doch schließlich gab ich mich geschlagen, denn mein Vater wartete mit seinem bohrenden Blick auf eine Antwort, "Ja, Vater.", sagte ich genervt.
"Aber wo wir schon dabei sind.", ich sah nun meinen Onkel wieder an, während mein Vater sich interessiert zu uns setzte, "Wo ist Scutum?"
Hochmütig nahm mein Onkel sein Glas zur Hand und trank den Rest in einem Zug aus.
Mein Vater zog die Augenbrauen hoch, "So früh am Tag, wirklich, Rabastan?", fragte er vorwurfsvoll.
Mein Onkel ignorierte seinen älteren Bruder und sah mich nachdenklich an, "Ich glaube das wirst du schon früher oder später noch erfahren.", er zwinkerte mir zu und orderte nun von ganz alleine die Hauselfe zu sich.
Mein Vater hatte inzwischen die Finger an seine Schläfe gelegt und sah zwischen Rabastan und mir hin und her, "Verzieh sie nicht.", er erhob sich wieder, "Jedenfalls nicht noch mehr.", er gab ihm einen Brüderlichen Schlag auf die Schulter und verließ wieder den Salon.
Mein Onkel verdrehte leicht grinsend die Augen.
Ich beobachtete Rabastan einige Minuten lang. Mir wurde von Tag zu Tag immer bewusster, dass wir nun mit skrupellosen Mördern unter einem Dach wohnten. Doch wenn ich meinen Onkel gerade in diesem Moment kennenlernen würde, dann würde ich es gar nicht merken. Er hatte auf jeden Fall zwei Seiten. Die geheimnisvolle, irgendwie auch nette Art. Und die kalte, gefühllose Art. Es war wirklich merkwürdig.
Plötzlich drehte mein Onkel sich prüfend um, schließlich beugte er sich wieder zu mir heran, als würde er mir etwas streng vertrauliches sagen wollen, "Ältere Brüder können wirklich nerven, nicht wahr?", fragte er und setzte einen unschuldigen Blick auf.
Ich starrte ihn ernst an, doch ich konnte meinen Blick nicht halten und fing laut an zu lachen, "Und ich habe gleich zwei von der Sorte.", sagte ich grinsend.
"Apropo...wo sind diese Sorten? Ich habe sie den ganzen Tag noch nicht gesehen.", er sah mich fragend an, "Stellen sie etwa was an? Rodolphus und mich konnte man in dem Alter nicht alleine lassen ohne, dass wir etwas 'ausgefressen' hatten."
Doch mein Onkel zuckte anschließend mit den Schultern, "Wobei, mir kann das egal sein. Muss Rod sich drum kümmern."

"Sie sind oben, machen irgendetwas, sie haben mich weg geschickt.", ich versuchte nicht bedrückt zu wirken und sah schräg auf den Tagespropheten. Wieder völlig in Gedanken las ich ein paar langweilige Überschriften.
"Kaum zu glauben. Die vom Propheten schreiben immer noch über die Ministeriumsabteilung.", Wut huschte über das Gesicht meines Onkels und er betrachtete die Zeitung erneut.
Ich spürte wieder einmal wie mein Herz schmerzhaft klopfte. Keiner hatte je das, was im Ministerium geschehen war laut ausgesprochen. Ich wollte nichts davon wissen und selbst wenn, würde ich es nicht von meinem Onkel, der dabei war erfahren wollen. Es brachte ein unangenehmes Gefühl in mir hervor, ein Gefühl von Unsicherheit.
Ich mied den Blick von Rabastan, der dies schnell bemerkte.
"Du kannst dich nicht ewig vor solchen Themen verstecken. Du bist eine Lestrange und ich kann dir sagen, dass dein Vater und noch mehr deine Mutter von dir erwarten, dass du dich auch dem dunklen Lord anschließt.", ich hatte das Gefühl Drohung in seiner Stimme zu hören und sah langsam zu ihm auf.
"Ich verstecke mich nicht.", sagte ich leise murmelnd und sah zu Boden.
Rabastan lachte spöttisch auf, "Volans hat es mir erzählt, Aries. Er wird seine Eltern stolz machen, das weiß ich. Caelum hat es bereits getan, nur deine Zukunft ist ungewiss.", flüsterte er mysteriös.
Ich zuckte mit den Schultern, "Ich bin erst fünfzehn, ich muss mir keine Gedanken machen.", nervös biss ich auf meinen Lippen herum. Noch nie hat es jemand geschafft mich so sehr zu verunsichern.
Mein Onkel seufzte genervt auf und fixierte mich weiter, "Weißt du eigentlich, dass ich dein Patenonkel bin?", fragte er schließlich gehässig, "Wenn deinen Eltern irgendetwas zustoßen würde, dann wäre ich für dich zuständig.", er durchbohrte mich weiter mit seinem Blick, "Und bei mir würde es so etwas nicht geben."
Vorsichtig sah ich zu ihm auf und nickte.
"Ich habe mich dem dunklen Lord sofort nach meinem Abschluss in Hogwarts angeschlossen. Und das nicht nur, weil dein Vater es getan hatte.", er schüttelte ernst mit dem Kopf.
Plötzlich öffnete sich die Tür des Manors und man konnte Stimmen hören.
Ich schreckte auf, denn plötzlich war wieder das ganze Haus zum Leben erweckt worden.
Meine Brüder kamen die Treppe herunter und redeten laut miteinander, meine Mutter und meine Tante waren zurück und meine Mutter ließ das Haus mit ihrem verrückten Lachen erzittern.
"Du verweichlichst deinen Jungen.", sagte meine Mutter vorwurfsvoll, während sie in den Salon trat und der kleinen Hauselfe ihren Umhang über den Kopf warf, ohne sie weiter zu beachten.
"Ich wäre stolz, wenn der dunkle Lord meinen Sohn für so eine Aufgabe auswählen würde.", grob griff sie nach Volans, der gefolgt von Caelum nun in den Salon trat, "Du wärst auch überaus stolz oder mein Junge?", fragte sie meinen Bruder in einem durchgeknallten Ton und drückte ihn sichtlich schmerzhaft.
"Natürlich wäre ich stolz, Mutter.", sagte Volans eingebildet, "Doch manche Leute sind zu feige.", fügte er hinzu und sah zu unserer Tante.
Diese schüttelte mit dem Kopf, "Kein Kind sollte so etwas tun müssen. Außerdem ist Volans älter als Draco.", sagte sie ernst.
Nun fiel der Blick meiner Mutter blitzschnell auf mich, ich schluckte nervös.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt