Russisches Ballett [BoyxBoy] Band III

Kapitel 129 (405) Zurück zu Poppy-Eve

Sonntagabend, 26.3.
In einer Boing 747 
Auf der Rollbahn

Zurück zu Poppy-Eve

Calvin weinte Rotz und Wasser und das ganz hemmungslos. Noch immer spürte er die Umarmung seines Bruders, der ihn am Gate fest an sich gezogen und schluchzend kaum noch losgelassen hatte. James und Greez hatten sie umgeben, auf sie aufgepasst, sie nicht aus den Augen gelassen. Zugegeben, die Gefahr, dass sie Hand in Hand einfach abhauten, um sich nicht durch den Flug trennen zu lassen, war gegeben.

Greez saß neben ihm, ihr Handgepäck lag über ihnen im Fach, ihre zwei Koffer waren verladen worden, das Flugzeug nahm mehr und mehr Geschwindigkeit an.

Calvin wischte sich immer und immer wieder über die nassen Wangen, aber vergebens. Der Schmerz schnürte ihm die Brust zu.

Er realisierte zuerst nicht, was der Druck an seiner Schulter war, bis er mit verschwommenem Blick zu Greez sah. Er drückte ihm die Schulter und sah ihn versucht aufmunternd an.

"Es tut mir sehr leid, Herr", sagte er und drückte seine Schulter noch einmal.

Calvin fand diese Berührung nicht einmal sonderlich unangenehm Es war nicht so, dass er sie zwingend hatte haben wollen, aber sie störte ihn auch nicht und vielleicht hatte sie tatsächlich etwas Tröstliches.

Er schluchzte trotzdem noch, aber er versuchte tief durchzuatmen, den Schmerz zu bändigen, sich nicht von der Erinnerung an die letzte, warme Umarmung übermannen zu lassen. Und gerade als er dachte, es geschafft zu haben, zumindest ansatzweise, kam ihm der Gedanke, dass Steve gerade auch bitterlich weinte. Das versetzte ihm derart einen Stich in sein Herz, dass er nach Luft schnappen musste und leise wimmerte. Wenn er gekonnt hätte, hätte er sich zusammengekrümmt.

Greez nahm seine Hand nicht weg, er drückte ihm die Schulter immer wieder und sprach mit ihm. Calvin nahm den Sinn der Worte nicht wahr. Er merkte nur, dass sich eine Stewardess kurz nach ihm erkundigte, aber Greez sie wieder wegschickte und um Ruhe und Diskretion bat.

Auf der Rückbank des weißen BMW in der Tiefgarage des Flughafens, lag Steve in James Armen und weinte unerbittlich. Die vergangene Woche war ihm wie ein Paradies vorgekommen.
"Ich weiß, es tut weh", sagte James leise, strich ihm über den Rücken und versuchte ihn mit leisen "Sch-Sch", die er regelmäßig wiederholte, zu beruhigen.

Steve aber zerriss es gerade das Herz. Schon am Gate hatten sie geweint und sich aneinandergeklammert, wobei sie genau wussten, dass sie sich loslassen mussten, um es sich und den anderen nicht schwerer zu machen, als es sowieso schon war.

James schloss die Augen, drückte Steves Kopf an seine Brust, spürte seine Hitze, sein Beben, hörte ihn schluchzen. Ihm selbst brannten die Augen. Es tat ihm unendlich leid, dass Wladimir und er diesen Weg – dass die Zwillinge voneinander getrennt waren – gewählt hatten. Und in solchen Momenten zweifelte er an ihrem Entschluss. Aber Calvin machte sich wirklich gut in Russland und Steve war ruhiger ohne Calvin. Es wäre nicht für immer, aber für die vielen Male, die sie so eine Trennung noch durchstehen mussten, wäre es nicht leichter.

Als sie endlich in Russland landeten, wusste Calvin von dem Flug so gut wie gar nichts. Er hatte nur geweint, bis sein Hals und sein Brustkorb schmerzten, bis er kaum noch Luft bekam. Seine Augen brannten und er war sich sicher, dass er eigentlich nicht mehr weinen können sollte und doch, als er auf den russischen Grund und Boden trat, nun endgültig meilenweit von seinem Tweeling - wie Steve ihm beigebracht hatte - entfernt, wäre er fast auf die Knie gefallen und weinend zusammengebrochen, hätte Greez ihn nicht blitzschnell am Arm gepackt, somit seinen Fall verhindert und in die Ankunftshalle geschoben, wo er sich setzen konnte. Calvin war irgendwie betäubt, er bekam nicht mit, ob jemand an ihnen vorbeiging, oder ob jemand zu ihnen sah. Er wusste, er weinte, aber leise, weil er nicht mehr schluchzen konnte, aber Tränen kamen immer noch nach. Wie im Traum wischte er sie sich immer wieder ab.