Kapitel 45 (321) Scharfschützen auf Bäumen + Russische Bücherliste

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Montagabend, fast 18:00 Uhr, 13.2.
Russland, Sankt Petersburg
Wladimirs Anwesen

Scharfschützen auf Bäumen

Refil wollte zu Fuß die Einfahrt abgehen, weil Calvin etwas verloren hatte und er glaubte es müsste hier irgendwo sein. Das hatte er nun davon, dass er nachts versuchte auszubrechen, das Tor allerdings unter Strom stand. Dabei war Calvin immer noch verletzt, aber das hielt ihn nicht davon ab Dummheiten zu machen. Wenigstens kletterte er somit nicht aus dem Fenster, sondern erprobte sich nur darin die Kameras auszutricksen.

Er sah sich vor allem beim gerade geöffneten Tor um, dann nach oben und betrachtete einen Baum ganz genau. Diese Tanne sah seltsam aus. Er wusste aber noch nicht wieso.
Bis er es verstand.

Pjt saß oben auf dem Baum, hinter seiner Deckung und spähte durch kleine Lücken, in dem mit Blättern behangenen Netz, zu Refil nach unten. Der junge Mann sah zu ihm auf.
Pjt atmete flach.
Wodurch hatte er sich verraten?
Unverwandt sah der junge Mann zu ihm auf. Oder sah er an ihm vorbei?
Pjt erwiderte den Blick, wenn auch nicht direkt. Er sah Refil nicht in die Augen, ihn aber direkt an. 

Refil schrie laut auf und sprang nach hinten, sah sich panisch um und hüpfte dann einfach zurück auf Wladimirs Grundstück. Als ob ihn dieses Beschützen würde...

"Wladimir!", schrie er so laut er konnte, "Wladimir!"

Wladimir kam angerannt: "Was ist los? Wieso schreist du so?"

"Da sitzt ein Mann auf deinem Baum! Er hat eine Waffe!", er zeigte auf die Tanne.

Wladimir kam zu ihm und sah zu dem Mann auf, dann lachte er: "Das ist Pjt, er macht nichts. Er sitzt nur da und schaut sich die Gegend an."

"Aber er hat eine Waffe."

"Natürlich hat er die. Er bewacht das Grundstück."

"Er alleine?", fragte er und sah Wladimir an, dabei griff er sich ans Herz und atmete tief.

"Nein, da ist noch einer", sagte er und zeigte auf eine Tanne gegenüber von Pjt. Tatsächlich, die sah genauso seltsam aus und jetzt wusste er auch wieso. Pjt und der andere Mann waren getarnt. Nur die Spitze des Scharfschützengewehres und das Gesicht sahen unter dem Netz mit Tannenadeln hervor. Sie trugen auch einen Helm. Ihre Gesichter waren in Grüntönen geschminkt.

"Und auch sonst sitzen Wachen um das Grundstück herum verteilt."

"Wieso denn das?", fragte er geschockt.

"Weil mein Vater erschossen wurde, als ich in etwa so alt war wie Nikolaij jetzt. Er hat meine Hochzeit nicht mehr gesehen, seine Enkelkinder nicht, seine Frau, meine Mutter, ist alleine und ihm treu. So wie ich meiner Frau treu bin. Aber ich will meine Kinder noch nicht im Stich lassen. Nikolaij soll seinen Traum leben, ich will seine Hochzeit sehen, ich will, dass die Zwillinge noch Kinder sein können."

Refil sah Wladimir an, dann nickte er und sah wieder zu Pjt auf, dann fragte er: "Wie pinkelt er?"

"Wie jeder Mann, vermute ich", sagte Wladimir amüsiert.

"Nein ich meine, wenn er dort oben sitzt."

"Die Antwort bleibt dieselbe", lachte Wladimir, "Ist wie auf dem Deck eines Bootes zu stehen. Er lässt es einfach laufen."

Refil sah wieder zu ihm, dann schmunzelte er und sagte: "Wenn ich nass werde, wenn ich durch diese Baumreihen schreite, dann schwöre ich dir lege ich dir das Gewand ins Büro!"

Wladimir lachte, drückte ihm die Schulter und sagte: "In Ordnung. Was machst du hier draußen?"

"Ich suche etwas, das Calvin verloren hat."

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt