130. Vater und Tochter

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"Du läufst vor allem davon. Du weichst Themen und unangenehm Situationen aus. Nur Feiglinge machen so etwas.", er stand nun fast vor mir und sah mit einem herablassenden Blick auf mich hinunter, "Wieso, Aries?"
Dies war das erste Gespräch mit meinem Vater, wo niemand anwesend war, der mir hätte helfen können. Schließlich blickte ich zu Boden, denn ich konnte dem bohrenden Blick meines Vaters nicht mehr standhalten, "Ich bin nicht feige und ich bin auch nicht unsicher.", sagte ich laut, "Ich will nur nicht...", ich wusste, dass ich meinem Vater nicht die Wahrheit sagen sollte, denn sie würde ihm nicht gefallen.
"Ich will nur...", flüsterte ich anschließend. Ich riskiere kurz einen Blick in die Augen meines Vaters und platzte schließlich doch mit meinen Gedanken heraus, "Ich bin noch ein Kind!", sagte ich entsetzt.
Ich hätte erwartet, dass mein Vater ausrasten würde, dass er anfangen würde zu schreien, doch dem war nicht so. Stattdessen fing er spöttisch und laut an zu lachen, "Natürlich bist du das. Entschuldige, dass ich das vergessen habe.", er schüttelte mit dem Kopf, als könnte er es nicht glauben, "Wir werden dich natürlich erst mit 17 Jahren einbeziehen, wenn das dein Wunsch ist.", sagte er mit einem Lachen im Gesicht, welches sich schnell zu einem mörderischen Blick änderte. Er kam einen weiteren Schritt auf mich zu und ich schreckte zurück. Er packte mich schmerzhaft an den Oberarmen und drückte sie mit voller Kraft zusammen, "Dem dunklen Lord ist es egal, wie alt du bist! Er sieht in dir und deinem Bruder potential und nur das ist was zählt! Du solltest dich geehrt fühlen und nicht so ein Aufstand machen! So hat Lucius dich ganz bestimmt nicht erzogen. Du bist eine Lestrange, kein dummes Schlammblut, also benimm dich deiner Herkunft entsprechend, haben wir uns verstanden?", er sah mir mit seinem verrückten Blick in die Augen.
Verstehend nickte ich schnell, in der Hoffnung er würde mich loslassen.
"Haben wir uns verstanden?", wiederholte er sich laut.
"Ja, Vater, ich habe dich verstanden!", sagte ich laut und atmete erleichtert auf, als er meine Arme losließ.
Mit einem selbstgefälligen Lächeln sah er mich an und nickte zufrieden, "Warum nicht gleich so?", fragte er bedrohlich.
Ich schluckte schwer und sah meinem Vater entschuldigend in die Augen, "Es tut mir Leid, Vater. Es wird nicht mehr vorkommen.", sagte ich monoton und blickte ihn emotionslos an.
Es schien mir, als hätte mein Vater mein zögerliches Verhalten gegenüber der Loyalität zum dunklen Lord gebrochen.
Er warf mir noch einen strengen Blick zu, bevor er wieder mein Zimmer verließ.
Plötzlich wurde es mir klar. Ich hatte einen Vater. Ich wusste nicht, ob er sich verhielt, wie ein Vater es tun würde, im diesem Moment begann ich ihn als Vater zu akzeptieren und seinen Wünschen zu folgen, denn ich war wie er eine Lestrange.

Die Sommerferien neigten sich langsam dem Ende zu.
Ich war irgendwie ein wenig traurig meine Familie verlassen zu müssen. Ich wusste, dass ich meinen Onkel am meisten vermissen würde und suchte in den letzten Tagen, vor der Abreise nach Hogwarts besonders seine Nähe.
"Streng dich an, wenn du zurück in der Schule bist. Die ZAGs stehen an.", sagte er Ernst, als würde das noch meine Zukunft bestimmen.
Spöttisch lachte ich auf, "Natürlich, ich werde keine Freizeit mehr haben nur nur noch lernen, Onkel Rab.", sagte ich lachend, als er auch schon zu nicken begann.
"Genau so wird es sein, genieß noch deine letzten freien Tage.", flüsterte er mir gemein zu, "Außerdem steht die Planung deiner Zukunft an, du solltest dir etwas gutes ausdenken."
Ich nickte kurz, "Ich denke ich werde sagen, dass ich gerne Heilerin werden würde."
Mein Onkel nickte zustimmend, "Ein guter Einfall. Es wird sowieso nur notiert und verschwindet danach in eine Schublade.", sagte er schulterzuckend.
Plötzlich kam mein Vater mit meinen Brüdern im Schlepptau in den Salon. Sie führten ein angeregtes Gespräch, während mein Vater wieder einmal auf das Bücherregal zuging, um an sein Geheimversteck zu kommen.
Mein Onkel und ich stellten sofort unser Gespräch ein.und beobachteten die drei.
"Du kannst es mir auch später geben, Vater.", sagte Caelum ruhig, während Volans ihn zur Seite riss und nun neben mein Vater trat, "Ich will es aber sofort.", sagte er hartnäckig und bekam den Ellenbogen von meinem Vater zu spüren.
Ein wenig beleidigt rieb mein Bruder sich die Rippen und ich lachte lauter, als es geplant war auf.
"Ruhe dahinten.", sagte unser Vater laut, beachtete mich jedoch nicht weiter.
Auch mein Onkel sah mich streng an.
Ohne weitere Einwände sah ich zu Boden und wartete, bis mein Vater mit meinen Brüdern den Salon wieder verlassen hatte.
Prüfend sah ich in die Augen meines Onkels, der nun wieder ein wenig entspannter wirkte, "Volans ist wirklich nervtötend.", sagte er vorsichtshalber flüsternd, "Er hat sehr viel Ähnlichkeit mit eurer Mutter."

"Ja, es wurde oft gesagt, dass Volans wie Mutter sei und Caelum wie Vater. Ich hingegen...", ich seufzte und sah Rabastan kurz an, "Na ja, ich bin niemanden ähnlich.", sagte ich schulterzuckend.
Doch mein Onkel zog die Augenbrauen hoch, "Du bist genau so, wie Rodolphus, als er in deinem Alter war. Dickköpfig, ein eigener Wille und kein Benehmen.", er zuckte mit den Schultern, "Deine Eltern können nicht leugnen, dass du ihre Tochter bist, Aries. Du hast viel mehr von ihnen, als du denkst. Ich bin mir sogar sicher, dass du am meisten Ähnlichkeit mit ihnen hast."
Ungläubig sah ich ihn an und schüttelte mit dem Kopf, "Vater hat mich vor einiger Zeit als Feigling betitelt. Er sagte, ich sollte mich mehr wie eine Lestrange benehmen...", murmelte ich leise, doch Rabastan grinste erneut, "Genau das sagt er, weil er sich selbst in dir sieht. Er weiß, dass er ein unmögliches Verhalten hatte und will dich in die richtige Richtung lenken, denn er lernte es auf die harte Weise.", sagte mein Onkel leise und legte fast schon stolz seine Hand auf meine Schulter, "Unser Vater war streng, sehr streng. Ich hoffe nur mein Bruder nimmt sich kein Beispiel an ihm."
Ich hatte niemals das Gefühl meinem Vater so ähnlich zu sein. Natürlich machte nun alles einen Sinn und mein Onkel musste es ja wohl am besten wissen oder etwa nicht?

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt