Kapitel 4 (280) ...Vater sein hingegen sehr!

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Mittwochnachmittag, 1.2
Im Bus
Am Weg ins Dorf


...
Vater sein hingegen sehr!


Mit Blumen in den Händen, weil er hoffte den Schock damit abzumildern, war er am Weg zu seiner Freundin-Ex-Freundin-fast-noch-gerade-so-vielleicht-sind-wir-noch-zusammen-Freundin.

Er kam sich etwas lächerlich vor.

Mit fünfunddreißig hatte er eigentlich mehr von seinem Leben erwartet.

Ehefrau...Kinder...

Er sah aus dem Fenster.

Kinder.

Er hatte immer schon Kinder gewollt.

Er dachte an Snaedis. Daran, dass sie sein Kind ohne sein Wissen ausgetragen und bekommen und weggegeben hatte. Was war sein Beitrag gewesen? Ein Samenerguss, der keine drei Sekunden gedauert hatte, nach ein paar Minuten Sex, weil er vor ihr noch keine Freundin gehabt hatte und innerhalb von zwei Wochen auch nicht zum Superhengst im Bett mutiert war.

Er hörte die warnende Stimme seines Vaters im Kopf, der ihm sagte: 'Junge, hör zu! Vater werden ist nicht schwer, Vater sein hingegen sehr!'

Damals hatte er das für einen lächerlichen Spruch gehalten. Und einen versteckten Tadel an ihn, dass er kein sonderlich dankbarer Sohn gewesen war. Nun dachte er genauer darüber nach und ihm wurde schlecht bei der Vorstellung, dass jedes Wort daran wahr gewesen war.

Snaedis hatte die ganze Verantwortung getragen. Nicht nur neun Monate lang. Sie trug sie vermutlich immer noch mit sich rum. Denn sie hatte entscheiden müssen ihr Kind wegzugeben, aus welchem Grund auch immer. Aber Laurin weigerte sich zu glauben, dass ihr das leicht gefallen war.

Er hatte immer Kinder gewollt...

Aber zwischen ihm und seiner Freundin in ihrer On-Off-Beziehung war das Thema noch nie auf offene Ohren gestoßen und er würde es am besten auch nicht heute erneut aufbringen.
Er wusste nicht wieso er ihr sagen wollte, was er heute erfahren hatte. Immerhin wusste er noch nicht einmal ob er noch mit ihr zusammen war.

Dass sie nicht verheiratet waren war seinem eigenen Versagen geschuldet.

Er hatte sie nicht gefragt. Nicht einmal.

Es war nicht so, dass er nicht gerne verheiratet wäre. Er wollte es nur, wenn er ehrlich war, nicht mit ihr sein. Dabei dachte er, dass er sie noch anständig lieben würde, doch wenn dem so wäre, dann hätte er sie sicherlich nicht betrogen, mit einer Prostituierten noch dazu.
Was hatte sie ihm so schön in ihrem Zorn gesagt?

'Wenn du mich betrogen hättest in einem Club, weil es ein Ausrutscher gewesen wäre, dann hätte ich dir vergeben können, aber bezahlten Sex, geplanter Betrug! Und dann vergisst du noch die beschissene Rechnung in der Hose. Obwohl ich die Wäsche mache? Raus aus meinem Haus!'

Ihr Haus? Sie hatten es gemeinsam gekauft.

Er stieg im Zentrum des Dorfes aus seinem Bus aus, überquerte die Straße neben dem kleinen Kreisverkehr und trat in eine kleine Gasse ein, ging an den ihm bekannten Nachbarhäusern vorbei und zog im Gehen seinen Schlüssel hervor.

Seine Arbeitstasche hatte er in seiner Klasse stehen lassen, weil er angenommen hatte nach zwei bis vier Stunden den Schulausflug in der Schule mit seinen Schülern Revue passieren zu lassen, doch dazu war es nicht gekommen.

Sein Kollege hatte seine Kinder übernommen und er war bei... bei seinem Kind geblieben. Zumindest eine kleine Weile. Nicht alleine. Aber im Kreis seiner Familie und seinen Freunden.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt