Alte Zeit - Cassian

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„Willst du deine Zeit weiter hier verschwenden? Deine Gedanken werden uns wohl kaum ernähren können." Anastasia hatte die hölzerne Tür geöffnet und starrte mich über die Schwelle hinweg an. Dunkelblonde Locken krochen an ihrem Körper hinunter. Sie war wahrlich wunderschön, weshalb es auch klar war, dass Männer ihr nachsahen. Bald würde es Zeit für sie sich einem dieser Männer zu öffnen und ihn als ihren Mann anzuerkennen. Der Gedanke stimmte mich traurig. Ich liebte meine Schwester, so wie sie kein anderer Mann je lieben konnte. Zu schade, dass man uns die Liebe verbat.

„Es ist so ein schöner Morgen. Die Sonne ging heute einmal wieder früher auf. Ich wollte nur ihre ersten strahlen auf meiner Haut spüren." Auf dem dicken Baum, vor unserer kleinen Hütte hatte ich es mir bequem gemacht. Es war der perfekte Platz um zu beobachten. Die Welt lief weiter, während ich lag und mir meine Gedanken machte.

„Lieber Bruder, es wird auch für dich bald Zeit reif zu werden. Besinne dich etwas mehr deiner Aufgabe." Nun sah ich wie der rechte Winkel ihrer Lippen sich nach oben zog. Sie hatte es schwer meinem Charme nicht zu erliegen. Wir verbrachten ein Leben zusammen. Ich kannte ihre Schwachstellen. Als Kind hatte ich sie auch unbekleidet gesehen, kannte so auch die Narbe entlang ihrer Hüfte, welche sie meinte würde sie hässlich machen. Sie war wunderschön und selbst wenn nicht, als lang als dass sie willig war, würden die Männer sie auch nehmen.

„Ich weiß doch. Dir muss allerdings auch klar sein, dass wir Tage und die Welt nicht einfach so vorbei ziehen können." Ich löste mich von meinem ruhigen Ast und rutschte langsam an dem Baum hinab. Meine Schwester trat näher zu mir und ich sprang auf sie zu. Liebend, wie ich es nun mal wahr schlang ich meine Arme um sie. Ihr Körper war warm und das obwohl der Winter gerade erst verschwunden war. So musste sich eine Frau anfühlen.

„Ach mein kleines Schwesterlein!" Ich löste mich von ihr und deutete in den Himmel.

„Sieh doch wie schön alles ist! An so einem Morgen muss man sich erfreuen." Nun konnte sie nicht anders als zu lächeln. Anastasia liebte es, wie ich, die schönen Sachen zu schätzen.

„Gib mir aufmunternde Worte und ich will schuften wie ein irrer. Und dir am Abend noch tausende Gedichte schreiben." Ich nahm ihre Hände und hauchte einen leichten Kuss darauf.

„Du bist ein Träumer. Deine Fantasien werden dich noch verschlingen, wenn du nicht aufpasst." Schon als kleines Fräulein hatte sie Angst gehabt, davor dass ich mich aus einer Welt aus tausend schönen Geschichten verlor. Sie war stets besorgt um mich, was ich noch sehr an ihr schätze.

„Du wirst mich stets an mein irdisches Dasein erinnern." Ich wagte es mich vor zu lehnen und ihr einen leichten Kuss auf die Stirn zu geben. Meine Lippen begannen zu kribbeln, als sie ihre Haut berührten. Sie war noch zart und nicht ganz so rau, wie die der alten Weiber in der Nachbarschaft. Es würde ihr allerdings gleich ergehen. Für alle war Arbeit hart.

Ich wollte es allerdings genießen, lang als es noch dauern konnte. Dieses liebliche Wesen, dass nur zwei Jahre nach mir auf die Welt kam, sollte nicht reifen. Ewig sollte sie unschuldig bleiben, so dass ich sie bei mir behalten konnte. Männer würden sie verderben, sie schmutzig machen.

„Wenn das Leben nur so schön wäre, wie du es in deinem Geschichten immer malst." Ich sah die Trübnis in ihren Augen. Ihr war, wie auch mir, wohl bewusst, dass es für uns bald die Trennung anstand. Man würde es verlangen, als bald sie einen Mann gefunden hätte. Es war der natürliche Lauf des Lebens für eine Frau.

„Wir beide bleiben für immer durch Blut verbunden. Vergiss das nicht Anastasia." Die Schritte unserer Mutter waren zu hören. Unser Gespräch fand somit ein plötzliches Ende. Ich musste sie nun wieder mit einer Welt teilen. So war es immer und wird es auch immer sein.

„Ihr solltet wirklich aufhören zu träumen und du, mein Lieber machst dich mal lieber auf und gehst arbeiten. Wir wollten alle noch Essen in den Magen bekommen." Ich löste mich von meiner Schwester und zog an ihr vorbei.

„Arbeitsplätze sind rar, also streng dich an." Seiner Mutter widersprach man nicht. Ich gab ihr lediglich einen Kuss auf die Wange und machte mich daran zu verschwinden. Nun würde es dunkel werden, dabei liebte ich die Sonne doch so sehr.

Arbeit wäre aber auch gut für mich. Es würde meinen Kopf ruhen lassen und ich konnte mich am Ende des Tages wieder der Erschöpfung hingeben. Es war gut so. Irgendwann musste ein Leben einkehren, wie es auch andere führten.

Einwenig konnte ich mich daran Erinnern. Ich weiß nicht was es war.

Alles ist so schwammig. Nur noch ein Meer an Gefühlen. Es ist irgendwie schwer zu beschreiben. Ich kann mich noch an den Schmerz erinnern, doch einfach weniger an wirkliche Bilder. 

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt