16. Isle of Skye

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Die erste Ferienwoche war inzwischen schon um. Ich wachte verspätet auf, das Frühstück hatte ich verschlafen. Desinteressiert stand ich aus meinem Bett auf, öffnete mein Fenster und atmete die frische Morgenluft ein. Es hatte inzwischen geschneit und die Ländereien meines Onkels waren blendend weiß. Ich strahlte, denn ich liebte den Schnee.
Die Eingangstür des Manors krachte, ich lehnte mich weiter aus dem Fenster, um zu sehen was dort vor sich ging und erblickte Draco, Volans und Theodore, alle trugen dicke Wintermäntel, Mützen und Schals. "Guten Morgen, Aries, kommst du auch gleich raus?", rief mein Cousin zu mir nach oben.

Ich gähnte, bevor ich zur Antwort nickte und mein Fenster wieder schloss. Es war die Tradition von uns Kindern jedes Jahr, einen Tag vor Weihnachten, einen großen Schneemann vor der Tür zu bauen. Ich zog mich schnell an, schnappte mir meinen Wintermantel, rannte die Treppe herunter und stieß fast mit meiner Tante zusammen, "Es ist gleich schon 9 Uhr Aries.", sagte sie streng. Ich nickte, "Die Uhr kann ich schon lange lesen, aber danke Tante Zissy.", grinsend rannte ich an meiner Tante vorbei. "Wo ist deine Mütze?!", schrie sie mir noch hinterher, doch ich tat so als würde ich sie nicht mehr hören und knallte die Tür hinter mir laut zu.

Ich sah mich suchend um, "Wo ist Caelum?", ich sah zu Volans, "Er sagt er wäre zu alt für so etwas.", er verdrehte genervt die Augen. "Wir werden auch ohne ihn Spaß haben Schwesterherz.", die drei Jungs drehten sich um und gingen los, ich folgte ihnen. "Der Platz ist gut.", Draco deutete auf einen Fleck im Schnee.

Wir bauten den ganzen Vormittag an unserem Schneemann und Volans hatte Recht, es machte auch Spaß ohne unseren Bruder. Selbst die Anwesenheit von Theodore störte mich nicht.
"Er wird von Jahr zu Jahr besser.", sagte ich als er fertig war und sah zu den Jungs rüber, wir grinsten uns kurz an, bis plötzlich ein lauter Knall uns aufschrecken ließ. Ich hob schützend meine Hände vor mein Gesicht.


Als ich mich traute sie wieder runter zu nehmen sah ich, dort wo eben noch der perfekt gelungene Schneemann stand nur noch einen Haufen Schnee liegen. "Ihr sollt zum Essen hereinkommen.", Caelum stand mit erhobenem Zauberstab auf den Absätzen der Treppe vom Manor und grinste. "Du hast sie doch nicht mehr alle!", Volans schoss wütend auf ihn zu, riss ihn mit seiner ganzen Kraft von der Treppe und drückte Caelum in den Schnee. Es dauerte nicht lange und Caelum ergriff die Oberhand. Er saß nun auf Volans drauf und drückte seinen Kopf immer wieder in den Schnee. Draco und Theodore standen neben mir und unterhielten sich, als wäre nichts geschehen. Ich stapfte wütend auf Caelum zu, der mit dem Rücken zu mir saß, ich schmiss mich mit meinem ganzen Körpergewicht auf ihn. Es gelang mir sogar ihn so von Volans abzulenken, dass dieser sich befreien konnte.

Caelum schnappte nach seinem Zauberstab, den er bei dem Sturz verloren hatte und hielt ihn Volans entgegen, "Petrificus Totalus!", wie erstarrt viel Volans in den Schnee und bewegte sich nicht mehr. "Man Caelum, war das echt notwendig?!", schrie ich ihn an, doch dieser grinste mich nur an. "Lass mich doch auch mal meinen Spaß haben.", er steckte seinen Zauberstab zurück in seinen Stiefel und sah uns auffordernd an. "Kommt ihr nun Essen?", fragte er und drehte sich schon um, um zu gehen. "Du kannst deinen Bruder doch nicht so im Schnee liegen lassen!", sagte Theodore entsetzt. "Und wie ich das kann. Und wenn du mich weiter so nervst wirst du demnächst an seiner Stelle sein. Aber nicht vor der Haustür, sondern in den Wäldern.", Caelum ging zurück ins Manor und ließ einen verängstigten Theodore und einen erstarrten Volans zurück.
Ich kannte den Gegenzauber, jedoch durften wir außerhalb von Hogwarts noch nicht zaubern. Ich sah verzweifelt meinen Cousin an, der meinen Blick erwiderte, "Wir ziehen ihn rein, komm Theodore!", Draco befahl es ihm in einem Ton, dass Theodore ihm sofort Folge leistete.

15 Minuten später saßen wir alle, eingeschlossen Volans im Speisesaal und aßen. Volans und Caelum tauschten immer wieder zornige Blicke aus. Ich hasste es, wenn die beiden stritten, ich stand jedes Mal zwischen ihnen, es war egal was ich in so einer Situation tat, einer von beiden war anschließend sauer auf mich. Ich saß still auf meinem Stuhl und aß lustlos das Mittagessen, natürlich vermied ich den Blickkontakt zu meinen Brüdern. Nachdem der Hauself mein Teller abräumte fragte ich meinen Onkel, ob ich in mein Zimmer gehen könnte. "Kannst du mich auch ansehen, wenn du schon mit mir redest?", ich sah auf und wiederholte meine Frage. Mein Onkel nickte nur.


Ich stand auf und verließ den Speisesaal schnell, blieb aber hinter der nächsten Ecke stehen und lauschte, als mein Onkel anfing zu reden, "Nur weil du nun volljährig bist heißt es nicht, dass du auf deinen jüngeren Bruder losgehen kannst. Ich dachte immer du wärst erwachsen genug um ordentlich und durchdacht handeln zu können. Ich habe mich wohl geirrt.", ich hörte, wie er aufstand und mit seinem Gehstock immer näherkam. "Nach meinem Abschluss bin ich sowieso weg von hier!", schrie Caelum meinen Onkel an. Ich hörte wie er stehen blieb, "Du solltest extrem dankbar sein, dass wir dich hier aufgenommen und großgezogen haben! Und wohin willst du bitte? Du hast rein gar nichts!", Onkel Lucius sprach in einer beängstigenden Stimmenlage. "Mein Vater und sein Bruder haben ein Anwesen, auf der Isle of Skye in Schottland, ich werde es finden und Aries wird nachkommen, wenn ich es gefunden habe!", sagte mein ältester Bruder aufgebracht.

Schnell rannte ich die Treppen hoch und schloss die Tür meines Zimmers leise.
Caelum kann sich also noch daran erinnern, wo er groß geworden ist, er hätte also auch meine ganzen Fragen beantworten können! Ich war überglücklich, aber einerseits auch entsetzt, wie er mit unserem Onkel sprach. Natürlich war er kein wirklicher Vaterersatz, jedoch gab er schon immer sein Bestes. Er hat uns eigene Zimmer gegeben, uns unterrichtet und sich viel Zeit für uns alle genommen. Ich schmiss mich auf mein Bett. Sollte das nun heißen, dass Caelum nach seinem Abschluss mich hier alleine lassen wird, bis er das Anwesen gefunden hat? Ich verzog das Gesicht bei dem Gedanken, ich wollte hier nicht ohne meinen ältesten Bruder bleiben, ich brauchte ihn doch.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt