Kapitel 10 (286) Abendbeschäftigungen

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Freitagabend, 3.2.
In dem kleinen Ort mit 518 Einwohnern
Im Hause Jawok
Im Wohnzimmer


Abendbeschäftigungen 

Er saß zwischen den Beinen seinen Opas und spürte dessen Bauch an seinem Rücken. Er war warm und dick. Opa war groß und stark und seine Stimme war tief und polternd laut, aber er konnte auch ganz leise reden.

Oma saß neben ihnen und würfelte. Ihre Haare waren blond und kürzer als die von Mami, aber länger als seine eigenen. Er sah zu Opa auf und dieser lächelte ihn an, strich ihm über die Haare und zeigte dann auf das Spielbrett.
Er fragte: "Was hat Oma da gewürfelt?"

Tim sah ihn kurz nachdenklich an, dann verstand er, sah zum Spielbrett und dachte nach.
"Lila".

"Und welches Tier darf auf Lila?", fragte nun seine Oma.

Er sah sie an, dachte nach, dann sah er auf den zweiten Würfel und verstand die Frage. Er antwortete: Raffe."

"Giraffe", sagte sein Opa.

Er sah zu ihm auf.

"Giraffe", wiederholte Opa.

"Riraffe", plapperte er nach. 
Seine Oma lachte leise. Aber es klang schön. Er sah sie an und lächelte. Sie lächelte zurück. Sie hatte nicht böse gelacht. Es war das Lachen, das seine Mami auch manchmal machte.



Natalie war mit ihrem Ehemann und ihrem Enkelsohn im Wohnzimmer. Sie saßen auf einem kuschligen Teppich, den sie neu gekauft hatten und spielten ein leichtes, aber süßes Spiel. Sie hatten einen Farbwürfel und einen Würfel mit verschiedenen Tieren darauf. Jeder von ihnen würfelte nacheinander mit beiden Würfeln. Wenn Tim Zebra und Rot würfelte durfte er das Zebra auf das nächste rote Feld setzen. Das Tier, das zuerst im Ziel ankam hatte gewonnen. Dabei spielten sie zusammen, statt gegeneinander.

Conrad kam zu ihnen. Er trug ein dunkelrotes Hemd, dazu eine schwarze Jeans und Lackschuhe.

"Soll ich eine Krawatte anlegen?", fragte er.

Sie sahen ihn an.

Sein Sohn nur kurz, weil er würfeln durfte und das war wohl spannender als Dadas Frage, ob er eine Krawatte anlegen sollte, oder nicht.

"Du siehst sehr adrett aus", sagte Natalie zu ihm.

Er lächelte sie an: "Danke, aber das war jetzt leider keine hilfreiche Antwort."

Sein Vater hingegen stand auf, woraufhin Tim nun doch aufmerksamer wurde, weil seine warme Kuschellehne verschwand, er sah ihm nach, dann aber wieder auf das Spielbrett.

Szymon sah sich die Krawatte an, die Conrad in der Hand hielt, dann sagte er: "Ja, komm her!", er zog ihn zu sich, stellte ihm den Kragen auf und band ihm die schwarze Seidenkrawatte um.

"Ich kann das selber", sagte er wie Tim manchmal, "Ich bin schon groß!"

"Ist mir egal", sagte sein Vater, "Vorgestern warst du noch unser Baby."

Conrad schmunzelte.

"Löwe", sagte Timmy und Conrad sah an seinem Vater vorbei, "Gelb", sagte Timmy danach.

Seine Mama antwortete: "Und wo ist der Löwe?"

"Da!", sagte Timmy und zeigte auf einen Löwen aus Holz.

"Sehr richtig und wo ist das nächste gelbe Feld?"

"Da?", fragte Timmy und zeigte auf etwas, das Conrad nicht sehen konnte, weil es nicht dreidimensional war und seine Mutter ihm ein wenig die Sicht versperrte.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt