113. Wieder ein Umzug?

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Meine Gruppe hatte riesiges Glück und wir waren knapp eine halbe Minute vor der anderen Gruppe fertig mit der Übersetzung.
Professor Babbling kam zu uns herüber und untersuchte die Auflösung und nickte zufrieden, "Na klar. 30 Punkte für Ravenclaw und nochmal 30 Punkte für Slytherin.", sagte sie freudig.
Zum Mittagessen trafen Jolka, Brian, Richard und ich uns wie üblich in der großen Halle. Richard berichtete uns, dass die ZAG Prüfungen ein Witz sind und wir uns nicht vor dem kommenden Jahr zu fürchten brauchten.
"Ihr habt nächste Woche die Jahresabschlussprüfung, richtig?", fragte er und legte sich zwei Würste auf den Teller.
Brian nickte leicht, "Zuerst Kräuterkunde und Geschichte der Zauberei."
"Immer hin habt ihr dann das nervigste hinter euch.", Richard lachte und reichte mir ein Brot.
Ich zwang mir ein Lächeln auf, griff nach dem Brot und sah den Tisch hinunter zu meinem Bruder, der mit einem Haufen von Slytherins an der Spitze des Tisches saß. Ich hatte immer noch keinen passenden Zeitpunkt gefunden, um mit ihm zu reden und zu fragen, was nun schon wieder los war.
Als Volans bemerkte, dass ich ihn beobachtete, hielt er dem Blick stand und hoffte wohl so, dass ich mich schnell abwenden würde. Doch da hatte er falsch gedacht, denn ich hoffte, dass er endlich herkommen würde, da ich ihn so anstarrte.
Doch statt aufzustehen, wendete er sich an ein blondes Mädchen, ihm gegenüber. Er deutete kurz zu mir und daraufhin erhob sie sich und kam herüber stolziert, "Dein Bruder möchte dich heute Abend um 9 in der Eulerei treffen.", sagte sie, während sie sich schon wieder halb umdrehte, um sich davon zu machen.
Doch ich lachte ironisch auf, "Um 9? Er ist Vertrauensschüler, er sollte selbst am besten wissen, dass ich um die Zeit nicht mehr auf den Gängen sein darf und sowieso nicht auf den Ländereien.", ich schlug auf den Tisch und schon drehten sich neugierige Schüler nach mir um, "Er hat zwei Möglichkeiten. Anderer Ort oder andere Uhrzeit, sag ihm das.", zischte ich aufgebracht und die Sechstklässlerin stolzierte wieder davon.
"Dein Bruder ist ein Vollidiot.", sagte Richard trocken und aß den Rest seines Nachtisches auf, "Ich muss los.", sagte er mit einem Blick auf die Punktgläser und verließ uns abrupt.
Verwirrt sah ich ihm hinterher und blickte schließlich zu Brian, der mit den Schultern zuckte, "Trifft sich mit irgend so einem blöden Mädchen.", sagte er mit vollem Mund und stopfte sich auch schon weitere Brotscheiben hinein.
"Jolka.", hörten wir eine nicht allzu weit entfernte Stimme rufen.
Beckye Hoke war zu uns herüber gekommen, "Ich kann heute Abend nicht. Wollen wir stattdessen die Mittagspause nutzen und zum See hinunter gehen?", fragte er und reichte ihr seine Hand.
Jolka wurde rot, doch sie griff nach ihr und entfernte sich mit einem entschuldigenden Blick vom Tisch.
Als ich meine Gedanken wieder ordnen konnte, sah ich Brian brodelnd vor Wut an, "Mit WELCHEM Mädchen?!", fragte ich laut und bemerkte, dass Volans wieder einmal zu uns herüber starrte.
Ich schlug mir die Hand auf den Mund und wiederholte meine Frage flüsternd, doch die Wut in meiner Stimme war kaum zu überhören.
"Bonny Ryan, aus der Sechsten.", sagte er und musterte mich, während er auf seinen Lippen herum biss. Plötzlich wurde er ernst, so eine Art kannte ich von Brian gar nicht. Er war stets der lustige und total verplante Typ, "Aries, selbst ich sehe, dass Richard für dich mehr ist, als nur ein Freund. Du musst es ihm sagen, sonst ist es bald zu spät."
Verständnislos blinzelte ich einige Male und versuchte zu verstehen, was Brian gerade von sich gegeben hatte, "Er ist wie ein dritter Bruder.", widersprach ich trotzig und warf einen Probeblick zu Volans hinüber, der immer noch interessiert herüber blickte.
"Nein, Aries. Und wenn ich dir so etwas sage, dann sollte es schon etwas bedeuten, stimmte?", er zog die Augenbrauen hoch und verließ mich nach einem großen Seufzer schließlich.
Wütend schlug ich mit der Faust auf den Tisch und kippte einen Becher dabei um, der sich schnell von alleine wieder auffüllte, nachdem der Saft aufgewischt und der Becher wieder hingestellt wurde.
Schließlich erhob sich mein Bruder und hastete in Richtung Ausgang. Jedoch wurde er, kurz bevor er meinen Sitzplatz erreicht hatte, langsamer und flüsterte mir etwas in Parsel zu.
Ich war kurz erschrocken, denn ich hatte lange niemanden mehr Parsel sprechen hören, doch ich nickte ihm zu, als er mich kurz ansah und wieder fahrt aufnahm.
Zehn Minuten später verließ ich die Halle und machte mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, so wie Volans es verlangt hatte.
Es war ein schöner Tag, weshalb der Gemeinschaftsraum wie ausgestorben war.
Als ich durch die Steinmauer schlüpfte, erblickte ich sofort meinen Bruder, der mit einem mehr als fiesen Grinsen bereits auf mich wartete.
Ich stieg die Stufen der Empore herab und setzte mich ihm gegenüber auf das Sofa.
Erwartungsvoll und ungeduldig sah ich ihn an, doch als er nicht den Eindruck machte, etwas sagen zu wollen, ergriff ich das Wort, "Was hat Caelum dir geschrieben, was dir nicht gefallen hat?", fragte ich vorwurfsvoll und verschränkte die Arme.
Er wischte sich über sein Gesicht und zwang sich ein Lächeln auf, "Sprich Parsel.", zischte er in der Schlangensprache. Genervt verdrehte ich die Augen, "Glaubst du etwa, dass uns jemand in einem leeren Raum berauscht?", ich legte den Kopf schief und wartete auf eine Antwort.
"Tu es einfach!"
"Schon gut, also was schreibt unser Bruder?", fragte ich erneut, doch dieses mal auf Parsel.
Volans erzählte mir, dass Caelum einen ausführlichen Brief über die Lage Zuhause schrieb. Er erwähnte das aufeinander treffen, von Scutum und seinem Vater Rabastan, unseren Onkel. Er schrieb, dass es auf dem Anwesen unserer Eltern bald nicht mehr sicher vor Auroren und Spionen sein würde und wir deshalb im Sommer zu Onkel Lucius zurück kehren müssten.
"Ja, er hat uns groß gezogen und ja, er hat uns alles beigebracht und was weiß ich nicht alles, doch ich möchte, jetzt wo wir endlich das Manor und zusätzlich unsere Eltern haben, wieder bei Draco wohnen.", genervt lehnte er sich zurück.
"Vergiss nicht, dass unsere Eltern und unser Onkel flüchtige Todesser sind, sie werden von hunderten von Auroren im ganzen Land gesucht. Caelum hat recht, wir müssen vorsichtiger sein.", ich hoffte Volans beruhigen zu können, doch er lehnte sich nach vorne und flüsterte, "Glaubst du nicht, dass das Anwesen von Onkel Lucius der erste Ort ist, wo sie suchen werden?", ironisch schüttelte er den Kopf.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt