127. Die Winkelgasse

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Caelum nickte kurz, "Ich hole nur meinen Umhang.", mit einem Plop verschwand er und tauchte keine Minute später wieder neben mir auf.
Irgendwie war ich schon neidisch auf meine Brüder, dass sie beide schon apparieren durften und es auch konnten. Bei mir würde dies noch länger dauern.
"Komm.", sagte mein Bruder und reichte mir seine Hand, die ich ohne zu zögern nahm.
Ich gab zu, das Gefühl zu apparieren war merkwürdig, doch nichts, an das man sich nicht gewöhnen könnte.
Plötzlich spürte ich wieder den Boden unter meinen Füßen, denn wir waren in der Winkelgasse angekommen.
Entsetzt sah ich mich um. Die Gasse schien wie ausgestorben. Von nett dekorierten Fensterfronten, wie sie es sonst immer waren, war nichts zu sehen. Stattdessen leere Läden, die zum Teil auch schon zerstört waren, ließen nun die Winkelgasse in einem ganz anderen Licht dastehen.
Caelum schien dies nicht neu zu sein und er griff nach meiner Hogwartsliste, "Nur drei neue Bücher dieses Jahr?", fragte er mich und zog die Augenbrauen hoch, "Ich hatte im fünften Schuljahr sechs neue. Sie sollten auf die ZAGs vorbereiten."
Er hielt den Blick auf meine Liste und wir gingen die Gasse hinunter in Richtung Flourish and Blotts. Stumm sah ich in die geschlossenen Läden, die einen schaurigen Eindruck machten.
"Nein.", sagte Caelum schließlich und ließ die Liste sinken, "Du kaufst dir noch extra Bücher. Schließlich willst du doch viele ZAGs erreichen oder nicht?"
"Ähm, na ja...", sagte ich zögernd, "Also in Verwandlung muss ich es nicht unbedingt in die Oberklasse schaffen, das gleiche gilt für Astronomie und Geschichte der Zauberei.", sagte ich murmelnd, da ich wusste, dass dies meinem Bruder nicht gefallen würde.
Er blieb stehen und starrte mich gleichgültig an, "Ah ja und in welchen Fächern würdest du gerne in die Oberklasse?"
"Hauptsache in Zaubertränke, Kräuterkunde, Alte Runen und Pflege magischer Geschöpfe.", ich zuckte mit den Schultern und ging weiter, doch mein Bruder holte mich schnell ein.
"Das sind nur zwei Pflichtfächer.", sagte er, als würde ich es nicht wissen, "Du wirst dich anstrengen und auch ein ZAG in Verwandlung, Zauberkunst und vor allen Dingen in Verteidigung gegen die dunklen Künste schaffen, hast du mich verstanden?"
Ohne ihm zu antworten nahm ich die Liste wieder an mich und betrat den Bücherladen.
"Wir sprechen uns Zuhause.", zischte Caelum, der an mir vorbei ging und sich ebenfalls umsah.
"Ja, ja.", sagte ich desinteressiert und ging zu der Auslage mit den Schulbüchern für Hogwarts.
Als ich meine drei Bücher zusammengesucht hatte, kam Caelum mit vier weiteren an, "Zwei Bücher über die dunklen Künste und  jeweils eins für Verwandlung und Zauberkunst.", sagte er schroff und schmiss die Bücher auf meinen Stapel, "Geh bezahlen, ich warte draußen."
Ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken, stellte ich mich in die nicht allzu lange Schlange, um meine Bücher zu zahlen. Ich wollte keinen Ärger mit meinem ältesten Bruder, also kaufte ich die vier Bücher, die nicht auf meiner Liste standen, genug Geld hatte ich ja.

Nach dem bezahlen ging ich mit den Büchern in den Händen hinaus in die Gasse. Caelum zog seinen Zauberstab und ließ die Bücher verschwinden, "Brauchst du noch neue Umhänge?", fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern, "Meine alten sind ein halbes Jahr alt."
Nickend sah er zu mir, "Ich weiß, darum brauchst du neue. Du willst doch keinen abgetragenen Umhang haben, wie die Weasleys? Ich wette mit dir es geht bei denen in der Familie nur eine Ganitur Umhänge rum.", sagte er belustigt und zog mich in den nicht weit entfernten Laden von Madame Malkin.
Mein Bruder ging sofort auf eine der Mitarbeiterinnen zu, "Meine Schwester braucht neue Umhänge für Hogwarts und das etwas schnell, wir haben nicht viel Zeit.", sagte er mit einer Handbewegung.
Die Dame blieb kurz stehen und musterte mich, "Es sind noch einige Schüler vor Ihnen dran, sie mussten auch alle warten.", schnellen Schrittes ging sie weiter auf ein Mädchen zu und ließ sie die Arme ausstrecken.
Caelum verfolgte die Frau, um sie dazu zu drängen erst meine Umhänge zu machen, doch ich zog ihn am Arm, "Lass doch, das dauert nicht mehr lange.", flüsterte ich ihm zu und er biss sich auf die Lippe.
"Ich habe keine Zeit mehr, Aries und ich will dich nicht alleine in der Winkelgasse lassen, es wird bald dunkel."
Lachend sah ich ihn an, "Und was denkst du, wird mir passieren? Glaubst du ich werde in der Winkelgasse entführt?", belustigt sah ich ihn an, doch er schien es kein Stück komisch zu finden, "Komm schon, selbst Vater hätte mich alleine gehen lassen. Du kannst gehen, wenn du keine Zeit hast.", ich zuckte mit den Schultern und nahm auf einem Stuhl im Wartebereich platz.
"Unsere Eltern haben auch kein Verantwortungsbewusstsein, falls du es noch nicht bemerkt hast.", zischte er und sah mich mit hochgezogen Augenbrauen an, "Sie haben mich mit sechs Jahren Volans mitnehmen lassen, würdest du das Verantwortung nennen?", seufzend setzte er sich auf den anderen freien Stuhl und verschränkte die Arme.
Nach zehn Minuten verließ das Mädchen mit ihrer Mutter den Laden, endlich war ich an der Reihe und mir wurden die Umhänge passend abgesteckt.

Nachdem ich meine Bücher und meine Umhänge hatten, verließen wir wieder den Laden. Caelum hielt mir schon seine Hand hin, als ich ihn flehend ansah, "Ich möchte mir noch etwas Süßes kaufen.", sagte ich und versuchte meinen liebevollsten Blick aufzusetzen.
Caelum ließ ein lauten, genervten Seufzer von sich und schüttelte mit dem Kopf, "Bewahr dir das Geld für Hogsmeade auf, der Honigtopf hat viel bessere Auswahl.", sagte er schlicht und streckte erneut seine Hand aus. Ich verzog mein Gesicht, da je älter ich wurde, meine Blicke bei meinem Bruder nichts mehr brachten.
Abwartend sah Caelum mich an. Als ich immer noch nicht nach seiner Hand griff, packte er mich einfach am Oberarm und wir apparieren zurück zum Manor unseres Onkels.
Auf dem Torweg kamen wir an und ich stolperte einige Meter von meinem Bruder weg, "Caelum, das war nicht fair!", schrie ich so laut, dass es in der Ferne hallte.
Mein Bruder jedoch ging selbstgefällig in Richtung der Türen vom Manor und verzog keine einzige Mine.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt