Wenn man an jenem Tag nach draußen ging, so war das erste was man hörte die dumpfen, kleinen Regentropfen, die langsam von den Wolken hinunter auf die Erde vielen. Der Winter streckte bereits seine zarten, aber eiskalten Arme nach einem aus und legte einen leichten Eisfilm über jeden einzelnen Tropfen, der es wagte sich auf den Weg zur Erde zu machen. Anscheinend ist der alte Herr immer noch angefressen.
Mehr und mehr Tropfen zerschellten an den Grabsteinen, andere fraßen sich durch das Gras und die Erde, beinahe schon wie ätzende Säure. Ein leichter Wind blies um meinen Körper, doch ich spürte die Kälte nicht wirklich, die er mit sich brachte. Mit dem Wind allerdings kam noch etwas anderes auf mich zu. Er trug über der leichten Kälte die leise, bestürzende Trauer mit sich, die nur wenige Schritte von mir entfernt ihren Ursprung zu haben schien. Aus der Ferne begann ich die Menschen zu beobachten, die versammelt um einen Grabstein standen und in ein Loch in der Erde starrten. In vielen ihrer Augen hatten sich begonnen dicke Tränen zu sammeln und ihre Gesichter waren von der Trauer aufgequollen. Nur ein Mann stand da mit leblosen Ausdruck in den Augen und angespannten Kiefer. Ein ganzer Mann wie ich sehe.Neben ihm stand eine Frau mit langem Haar und ihren schmalen Körper in einen schwarzen Hosenanzug gesteckt. In ihren Armen trug sie ein kleines Kind. Ich konnte nicht viel sehen, doch das bisschen an weißer Haut, dass durch das dunkle Tuch in meine Richtung schimmerte verriet mir bereits, dass diese kleine Wesen jenes war, nach dem ich gesucht hatte. Es Stimmt also...Ich hab sie zwar nur einmal gesehen, doch ihr Blick war damals so verängstigt gewesen. Unglaublich dass sie sich wirklich zu diesem Opfer hat hinreisen lassen. Du hast meinen Respekt Geisterfürstin.
Ein Mann in schwarze Robe, der vor dem Erdloch stand erregte meine Aufmerksamkeit. Ich spürte förmlich wie das Kreuz an seiner Brust pulsierte. Mit einer schnellen Bewegung schob ich meinen Körper hinter einen nahegelegenen Baum und hoffte der Geistliche wäre so Liberal und von der modernen Welt untermauert, dass er nicht auf das Zeichen reagierte. Ich war mir zwar sicher, dass er nicht wusste wie er die Mächte seines Heiligen richtig einsetzte, doch wollte ich auch kein unnötiges Risiko eingehen. Eine Weile lauschte ich den Geschehnissen und begriff, dass jedes Wort, dass der Heilige sprach nur aus leeren Hüllen bestand, was mich doch einwenig amüsierte. Ein abtrünniger also.
Jetzt war beinahe jegliche Angst in mir verschwunden und ich wagte mich näher an das Geschehen. Weiter Tropfen fielen zu Erde und ließen die weinenden Menschen frieren. Ich schlich unter die wenigen Menschen um alles besser zu beobachten. Ich erkannte ihre Gesichtsausdrücke und konnte aus ihren Augen so offen, wie es nur selten der Fall war, der Menschen Gefühle und Gedanken lesen. Es war ehrliche Trauer, die ich darin sah und wahrhaftiges bestürzen, über die Taten des verfluchten Mädchens. Dein irdisches Dasein war wirklich nicht sehr gnädig mit dir.
Langsam wanderte ich weiter durch die Reihen und entdeckte ein junges Mädchen, eigentlich war sie schon fast eine vollwertige Frau. Fest drückte sie ihre ineinander geschlagenen Hände an ihre Brust. Was auch immer sie darin hielt schien für sie wichtig zu sein, doch wollte sie anscheint auch nicht, dass es jemand anderer außer sie selbst sah. Es dauerte eine kurze Weile, doch ich erkannte sie wieder, waren ihre Züge ihrer doch so ähnlich waren. Eine interessante Mischung. Ob sie wohl die selben Kräfte hat wie ihre Schwester? Beide sind auf jedenfall mit der selben Schönheit gesegnet und auch bei ihr wird diese durch die Trauer, die in ihren Augen glitzert immer größer.Ich wanderte weiter und blieb bei der weinenden Frau mit dem Kind auf den Armen stehen. In meine Nase begann ein dezent beißender und dennoch irgendwie süßer Geruch zu steigen. Er war ähnlich wie der der geliebten meines Herren und dennoch legte sich etwas wie ein dünner Schutzfilm darüber, dass mir die Übelkeit die Kehle hinaufwanden ließ. Schnell wurde dann allerdings meine Ekel in den Hintergrund gedrückt und meine Aufmerksamkeit richtete sich ungebrochen auf das kleine Wesen in ihren Armen.
Dicht war ein dunkles Tuch um den noch sehr kleinen und zarten Körper gewickelt, doch ihre Porzellan farbenes Gesicht schien noch hervor. In ihm ruhten zwei unglaublich strahlende und tiefe giftgrüne Augen. Beinahe schreckte ich aus Angst vor ihrer Macht zurück, als diese mich direkt ansahen. Ich zweifelte für keinen Moment daran, dass sie mich sehen konnte. Ihre Augen waren klar, nicht wie die eines kürzlich geborenen Kindes, eher schien in ihnen große Macht zu schlummern. Ein kleines bisschen trat ich noch näher, doch darauf bedacht, dass die Dame meine Präsenz auch sicherlich nicht wahrnahm, da ich nun wusste wer diese Dame war.
Die Augen des kleines Wesen verfolgten mich und schienen keine Problem damit zu haben mich zu verstehen. Langsam hob ich eine Hand um ihr zu signalisieren, sie solle mich doch bitte nicht verraten. Tatsächlich blieb sie dann auch still, sah mich einfach nur weiter an.
„Du bist ein ungewöhnliches kleines Mädchen." flüsterte ich leise, so dass sie mich aber dennoch verstand. Etwas wie ein kleines Lächeln begann sich auf ihren kleinen zartrosa Lippen abzuzeichnen. Es war so bezaubernd, wie es auch zur selben Zeit teuflisch war. Langsam spürte ich die Zeit an meinem Geist zu ziehen begann. Mit einer kleinen Geste, wobei ich mir an meinen schwarzen Hut faste, verabschiedete ich mich von dem kleinen Mädchen und wand mich langsam ab.
Bevor ich allerdings wieder verschwand wagte ich es noch mich neben das Loch umrahmt von Erde zu stellen. An seinem Ende sah ich einen dunklen Sarg, der mit sicherheit den leeren Körper des Porzellankindes Mutter beinhaltete. Mit eine fließenden Bewegung zog ich meinen Hut und lehnte meinen Oberkörper nach vorne. Es war ein Zeichen von Ehre und meiner Ergebenheit ihres Geistes und ihrer Macht. Raste in frieden. Du hast der Fürstin und meinem Herren treue Dienste erwiesen.
Ich entfernte mich mit ein paar schnellen Schritten von der Trauerfeier, hörte aber dennoch wie die Mutter zusammen mit den Kind in ihren Arme laut zu weinen begann. Für einen Menschen mag es sicherlich herzzerreißend geklungen haben, doch ich versuchte es nur auszublenden. Langsam wollte ich wieder im Schleier dieser Welt verschwinden, als mir noch ein Mädchen ins Augen viel. Sie stand ein ganzes Stück abseits des Geschehens und beobachtete alles aus ihren aufgequollenen Augen. Ihre Körper wirkte auch unter der dicken Jacke abgemagert und ihre Augen waren fahl und müde. Für einen kurzen Moment beobachtete ich sie noch. Ihre Seele war von einem dunklen Schatten überlagert. Vielleicht eine Antwort für ihren miserablen Zustand.
Schnell begann mich diese Person zu langweilen, außerdem wurde das Seil, dass mich in meine Welt zurück drückte immer stärker, weshalb ich beschloss endgültig zu verschwinden.
DU LIEST GERADE
Born - Pregnant 2
HorrorDu kannst dir deine Geburt nicht aussuchen. Weder wo, noch wann, noch wie. Es ist uns vorbestimmt. Wir haben auf der Welt etwas zu leisten, dass wir uns nicht aussuchen können. Egal nun ob gut oder schlecht. Was nur wenn dein Schicksal so nie existi...