Die besonderen Kinder der Lestranges

109. Jupiter und Venus

Seine Schulter war angenehm weich und warm, dass es mir schwer fiel nicht die Augen zu schließen und einzuschlafen.
Plötzlich rüttelte mich etwas, "Bist du etwa eingeschlafen?", fragte mich Richard belustigt und entfernte seinen Arm von meinen Schultern.
Mit kleinen Augen sah ich ihn an und blieb bei der Wahrheit, "Es war so gemütlich, da konnte ich einfach nicht widerstehen.", sagte ich lachend und legte demonstrativ meinen Kopf wieder gegen seine Schulter.
Als hätte ich es geahnt, legte er seinen Arm zurück um mich.
"Nimm den Arm da weg, Boith.", ertönte Volans Stimme, der schnell an uns vorbei huschte. Er klang nicht einmal wütend, nur mahnend. Eher desinteressiert setzte er sich an einen Tisch hinter uns. Ich drehte kurz meinen Kopf nach ihm um, denn es interessierte mich, was dort so wichtig war. Mein Bruder würdigte uns keines Blickes mehr, er sah wie erstarrt auf einen Brief, bis er eine Viertelstunde später abrupt aufstand.
"Aries. Komm.", sagte er bestimmend und stürmte voraus.
Ich drehte nur meinen Kopf leicht und sah ihn mit erhobenen Augenbrauen hinterher. Volans drehte sich um, um nach mir zu sehen, "Komm, habe ich gesagt!", sagte er nun so laut, dass auch Richard interessiert seinen Hals reckte.
Doch ich schüttelte mit dem Kopf, "Ich bin erschöpft und es ist gemütlich vor dem Kamin.", sagte ich bestimmt und wendete mich ab.
Volans stöhnte genervt auf und richtete seinen Zauberstab auf mich. Ohne mich ein zweites Mal aufzufordern mitzukommen, sprach er einen Zauber, den ich zuvor noch nicht kannte. Es fühlte sich wie eine unsichtbare, schmerzhafte Schnur an, die um meinen Bauch geschnürt wurde. Einige Zeit lang versuchte ich widerstand zu leisten und grif nach meinem Zauberstab, "Heb den Zauber auf, Volans!", zischte ich und fasste mir mit schmerzverzehrtem Gesicht an den Bauch.
Richard erhob sich, "Ich will nicht bei eurem...", er musterte uns beide kurz, "Geschwisterding stören.", sagte er ironisch und verzog sich auf den Korridor.
Ich sah Richard hinterher, bevor ich mich an Volans wendete, "Lös' den Zauber auf und ich komme mit.", sagte ich handelnd.
Volans lachte sarkastisch auf, "Ich lass nicht mit mir handeln.", sagte er drohend und hob seinen Zauberstab in die Lüfte. Es fühlte sich nun an, als wenn Schnüre in meinen Bauch schneiden würden, bevor der Schmerz endlich nachließ.
Wütend sah ich zu Volans und schüttelte mit dem Kopf, "Und ich lasse mich nicht von dir zu etwas zwingen.", zischte ich wütend und suchte den sicheren Schlafsaal auf.
"Mal gucken wie lange.", rief Volans mir laut lachend hinterher.
Den restlichen Tag verbrachte ich, so weit es möglich war, in meinem Schlafsaal. Ich hatte wie so oft mal wieder keine Lust auf meinen Bruder.

Am Montag morgen stieg ich früh morgens alleine die Treppe aus den Kerker hinauf und machte mich auf dem weg zum Frühstück in die große Halle. Professor Umbridge war bereits am Tisch und aß ihr Frühstück. Natürlich hatte sie ihr falsch lächelndes Gesicht aufgesetzt.
Am Gryffindortisch waren schon einige Schüler, mitunter welche aus meinem Jahrgang.
Als sie mich erblickten fingen sie sofort an hinter vorgehaltener Hand zu flüstern und auf mich zu zeigen. Da ich beschlossen hatte, dass es mir egal war, dass sie redeten, denn  ich wusste sehr gut, dass sie über meine Eltern redeten und, dass sie Todesser seien.
Mit erhobenem Haupt grinste ich sie voller stolz in meinen Augen an, als ich auf dem Weg zum Slytherintisch war.
Ein Mädchen sah mich entsetzt und ängstlich zugleich an und drehte sich anschließend weg. Ein kleiner Erstklässler hingegen sah mich mit großer Begeisterung an, wurde jedoch von einem älteren Schüler angestoßen und drehte sich schließlich auch weg.
In Ruhe begann ich mir Eier und Speck auf meinen Teller zu löffeln und aß genüsslich mein Frühstück, als meine Eule angeflogen kam und mir den Tagespropheten auf den Teller fallen ließ.
Ich verzog mein Gesicht, nahm den Tagespropheten aus meinem Frühstück und legte ihn vorerst zur Seite.
Der große Kauz legte seinen Kopf in meine Hand und schuhute zufrieden, als ich begann ihn zu kraulen.
Nachdem er mich verließ und ich den Tagespropheten halbherzig überflogen hatte, stopfte ich ihn in meine Tasche und verließ die Halle, die sich langsam füllte.
Während ich an den Schülern vorbei ging, riefen einige mir Begrüßungen zu, die ich nur mit einem stummen nicken erwidernte.
Ich verbrachte die letzte halbe Stunde vor dem Unterricht im Innenhof und genoss die warmen Sonnenstrahlen, bis ich mich schließlich viel zu spät auf den Weg in den Unterricht bei Professor Babbling machte.
"Sie sind zu spät, Miss Lestrange.", ermahnte sie mich, als ich scheppernd die Tür hinter mir schloss, "5 Punkte Abzug für Slytherin.", sagte sie und wirkte mitleidig.
"Soll mir recht sein.", sagte ich gleichgültig und setzte mich zu Amelia  und Oliver. Wir drei waren sie einzigen Slytherins in Alte Runen, also mussten wir zusammenhalten.
"Ein 15 Zoll langer Aufsatz und zwei Übersetzungen.", stöhnte ich laut, als ich auf Brian und Jolka auf dem Korridor stieß.
"Traumtagebuch.", murmelte Brian eben so begeistert, wie ich es war.
"5 Punkte Abzug.", konterte ich. Sofort meldete sich Jolka zu Wort, "Diess 5 Punkte habe ich ja schon längst wieder eingesammelt.", sagte sie stolz grinsend.
"Sie hat irgendetwas von Jupiter und Venus gefaselt und dieses Pferd war total begeistert.", Brian rollte mit den Augen, denn er konnte Firenze nicht leiden.
"Immerhin haben wir jetzt Zaubertränke, endlich mal ein sinnvolles Fach, wenn ihr mich fragt.", ich stieg die Treppen in den Kerker hinab und reihte mich in die Schlange vor dem Klassenzimmer ein. Einige Gryffindors drehten sich um und musterten mich merkwürdig. Ich tat das selbe, wie schon am Morgen in der großen Halle und sah stolz zu ihnen hinüber.
Bis sich ein Junge vor Brian, Jolka und mir aufbaute und mich zur Rede stellte.