86. Volans der Troll

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Als ich zurück in den Gemeinschaftsraum kehrte, herrschte Ruhe.
Die Fünftklässler lernten wie verrückt, denn ihre ZAGs rückten immer näher.
Entspannt ließ ich mich auf ein Sofa fallen und sah grinsend über die Schulter zu meinem Cousin, der mit Richard an einem Tisch saß und sich den Kopf über Kräuterkunde zerbrach.
Ein Glück bin ich erst in der vierten Klasse und musste mich nicht um so etwas, wie die ZAGs kümmern.
Sowieso machte ich mir über etwas anderes Gedanken, denn Caelum, der versprochen hatte sich regelmäßig zu melden, schrieb mir seit einigen Wochen nicht mehr. Selbst zu meinem 15. Geburtstag kam kein Brief an. Ob er damit beschäftigt war Scutum aus Hogwarts entfernen zu lassen?
"Volans.", stöhnte ich gelangweilt, als ich meinen Bruder hinter mir vorbeigehen bemerkte.
"Mh?", er sah mich nicht einmal an oder blieb gar stehen um abzuwarten, was ich von ihm wollte.
Entsetzt richtete ich mich auf und folgte ihm an einen Tisch. Volans packte zwei Zweitklässler am Kragen und schubste sie von dem Tisch weg. Ohne sich ihre Sachen zu schnappen verzogen die beiden sich, weit weg von uns. Ich sah den beiden kurz hinterher, bevor ich mich wieder an Volans wendete. Gerade, als ich zu reden beginnen wollte, stoppte mein Bruder den Versuch, "Halt den Mund oder ich verpasse dir Strafarbeiten.", sagte er in einem gleichgültigem Tonfall, schlug sein Buch auf und fing an seine Hausaufgaben zu bearbeiten.
Wütend verzog ich das Gesicht, Volans hatte mir im vergangenen Jahr schon einmal eine Strafarbeit aufgebrummt, mit so etwas bluffte er nicht nur.

Schweigend blickte ich durch den Raum und fing Richards Blick auf. Er zog die Augenbraue hoch, anscheinend wollte er wissen, wieso ich mir so etwas von Volans gefallen ließ. Ich bewegte meine Lippen, und versuchte stumm mit ihm zu kommunizieren, als Volans den Kopf hob.
Er blickte über seine Schulter und bemerkte Richard, der sich schnell abwandte, "Hast du keine Hausaufgaben zu machen, Aries?", fragte er mich pampig.
Zögernd sah ich ihn an und entfaltete ein Papierknäuel, welches auf dem Tisch lag, "Doch, schon aber...", ich blickte auf und sah in die kalten Augen meines Bruders. Er kniff die Augen zusammen, "Dann hol deine Sachen und fang gefälligst an.", zischte er und riss mir das Knäuel aus den Händen.
Ich schluckte, Volans Stimmung war fast wie das Wetter in Schottland, unberechenbar und sehr wechselhaft.
Ich sah durch den Gemeinschaftsraum und erblickte schließlich meine Schultasche auf dem Sofa vor dem knisternden Feuer.
Langsam stand ich auf, schlürfte zum Sofa hinüber und schnappte mir meine Tasche. In dem Moment erhob sich Pansy, die mit Richard und Draco an einem Tisch saß, "Gute Nacht.", sagte sie und verließ die beiden.
Ich ergriff die Chance und setzte mich schnell zu ihnen. Meinen Bruder konnte ich gerade einfach nicht ertragen.

Erleichtert aufatmend packte ich mein Buch für Geschichte der Zauberei auf den Tisch und begann zu blättern.
Richard grinste mich bereits an, "Na? Hast du es geschafft vor dem Troll zu flüchten?", fragte er flüsternd und wendete sich wieder seinem Aufsatz in Astronomie zu.

"Auch wenn du flüsterst kann ich dich hören, Boith.", ertönte die laute Stimme meines Bruders und schon stand er zwischen uns.
Belustigt sah Richard ihn an und auch Draco beobachtete nun die Situation.
"Dir sollte man Manieren beibringen.", flüsterte er bedrohlich, "Leider habe ich als Vertrauensschüler kein Recht dich zu foltern, also schreibst du zum morgigen Tag achtzig Mal "Ich beleidige keine Vertrauensschüler.", sonst droht Slytherin Punktabzug und das wollen wir beide nicht oder Boith?", Volans hatte sich inzwischen zu ihm heruntergebeugt und lächelte ihn triumphierend an. Auch im Gesicht meines Cousins erschien ein hämisches Grinsen, als Volans sich abwandte, seine Sachen zusammensuchte und in seinem Schlafsaal verschwand.
Ich schlug Draco mit voller Wucht gegen seinen Oberarm und er schreckte zusammen, "Soll ich mir als Vertrauensschüler", letztes Wort sagte er extra laut, "Etwa ein Beispiel an deinem Bruder nehmen, Aries?", fragte er drohend und schlug halbherzig zurück.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt