Erleichterung - Cassian

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Keine Ahnung wie lange ich dann letztendlich an dieser Straße gestanden bin. Irgendwann begann der Wind um mich herum kälter zu werden und den dünnen Film auf meiner Haut zum trocknen zu bringen. Ich fühlte mich immer noch elend, doch langsam begann ich es wieder soweit unter Kontrolle zu bekommen, dass mein Körper aufhörte zu zucken. Mein Kopf begann wieder ansatzweise klar zu werden. Langsam legte ich meine Hände wieder an die Räder meines Rollstuhles und begann mich auf den Weg nach Hause zu machen.

Katrin saß immer noch in der Küche, als ich schließlich wieder Zuhause ankam. Vor ihr stand eine Tasse Kaffee und zwischen ihren Fingern steckte eine kleine, noch glimmende, Zigarette. Ich rollte langsam in die Küche und sie schien meine Präsents sofort zu spüren. Ihr Kopf bewegte sich ruckartig in meine Richtung und ich konnte sofort so etwas wie Erleichterung an ihren Zügen erkennen, die sich langsam aus ihrer Anspannung lösten.

„Du solltest lieber nicht rauchen...Mama hat den Geruch immer gehasst." Ich lächelte etwas schief und versuchte die angespannte Stimmung wieder etwas zu lockern. Mir wahr sehr wohl klar wieso sie so erleichtert war, dass ich zurück gekommen war. Zwar wollte sie es genauso wenig aussprechen, wie ich, doch es war wohl eine unausgesprochene Tatsache, dass wir beide erwartet hatten, dass ich nun irgendwann lag und darauf wartete, dass mein Herz aufhörte meinen Körper am Leben zu erhalten.

Meine Schwester antwortete nicht, sondern hatte bis jetzt nicht mehr als ein leichtes nicken von sich gegeben. Es war nicht das erste Mal, dass ich mal schnell verschwunden war, weil meine Maske drohte zu brechen. Hoch lebe mein beschissener Bruder.

„Du kannst jetzt wieder aufhören mich so anspannen...es tut mir auch leid, dass ich abgehaut bin." Sie nickte erneut und schien aber noch einen Moment zu brauchen, um sich wieder in diese Welt zu begeben. Währenddessen drückte sie beinahe geistesabwesend die Zigarette in den gläsernen Aschenbecher, den sie normalerweise hinter der Spüle versteckte, damit ihn niemand fand. Selbst redete sie sich immer noch ein, dass wir immer noch keine Ahnung hatten. Und das obwohl ich sie nun nicht zum ersten mal beim Rauchen erwischt habe.

Ich rollte nach vorne zum Tisch und schnappte mir die angefangene Packung Zigaretten, die neben dem Aschenbecher lag. Sind wir nicht so unglaublich fortschrittlich und dennoch schafft es noch niemand die Menschen vom Rauchen abzuhalten. Man darf so gut wie an keinem Ort mehr rauchen und trotzdem finden sie immer noch Orte, wo sie sich dann doch eine kleine Anzünden können. Selbst wenn das heißt im alten schimmligen Keller zu stehen.

„Ich nehm die lieber mit, bevor du dir noch weiter deine Lungen damit verpestest." Ich drehte mich so gut es ging nach hinten und ließ die Packung in meine Schultasche gleiten.

„Schön das du wieder gekommen bist." So gut es ging versuchte ich sie anzulächeln, um sie nicht noch weiter zu verunsichern.

„Ich kann dich ja auch nicht einen Moment ohne Aufsicht lassen." Ihr Blick begann sich wieder etwas zu klären und ich beschloss mich wieder zurück zu ziehen.

„Geh du aber heute mal früher schlafen. Sonst bist du immer so übertrieben emotional." Ich lachte und versuchte die dunklen und gefährlichen Gedanken in meinem Kopf etwas runter zu spielen. Wenn ich wirklich eines Tages gehe, dann wird es ihr das Herz brechen...Ich bin mir nicht so sicher ob ich das will.

Ein kleines Stück bewegte ich mich noch näher auf mich zu und drückte ihr dann sanft einen Kuss an die Schläfe. Die Überraschung stand ihr sofort mit einer akribischen Genauigkeit ins Gesicht geschrieben. Nun musste ich wirklich schmunzeln. Sie ist vier Jahre älter, als ich und dennoch manchmal so unschuldig...wenn ihre Verehrer das nur wüssten.

„Gute Nacht." Mit diesen Worten begann ich auf den zwei hinteren Rollen kehrt zu machen und mich aus dem Raum zu bewegen. Eigentlich wäre ich gerne einfach nur in meine Zimmer gegangen und in einen tauben und nicht sehr erholsamen Schlaf gefallen, doch zuvor viel mein Blick noch in den Gang, in dem das Zimmer meiner Schwester noch einen Spalt breit geöffnet war. Ich stach ein und lugt kurz durch den Spalt. Viel sah ich nicht doch ich konnte sehen wie meine kleine Schwester am Boden ihres Zimmer saß und lieblos eine ihrer Puppen durch die Gegend schwank. Ich sollte wirklich besser mit ihr reden.

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt