120. Das Kennenlernen

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Ich erwachte am nächsten Morgen um acht Uhr und hörte bereits Geräusche aus dem Untergeschoss.
Ich zog mir meine besten Sachen an. Mein Herz raste vor Aufregung und ich atmete schwer, als ich nach dem Türknauf griff.
Ich öffnete die Tür und atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Treppe hinabstieg.
Die Zimmertür meiner Bruders war bereits geöffnet, was mir sagte, dass er schon unten sein musste.
Ich versuchte selbstsicher wie immer zu wirken, als ich die Treppe hinunter stieg und schließlich um die Ecke in den Salon ging.
Ich erblickte sofort meine Tante, die besorgt, aber glücklich aufsprang und mich begrüßte, "Willkommen Zuhause, Aries. Hast du gut geschlafen? Wie war die Heimreise? Hast du was neues in der Schule gelernt?", fragte sie, während sie mich an sich drückte.
Plötzlich hörte ich ein irres Lachen, "Verhätschel das Kind nicht so, Zissy.", ich hörte Schritte näher kommen und riss mich von meiner Tante los.
Nur einige Meter von mir entfernt blieb sie stehen und begutachtete mich skeptisch, während sie elegant ihren Zauberstab zwischen den Fingern drehte.
Sie hatte den selben kühlen und distanzierten Blick, wie Volans und hörte gar nicht mehr auf mich zu mustern, "Begrüßen können diese Kinder einen auch nicht. Ich bin mir langsam sicher, dass du irgendetwas falsch gemacht hast.", sagte meine Mutter zu ihrer Schwester.
Meine Tante sah sie entsetzt an, als meine Mutter näher kam und mit der Spitze ihres Zauberstabes unter mein Kinn fuhr. Langsam drückte sie somit meinen Kopf nach oben und ich sah ihr direkt in die Augen.
Als ich ihre Augen erblickte, die mich wieder einmal an Volans erinnerten, konnte ich nicht anders, als trotzig zu antworten, "Hallo Mutter.", sagte ich grinsend und biss meine Zähne zusammen, "Lange nicht gesehen, 14 Jahre, stimmt's?", fragte ich sie und lächelte nun fies.
Ich wusste nicht wieso ich dies tat, es überkam mich einfach, denn ich hatte das Gefühl mit meinem Bruder zu sprechen.
Schlagartig zog sie den Zauberstab weg und lachte amüsiert los, "Die erinnert mich eindeutig an Rodolphus, als wir jünger waren, Zissy.", sie zeigte mit ihrem Zauberstab auf mich und leckte sich verrückt die Zähne.
"DIE ist rein zufällig deine Tochter, Bella.", meine Tante war immer noch entsetzt, doch meine Mutter hatte sich bereits abgewendet, "Das ist mir nicht entgangen.", sagte sie desinteressiert und begutachtete nun lieber die Köpfe einiger Hauselfen, die an der Wand über den Kamin hing.
Ich versuchte nun so zu tun, als wenn es mich kalt lassen würde, dass sie mich so behandelte und wendete mich an meine Tante, "Wo sind meine Brüder?"
"Die sind mit Rodolphus und Rabastan schon aufgebrochen!", antwortete meine Mutter mir und ließ sich nun vor dem Kamin nieder, ohne mich anzusehen.
"Wohin?", fragte ich nun neugierig meine Mutter und trat näher.
Gerade als sie antworten wollte, unterbrach sie meine Tante und schob mich an den Tisch am anderen Ende des Raumes zurück, "Das ist nicht wichtig, du solltest etwas essen.", sagte sie hastig.
"Du kannst das Muttergehabe jetzt sein lassen.", sagte meine Mutter ernst, "Sie ist schließlich meine Tochter, sie braucht keine Bemutterung."

"Sie ist noch ein Kind, Bella. Sie ist ohne dich und Rodolphus aufgewachsen.", sagte meine Tante ernst, "Sie braucht eine Mutterfigur, die du ihr anscheinend nicht bieten willst."

"Deine Brüder sind zusammen mit deinem Vater und deinem Onkel unterwegs, um einen Auftrag vom dunklen Lord zu erfüllen.", flüsterte meine Mutter mir nun trotzig zu und lachte erneut wie eine Irre los.
Entsetzt drehte ich mich zu meiner Mutter um, "Warum durfte ich nicht dabei sein?!", fragte ich, als ich mein letzten Bissen heruntergeschluckt hatte.
"Du solltest..."
"Narzissa!", unterbrach meine Mutter meine Tante, "Natürlich wärst du gerne mitgegangen.", sagte meine Mutter spöttisch, während sie den Raum verließ.
Planlos sah ich zu meiner Tante, "Ganz wie ich sie mir vorgestellt habe.", sagte ich ironisch und zog meine Augenbrauen hoch, "Ich finde es unmöglich von Caelum, dass er mir nicht Bescheid gesagt hat, er hätte mich mitnehmen müssen!", sagte ich aufgebracht und ging zum Fenster hinüber, um hinaus zu sehen.
"Sie werden gegen Nachmittag zurück sein. Vielleicht wollen du und Draco Koboldstein spielen?", meine Tante lächelte mich leicht an und ich schüttelte mit dem Kopf.
Ich wusste, dass mein Cousin keine Lust hatte etwas mit mir zu machen, "Der verliert immer. Und wir beide wissen, dass er ein schlechter Verlierer ist, Tante Zissy.", sagte ich spöttisch und verließ den Salon.
Ich stürmte in mein Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu.
Wie konnte es nur sein, dass ich ohne meine Brüder und ohne meine Freunde nichts mit mir anzufangen wusste?
Nachdem ich lange Zeit in meinem Zimmer auf und ab gegangen war, öffnete ich mein Fenster, von welchem ich gute Sicht auf den Vorderhof hatte und so sehen konnte, wann Caelum und Volans wieder kommen würden.
Schnell zog ich mir einen Stuhl ans Fenster, legte meinen Kopf auf den Sims und wartete ab.
Doch als es schließlich nach ein Uhr war und sich draußen noch nichts regte, verlor ich die Geduld und schloss mein Fenster wieder.
Ohne anzuklopfen stand plötzlich mein Cousin in meinem Zimmer, "Es gibt Mittagessen, kommst du?", fragte er und drehte sich schon um, um mein Zimmer wieder zu verlassen.
"Draco!", sagte ich drohend und ging ihm hinterher, "Wenn du noch einmal mein Zimmer betrittst, ohne anzuklopfen, dann kannst du aber was erleben, das schwöre ich dir!", rief ich, während ich ihm die Treppe hinunter folgte.
Ich redete auf ihn ein, bis wir schließlich im Salon ankamen, "Du bist ein kompletter Vollidiot!", beendete ich meine Rede und ließ mich am Tisch nieder.
Meine Mutter und meine Tante saßen bereits am Tisch. Meine Mutter grinste gehässig, denn sie hatte wohl meine komplette Rede mithören können, meine Tante jedoch sah mich streng an, "Zügel deine Worte, Kind.", sagte sie und begann zu essen.

Die besonderen Kinder der LestrangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt