89. Die Petze

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Aus Dracos Schlafsaal erschien nun auch Richard, der nachsehen wollte, was los war.
Er sah von mir zu Volans, der immer noch am Boden lag und versuchte sich das Grinsen zu verkneifen, "Lass doch, Draco.", sagte Richard ruhig, "Es wird einen Grund haben, warum sie ihn angegriffen hat."

"Ich bin Vertrauensschüler, ich habe für Ordnung zu sorgen und außerdem ist sie meine Cousine.", sagte er kalt und ließ von mir ab, um dem geschockten Volans zu helfen. Er richtete seinen Zauberstab auf Volans und sprach den Gegenfluch.
Da Richard wusste, dass mein Bruder so etwas nicht auf sich beruhen ließ, stellte er sich hinter Draco, um Volans im Falle aufhalten zu können.
Volans rappelte sich auf, doch er zog seinen Zauberstab nicht. Er schubste Richard und Draco aus dem Weg und stürmte auf mich zu.
Ich riss die Augen auf und wollte mich gerade umdrehen, um in meinen Schlafsaal zu flüchten, doch Volans hatte mich bereits am Ohr gepackt und zog mich hinter sich her, "Und wir werden jetzt zu Professor Snape gehen!", sagte er laut und kniff noch doller in mein Ohr.
Ich war erschrocken, doch zeigte kein Schmerzgefühl, diesen Triumph wollte ich ihm auf keinen Fall gönnen.
Stumm folgte ich Volans, der den ganzen Weg kein Wort mit mir sprach, doch von Schritt zu Schritt immer stärker in mein Ohr kniff.
Ich hatte mich bereits weiter gebeugt, um dem Schmerz zu entgehen, als er an Snapes Tür klopfte. Es dauerte eine Weile, bis das Schloss klickte und die Tür geöffnet wurde.
"Mister Lestrange...?", sagte der Lehrer überrascht, doch ließ uns sofort rein.
Erst als Snape die Tür schloss, ließ Volans mich los und schubste mich mitten in den Raum.
Fragend sah Professor Snape von mir zu Volans und von Volans wieder zu mir.
Mein Ohr brannte und schmerzte heftig, doch ich ließ es mir nicht anmerken.
Der Professor verschränkte inzwischen die Arme und sah Volans, statt mich, die er hergeschleift hatte, vorwurfsvoll an.
"Aries hat einen Schockzauber auf mich geschleudert, als ich zu Bett gehen wollte.", sagte er patzig und versuchte seine Wut zu beherrschen.
Snape schwenkte den Kopf und sah nun mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, "Stimmt das, Miss Lestrange?", fragte er immer noch überrascht.

"Ja, das stimmt, aber-"

Snape hob mahnend den Finger und wendete sich wieder an meinen Bruder, "Und Sie, Mister Lestrange, was haben Sie getan, dass es zu diesem Vorfall kommen musste?"

Mit offenem Mund schüttelte Volans den Kopf, "Ich habe rein gar nichts getan, Sir.", sagte er überzeugend, doch Snape legte den Kopf schief und musterte ihn, ohne etwas zu sagen. Anschließend musterte er mich und wendete sich wieder meinem Bruder zu, "Nennen Sie das etwa geschwisterlichen Zusammenhalt?", fragte er Volans, "Wieso haben Sie beide andauernd Auseinandersetzungen, seit dem Ihr Bruder nicht mehr an dieser Schule ist?", fragte er an uns beide gewandt.

Ich schluckte schwer und dachte erneut an Caelum.
"10 Punkte Abzug für Slytherin. Für jeden von Ihnen.", sagte er aufbrausend und sah uns beide prüfend an.
"Ich sage Ihnen beiden ein letztes Mal, dass ich solche Zankereien in meinem Haus nicht dulde. Sollten Sie sich noch ein einziges Mal ein solches Verhalten leisten, bestrafe ich das mit einem Monat nachsitzen und Quidditchverbot."

Volans sah vom Boden auf und fing an zu protestieren, "Ich bin Kapitän unserer Hausmannschaft, Sir!"
Snape ging langsam auf Volans zu, "Dann rate ich Ihnen sich angemessen zu benehmen!", zischte er, packte uns beide am Kragen und schmiss uns aus dem Zimmer, "Ab in Ihre Schlafsäle, sofort.", sagte er wütend und Volans und ich suchten schnell das Weite.
An diesem Abend tauschten wir kein einziges Wort mehr und verschwanden in unsere Schlafsäle.

Es war inzwischen Dezember. Der Schnee fiel unentwegt und schneite sogar die Fenster der Klassenzimmer zu. Auch in der großen Halle waren die hohen Fenster mit Schneemauern geschmückt.

"Er plant irgendetwas.", sagte ich feststellend, als Jolka, Brian, Logan, Richard und ich ziellos über die Ländereien von Hogwarts schlenderten.
"Der plant nichts. Er will einfach nur über die Ferien nach Hause, das will doch fast jeder oder etwa nicht?", fragte Jolka und strich mit der Hand über den Schnee, der sich auf einem Tannenast aufschichtete.
"Um ein fröhliches Weihnachtsfest mit Caelum zu feinern?", sarkastisch sah ich sie an und schüttelte mit dem Kopf, "Ich muss es irgendwie schaffen auch nach Hause zu kommen. Außerdem will ich Caelum wieder sehen und-"

"Ihm kräftig ein reinwürgen.", beendete jemand hinter uns meinen Satz.
Draco kam mit Crabbe und Goyle angestapft und grinste mich höhnisch an. Verwirrt drehte ich mich um und musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Volans hat mir alles erzählt, leugne es nicht, Aries, Volans will sich bei Caelum rächen, jetzt wo er auch außerhalb der Schule zaubern darf."

Mir klappte die Kinnlade herunter und ich suchte schnell nach Richards Blick, "Du hast gesagt, dass er das niemals tun würde!", rief ich so laut, dass ich mein Echo hören konnte.
Als keine Antwort kam, schubste ich Draco und seine Gorillas zur Seite und hastete zurück zum Schloss.
Ich hatte zwar lange nicht mehr mit Volans gesprochen, doch es wurde Zeit, dass ich ihn zur Rede stellte.
"Wo ist mein Bruder?", rief ich hektisch einer vorbei gehenden Gruppe von Slytherins zu.
"Eben war er noch vor der großen Halle.", rief eines der Mädchen mir hinterher und ich machte mich auf den weg dort hin.
Mit rasendem Herz kam ich vor der großen Halle zum stehen. Volans saß in der großen Halle tief über seine Hausaufgaben gebeugt.
Leise ging ich den Tisch entlang und setzte mich ihm gegenüber hin, "Volans.", flüsterte ich und versuchte erwachsen zu klingen.
Er blickte auf, legte seine Feder zur Seite und verschränkte seine Arme vor der Brust, "Wird aber auch mal Zeit, dass du dich bei mir entschuldigst.", sagte er vorwurfsvoll.

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05.09.2021: Richard Boith

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