Freitagnachmittag, etwa 14:30 Uhr, 10.3.
In dem kleinen Ort mit 518 Einwohnern
In der einzigen Schule des DorfesTims zweiter Geburtstag
Conrad holte Tim früher aus dem Kindergarten ab und nahm ihn mit in die Klasse für die letzte halbe Stunde, die er Unterricht hatte. Im Kindergarten hatten sie schon seinen Geburtstag gefeiert. Zuhause würden sie ihn noch einmal groß feiern, mit all seinen Freunden. Sie alle würden gleich von der Schule aus zu ihm und Amanda fahren, welche seit etwa dreizehn Uhr Zuhause war, weil sie alles vorbereitete. Erika half ihr mit der Torte. Conrads Ma sollte auch schon vor Ort sein, so viel er wusste. Sein Papa würde nachkommen. Etwa zeitgleich, oder nur gering später, als er mit Tim und seinen Freunden, Herr Limerick und Casimir Zuhause ankommen würde.
Christopher aber war heute noch nicht wieder zur Schule gekommen und er wollte auch nur kurz am Nachmittag vorbeischauen. Exakt so lange, wie seine Mutter ihn ließ und wieder mitnahm, oder abholte, je nachdem, ob sie ihn alleine ließ.
Conrad fand es besonders schön, dass seine Ma sich so aktiv einbrachte in den Alltag mit Amandas Kind. Tim so sehr als ihren eigenen Enkelsohn ansah, dass nichts zwischen ihr und dem kleinen Buben stand. Sie liebte ihn heiß. Aber auch sein Paps war ganz vernarrt in seinen Enkel in Spe.
James und Dmitrij würden dann auch noch zur Party nachkommen, genauso wie Tims Opa, also Conrads Vater. Dieser hatte nämlich von Conrad einen ganz besonderen Auftrag bekommen. Conrad hatte sich dazu entschieden Tim ein kleines Aquarium mit diesen bunten Garnelen-Tierchen zu schenken. Sie alle drei würden davon lernen können. Und Szymon sollte das Aquarium mit den Tierchen aus dem Zoo-Shop holen und mitbringen. Sie würden es Zuhause erst aufbauen müssen. Conrad hoffte, dass sein Vater das konnte. Er fürchtete nämlich, dass er das nicht konnte.
All seine Klassenkameraden hatten ihre Geschenke für Tim schon dabei und gut versteckt, weil sie wussten, dass er ihn jetzt schon holen ging, als kleines Geschenk, weil er so gerne bei ihnen in der Klasse war.
Herr Limerick und Casimir, die auch zur großen Fete eingeladen worden waren, hatten mit Freuden zugesagt. Das freute ihn sehr. Sein Vertrauenslehrer half ihm gut durch seine Rolle als Vater. Obwohl er selbst keiner war. Aber er war für sie alle eine wichtige Bezugsperson und einfach ein toller Mensch.
Suzanne sprach noch mit ihm, während er überlegte, ob er seinem Kind die kleinen Schühchen anziehen sollte und es dann sein ließ und sie stattdessen neben Tim auf die Bank stellte, weil er sie dann einfach tragen würde, so wie seinen Sohn auch. Somit konnte er dann in Herrn Limericks Klasse auf die Stühle steigen ohne etwas dreckig zu machen.
Die Kindergartengruppenleiterin erzählte ihm, wie toll die Party gewesen war und wie brav Tim gefeiert hatte und zeigte ihm einen bunten Korb voller kleiner Geschenke, die Tim heute bekommen hatte. Sie waren alle sehr süß und weise gewählt. Kreisel, Luftballons, Knete, sechs kleine Buntstifte, Sticker, Spielzeugautos. Kleinigkeiten eben.
Er nahm Tim auf den Arm. Jacke, Schuhe und Geschenke seines Kindes in die freie Hand und bedankte sich bei Suzanne. Tim winkte ihr, sie winkte ihm zur Verabschiedung ebenfalls und schloss die Glastür hinter ihnen.
"Klasse?", fragte Tim.
"Ja, wir gehen in meine Klasse. Unsere Freunde freuen sich schon", sagte er und küsste Tim die weiche Wange.
Tim strahlte ihn an.
Conrad wusste, dass es seinem Sohn viel bedeutete, dass Papas Freunde auch seine Freunde waren. Oben in der Klasse angekommen, wollte sein Sohn gleich einmal alle begrüßen und so setzte er ihn ohne Straßenschuhe an den Füßen auf dem Tisch, der der Tür am nächsten war, ab. So konnte Tim auf der U-Tafel spazieren und nacheinander alle begrüßen. Zuerst – weil Onkel Christopher noch krank war – Roben, Benjamin, Cevin und Nikolaij – Benjamin und Roben hatten extra Plätze getauscht, wobei das Paar in letzter Zeit sowieso immer irgendwie saß, falls Tim wieder zwischen Cevin und Benjamin sitzen und zeichnen wollte –, danach ging es weiter zu Reza und Jonathan, die er am Tisch stehend um die Köpfe umarmte. Beide lachten und streichelten ihm den Rücken. Zufrieden ging er tatsächlich zurück zu Benjamin und Cevin und ließ sich von ihnen auf den Sessel helfen, den sie zwischen sich gestellt hatten, damit er sich dort hinsetzen und mit den beiden gemeinsam ein Dino-Bild ausmalen konnte, das Herr Limerick ihm extra in der Mittagspause im Lehrerzimmer ausgedruckt hatte, weil er einfach ein fantastischer Mann war.
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Russisches Ballett [BoyxBoy] Band III
RomanceDas kleine Dorf mit etwas mehr als 500 Einwohnern strotzt nur so vor Nationalitäten und Religionen. Engländer/Schotten, Iren, Amerikaner, Russen und Franzosen mischen sich mit den Einheimischen. In einem harten Kontrast dazu leben Refil und Casey i...