Kapitel 83 (359) Diese Farce! + Rückflug

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Sonntagvormittag, 26.2.
Russland, Moskau
Wolkow-Wohnung

Diese Farce!

Nikolaij biss den Kiefer zusammen. Er musste sich wirklich beherrschen. Der Vize-Direktor des Bolschois hatte sich kurz für einen Besuch bei ihm angekündigt, weswegen Cevin nun erneut in die Uniform geschlüpft war, die er gerade ausgezogen hatte, weil sie sich auf den Weg zu Nikolaijs Vater und Calvin hatten machen wollen.

Nikolaij war nicht nur deswegen etwas gereizt, sondern auch, weil er – auch, wenn er Cevin zugegeben sehr scharf in Uniform fand – langsam genug von dieser Farce hatte. Es reichte ihm für die nächsten drei Wochen.

Nicht nur Konrad verneigte sich vor ihrem Gast, sondern eben auch Cevin und weil der Vize Cevin schon kannte reichte er ihm den Mantel, den Cevin mit aller Seelenruhe, die Nikolaij gerade nicht aufbringen konnte, aufhing.

Dennoch bat er seinem Besucher einen Platz bei der Couch an, weil er sein Glück beim Bolschoi zu sein trotzdem immer noch nicht fassen konnte und seinem Cevin immer noch zu tiefst dankbar war, dass er all das für ihn mitmachte. Das war aber auch einer der Gründe, weswegen es ihm dermaßen gegen den Strich ging, wenn er sah, dass Cevin bedienen musste, statt auf Händen getragen zu werden. Und all das tat er nur für ihn! Dabei war er ein Prinz, er sollte von vorne bis hinten verwöhnt werden. Jeder, der ihm begegnete, sollte sich vor ihm verneigen, wie sie sich vor seinem Vater und ihm selbst verneigten. Cevin hatte nicht weniger Respekt verdient. Er war sein Kronprinz.

"Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte er auf Russisch.

Doch der Vize meint nur: "Könnte ich etwas zu trinken haben?", dabei sah er Cevin an, während er auf Russisch sprach. Doch Cevin schien verstanden zu haben, denn er verneigte sich und ging in die Küche, dort schien er Konrad auf Russisch zu sagen, dass er Getränke brauchte und gemeinsam fingen sie an – weil Konrad instruiert war – Tee, Kaffee, Vodka und Wasser herzurichten. Cevin servierte die kalten Getränke und Konrad die Heißen.

"Spasibo", sagte der Vize und Cevin verneigte sich erneut, auch vor Nikolaij, was diesen fast noch rasender machte, als, wenn er es vor anderen tat, weil eigentlich er auf allen Vieren hinter ihm herdackeln sollte, so viel tat er für ihn und nun musste er sich auch noch bei sich zu Hause als Master aufspielen.

Artjom trat durch die Verbindungstür und als er zu ihm auf Russisch sagte, dass er sich kurz Butler Wolkow ausborgen musste, atmete Nikolaij kaum merklich aus. Er hatte die SMS, die Nikolaij ihm also vor dem Eintreffen des Vize-Direktors geschickt hatte, gelesen und verstanden und wollte nun danach handeln.

Für den Schein fragte Nikolaij: "Was brauchst du denn? Und kann es nicht auch Konrad sein?"

"Nein, Master, ich brauche Butler Wolkow. Es geht um den Dienstplan nächste Woche. Mit Konrad habe ich schon gesprochen, aber ich muss auch mit Butler Wolkow reden, damit Master Kovoijky und ich abklären können, welcher Butler wieder mit dir kommt."

Nikolaij dachte kurz nach, auch nur zum Schein, dann nickte er und sagte zu Cevin, auf Russisch, dass er mit Artjom mitgehen sollte. Auch das verstand er schon, das wusste er.

Cevin verneigte sich und sagte auf Russisch: "Da, Master Wladimirowitsch", richtete sich wieder auf und ging.

Vater hatte ihnen zwar gesagt, dass sie ruhig Deutsch miteinander sprechen konnten, oder sogar sollten und, wenn jemand fragte, sagen, dass das zum Zweck des Deutschlernens war, aber um den Schein zu wahren, dass Cevin auch wirklich ein Butler war musste er zumindest gewisse Dinge verstehen können. Aber Nikolaij achtete darauf, dass er kaum auf Russisch antworten musste, nicht, weil es aufgrund des "Deutschlernen-Alibis" nicht gerechtfertigt wäre, wenn er gar kein Russisch spräche, beziehungsweise einen starken Akzent hätte, aber er wollte Cevin nicht unnötig unter Druck setzen.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt