Kapitel 36 (312) Model

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Samstag, früher Nachmittag, 11.2.
In dem kleinen Ort mit 518 Einwohnern
In James herrschaftlichen Haus
Im ersten Stock
Bei Nikolaij und Cevin

Model 

"Gefällt es dir?", fragte er angespannt, während er sich die Hände – voll von Kohle und Blei - an seiner hellgrauen Stoffhose abwischte, die er zum Zeichnen trug, oder zum am Boden sitzen.

"So siehst du mich?", hauchte sein Kolijenka verblüfft, während er näher an die Leinwand trat.

"Ja", antwortete Cevin ruhig, "Passt dir etwas daran nicht?"

"So hübsch bin ich?", flüsterte Nikolaij, während er mit den Fingern über den Leinwandstoff strich.

"Das musst du fragen? Du standest die ganze Zeit vor einem Spiegel...", schmunzelte Cevin.

Als Nikolaij nichts mehr sagte, sondern nur mit den Fingerspitzen über das Bild strich fragte Cevin besorgter als vorhin: "Passt dir etwas daran nicht?"

Nikolaij hauchte nur mit belegter Stimme: "Ich habe mich noch nie so schön gefunden, wie gerade eben..."

Und mit diesen Worten berührte er Cevins Herz erneut. Er hatte Nikolaij schon in vielen Posen gezeichnet, aber da war er jedes Mal in Bewegung und beim Tanzen gewesen. Immer aus der Erinnerung, je die Pose, die er als letztes gesehen hatte, ehe er wieder vom Block aufgesehen hatte. Sie waren meist klein gewesen, mit wenig Details, damit er nicht zu viel vom Tanztalent verpasste. Ein oder zwei Mal hatte er auch schon sein Gesicht und sein Profil aus seinen Erinnerungen gezeichnet. Davon wusste Nikolaij aber nichts. Diese Bilder waren in seinem Block verborgen.

Doch das Bild auf der A3 großen Leinwand war sein bestes Werk und, dass Nikolaij mit einem derart begeisterten Gesichtsausdruck zärtlich, fast verliebt, mit den Fingerspitzen darüberfuhr machte ihn unheimlich stolz. Blöd war nur, dass er nackt auf dem Bleistift-, und Kohlebild war, deswegen konnten sie es nicht aufhängen. Also nicht, wenn sie nicht wollten, dass alle die dieses Zimmer ab und zu betraten, was nun mal alle sein konnten, einschließlich Wladimir und Amy, Nikolaijs Prachtexemplar sahen und das wollte Cevin definitiv nicht.

Nikolaij hatte seitlich als Modell gestanden, nicht erigiert, was langes Spielen davor benötigt hatte. Sein Hintern war zu sehen, so wie sein Sixpack, seine starken, trainierten Tänzeroberschenkel, einen Arm hatte er über dem Kopf, der andere war hinter dem Körper versteckt. Und obwohl Nikolaij nicht hart auf diesem Bild war, strahlte er eine Potenz und eine Erotik aus, die Cevin scharf machte. Daran war die unübersehbare Größe seines Freundes allerdings nicht unbeteiligt. Denn auch ohne Erektion hatte er deutlich sichtbar einiges zu bieten. Selbst unter Anzughosen oder Jeans war es zu erkennen.

Sie hatten sich beide gegen Farbe entschieden. Grauer Bleistift und schwarze Kohle zur Schattierung. Wenigstens etwas, das er aus Russland hatte mitnehmen können. Tipps von Refil.

Wobei er die Ruhe gegenüber Casey auch nicht verachten durfte.

"Ich fände es schade, wenn ich es nicht jedes Mal sehen könnte. Den Ausdruck deiner Liebe zu mir. Den Beweis wie schön ich für dich bin...", sagte Nikolaij leise, dann sah er sich nach Cevin um, der ihn mit nassen Augen verliebt ansah. Leise meinte Nikolaij: "Darf ich dir etwas vorschlagen?"

"Alles", flüsterte Cevin.

"Wir könnten ein Stück schwarze Seide nehmen und mit zwei schwarzen, flachen Pinnnadeln befestigen. Also über den prekären Stellen."

"Als hättest du ein Tutu an?", flüsterte Cevin.

Nikolaij sah ihn verblüfft an, dann stahl sich ein bezauberndes Lächeln auf sein Gesicht, langsam nickte er: "Daran hatte ich nicht gedacht. Das ist aber ein wunderschöner Gedanke. Wobei es eher ein Ballett-Röckchen angesichts der Form wäre. Aber wollen wir das machen? Die Nadeln werden die Bleistiftstriche nicht berühren, versprochen."

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt