124. Familienerbstücke

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"Sieh dir Aries an, sie ist jünger, als dein geliebter Sohn. Doch ich weiß, dass sie so einen Auftrag, vom dunklen Lord höchstpersönlich, liebend gerne ausführen würde. Habe ich recht, Kind?", fragte sie nun mich.
Ich sah kurz hilfesuchend zu meinem Onkel, der nur schadenfroh vor sich hin grinste und anschließend wieder zu meiner Mutter, "Natürlich würde ich das, Mutter.", bestätigte ich ihre Aussage.
Höchst zufrieden mit mir und Volans, lächelte sie ihre Schwester an, die mit dem Kopf schüttelte.
Plötzlich legte Rabastan grob seinen Arm um meinen Hals und zog mich zu sich, "Lügnerin.", flüsterte er in einem Ton in mein Ohr, dass mir ein kalter Schauer den Rücken herunter lief.

Einige Wochen später schwirrte ich wieder einmal im Manor herum. Es war fast unmöglich geworden den Erwachsenen aus dem Weg zu gehen.
Draco kam ich kaum noch zu Gesicht. Er trieb sich die meiste Zeit in der Nokturngasse herum oder blieb allein in seinem Zimmer.
Meine Brüder taten so, als wären sie schon immer die besten Freunde gewesen. Und ich fühlte mich so alleine wie noch nie.
Eigentlich hätte doch alles perfekt sein müssen, wo unsere Familie wieder vereint war, doch dem war nicht so.
Zu meinem Onkel Rabastan baute ich schnell eine gute Beziehung auf. Auch wenn er fast so alt war wie mein Vater, fühlte es sich so an, als hätte ich einen weiteren Bruder in ihm gefunden. Er war so, wie Caelum einst war, als ich noch jünger war. Er war auf seine Weise streng zu mir, machte mir mehr als ein Mal riesige Angst, doch er erzähle mir Geschichten aus seiner Zeit in Hogwarts, von seinen Streichen und auch davon, dass er immer nur als der Bruder von Rodolphus Lestrange gesehen wurde. Er wusste also wie es mir einige Male erging.
Mein Vater hielt sich so weit er konnte fern vom Salon. Wenn er mal am Kamin saß, wirkte er mehr teilnahmslos und verträumt. Manchmal fragte ich mich, ob er wohl schon immer so war oder ob Askaban ihn dazu gemacht hatte.
Als ich das Arbeitszimmer von meinem Onkel Lucius erreichte, hörte ich, dass jemand dort drin war.
Ich öffnete vorsichtig die halb angelehnte Tür und erblickte meinen Vater, der wie wild die einzelnen Bücher aus dem Regal mit Hilfe seines Zauberstabes herausriss und auf den Boden fallen ließ.
Er wirkte wütend, denn er suchte anscheinend etwas, was nicht dort war, wo er es erhofft hatte.
"Dad?", fragte ich vorsichtig und schlug mir schnell die Hand auf den Mund, als er mich ansah, als würde er mir Schmerzen zufügen wollen, "Vater, meine ich.", flüsterte ich schnell hinterher.
Plötzlich richtete er den Zauberstab auf mich und ich hatte das Gefühl mich nicht mehr bewegen zu können. Doch anstatt mir etwas zu tun, schloss er nur mit einem weiteren Schlenker die Tür des Zimmers, "Sei nicht so laut.", sagte er nun wieder ruhig und wendete sich den großen Regalen wieder zu.
"Was suchst du denn im Zimmer von Onkel Lucius?", fragte ich ihn verwirrt.
"Ein Buch. Es ist ein altes Erbstück unserer Familie. Dort stehen die größten Geheimnisse drin und es wird von Generation zu Generation an den ältesten Sohn weiter gegeben.", sagte er schnell.
Ich trat langsam einige Schritte näher und begutachtete nun zum erstenmal die Regale aus der Nähe.
"Euer Onkel hätte es Caelum geben sollen, als er volljährig geworden war. Doch Caelum sagte mir, dass dies nie geschehen ist.", wütend riss er weiter die Bücher aus den Regalen, ohne Rücksicht auf mich flogen sie durch den Raum und trafen mich am Schienbein und flogen mir auf die Füße.
Ich sah mich gerade auf dem Boden um, vielleicht erblickte ich ja ein Buch, welches es sein könnte, als mir ein Buch direkt gegen die Stirn flog.
Mehr vor Schreck, als vor Schmerz schrie ich auf und mein Vater drehte sich prüfend zu mir um. Ich rieb mir mit der Hand die Stirn und mein Vater lächelte mich nur boshaft an, bevor er sich wieder den Büchern zuwendete.
Während ich so da stand und meine Stirn rieb, fiel mir ein altes Buch ins Auge. Es stand ganz unten in einem Regal, sofort fiel mir ein das dunkle, lederne Einband mit den komplizierten Verzierungen auf. Schließlich ging ich näher und zog es heraus. Auf dem Deckel erschien, als ich es berührte, langsam das Wappen der Lestranges. Wie ein Heiligtum strich ich drüber und grinste stolz, "Vater, ich glaube ich habe es gefunden.", sagte ich laut.
Schlagartig hörte er auf mit dem, was er gerade tat und bahnte sich durch die Bücher, die kreuz und quer auf dem Boden lagen einen Weg zu mir herüber.
Stolz legte er seine große Hand auf meinen Kopf und nahm mir das Buch ab, "Wie lange ich es nicht mehr in den Händen hielt.", flüsterte er glücklich, doch sein Blick fiel kurz danach auf meinen Arm.
Plötzlich packte ihn und zog ihn schmerzhaft zu sich heran. Er musterte mein Armkettchen von allen Seiten, "Blutsbund?", fragte er ohne meinen Arm endlich loszulassen.
Ich jedoch sah ihn nur schmerzverzehrt und fragend an.
"Ich kenne diesen Schmuck, genau so wie den Ring von Volans und die Kette von Caelum. Es sind alles alte Familienstücke, die zur Bindung von Familienmitgliedern genutzt wurden.", langsam ließ er meinen Arm los und sah mich mit einem verrückten Lächeln an, doch ich wusste nicht recht, was mein Vater mir sagen wollte. Da ich auch nicht zeigen wollte, dass ich wieder einmal unwissend war nickte ich nur und zwang mir ein Lächeln auf, bis meinem Vater endlich das Buch wieder einfiel, welches er seinem ältesten Sohn schenken wollte und mich alleine im Zimmer zurück ließ.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt