Kapitel 108 (384) Melancholie + Unschuldige Liebe + Familienliebe

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Mittwochabend, 15.3.
In dem kleinen Ort mit 518 Einwohnern
Im Zentrum


Melancholie

Andreas, Casimir, Marcus, Steve und Amy verabschiedeten sich im Zentrum von dem Geburtstagskind und der Gruppe, stiegen aus der Limousine aus und winkten dem schicken Wagen hinterher, dann verabschiedeten sie sich voneinander.

Zuhause angekommen kochte Andreas noch Tee und Casimir ging duschen.

Casimir kam im Bademantel zu Andreas ins Wohnzimmer zurück. Er freut sich schon auf das Bett und eine Runde Liebe.

Andreas saß einfach vor der Glasfront am Boden, die in den kleinen Hintergarten führte und sah dem Regen dabei zu, wie er fiel. Roben hatte heute wirklich eine schöne Feier gehabt. Aber das war nicht Andreas Grund, um Trübsal zu blasen.

Ehrlich gesagt wusste er den Grund nicht einmal so genau. Denn Robens Party in Erikas Haus war sehr schön gewesen und er hatte sich gefreut, dabei sein zu dürfen. Wie auch schon bei Cevins Volljährigkeitsfeier und bei ihrer Kutschfahrt und der Limousinen-Fahrt, an einem Tag, an dem Nikolaij sie alle gebeten hatte, Zeit mit Cevin und ihm zu verbringen.
Doch gerade war er einfach niedergeschlagen.

"André?", fragte ihn sein Franzose, mit süßem Akzent, als er zu ihm kam und neben ihm in die Knie sank, einfach neben ihm Platz nahm, ihm eine Hand auf den Oberschenkel legte und ihn ansah, "Alles okay?"

"Ich bin ein wenig melancholisch", sagte er leise, sah dabei immer noch in den Regen hinaus.

"Was bist du?", fragte Casimir. Das Wort kannte er sichtlich noch nicht.

"Niedergeschlagen", erklärte Andreas und sah nun seinen Freund an, "Es regnet."

"Und das macht dich traurig?"

"Nein, eigentlich glücklich."

"Ich verstehe nicht", sagte Casimir, sah ihn aber nicht abwertend deswegen an, sondern nur verwirrt.

Andreas sah in den Regen raus und sagte: "In Irland regnet es auch oft und das fehlt mir, aber ich will nicht, dass es mir fehlt. Mir gefällt Regen. Ich mag ihn."

Vielleicht war das der Grund, weswegen er sich gerade mies fühlte. Weil er etwas vermisste, was er nicht vermissen wollte. Aber er konnte auch nicht verhindern, dass er sich dennoch gerade ein wenig danach sehnte. Ein blödes Gefühl.

"Aber es ist doch nicht schlimm Heimweh zu haben..."

"Ich habe kein Heimweh. Ich vermisse auch meine Eltern nicht. Jetzt erst recht nicht mehr, nachdem sie so unerhört unhöflich zu dir waren. Aber ich glaube, ich vermisse meine Heimat, das Land, das Wetter, manche der Menschen, aber keinen Menschen, mit dem ich verwandt bin."

"Ich glaube, das zählt dennoch als Heimweh", sagte Casimir leise und versuchte dabei das gemeine Gefühl zu unterdrücken, das ihm sagte, dass er Schuld daran hatte, dass Andreas Eltern wieder richtig unzufrieden mit ihm waren, weil er nicht mehr mit Linda zusammen war. Aber Andreas hatte ihm schon mehrmals gesagt, dass er so etwas nicht denken sollte. Er liebte ihn und war glücklich mit ihm und ihm dankbar, dass er blieb, obwohl es mit seinen Eltern nicht so gut lief.

Casimir lehnte sich an ihn und sah mit ihm nach draußen, "Ich vermisse Frankreich auch oft."

"Willst du zurück dort hin?", fragte er Casimir und sah den blonden Schopf seines Mannes an.

"Nein", sagte dieser, ohne den Blick vom nassen Gras abzuwenden, "Wenn, dann nur auf Urlaub, mit dir. Oder dann, wenn wir alt sind...", er verstummte.

"Was ist?", fragte Andreas, "Gefällt dir die Vorstellung nicht mehr? Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir in der Rente nach Frankreich wollen..."

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt