Ein Moment - Alea

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Stunden später lag ich auch schon wieder in meinem Bett und sah aus dem Fenster. Ich beobachtete, wie selbst Nachts die tausenden von Straßenlichter die Sterne zum verstummen brachten. Selbst in einer Zeit ohne Glühbirnen war es den Menschen noch nicht gelungen den Himmel komplett sichtbar zu machen. Ich hätte gerne einmal diese Millionen von Leuchtenden Körpern und Sonnensystemen am Himmel in ihrer waren Größe leuchten sehen. Langsam ließ ich meinen Kopf hinunter auf meine verschränkten Arme sinken. Im Hintergrund erklangen die sanften Töne einer Geige im Duett mit einem stotternden Klavier. Ich mochte klassische Instrumente lieber als die großteils Synthetische Musik, die man sonst gerne im Radio hörte. Sicher gab es einen immer größer anwachsenden Teil an jungen Menschen, die sich wieder für einfache Instrumental Musik begeisterten. Eventuell versuchen sie vor einer Welt zu flüchten, die mit ihren technischen Errungenschaften ihnen langsam die Menschlichkeit nimmt.

Ich wagte es nicht einmal in meinen Gedanken mich so recht über die moderne Technik zu beschweren. Sie nahm eines vieles ab, für das man heute schon zu Faul war. Für so etwas sie das öffnen und schließen von Schuhen machte sich heute kaum noch jemand die Hände schmutzig und den Boden gesaugt oder Gewischt hab etwa ich auch noch nie. Der kleine Apparat, der Tagsüber seine Runden durch unser Zimmer drehte erledigte das beinahe alles allein. Keiner in dieser Wohnung musste für den Hausputz noch wirklich einen Finger krumm machen. Selbst das Internat nahm einem viele der Alltäglichen Herausforderungen ab. Menschen wurden immer scheuer vor realem sozialen Kontakt. Mit den Jahren war das Leben in den sozialen Medien schon fast so wichtig geworden, wie die Realität außerhalb der sicheren Mauern des Eigenheims, geworden. Inzwischen verliebten sich jeder 8.97 Menschen über soziale Medien. Techniken wie Sketchband, Smartphone und IContact hatten es den Menschen inzwischen möglich gemacht sich fast 24 Stunden online zu befinden. Es hatten sich inzwischen sogar Firmen gebildet, die sich nur mit diesen Produkten beschäftigten und so versuchten so unsere Welt noch etwas weiter in die Digitale zu holen.

Ich versuchte meinen ohne hin schon viel zu warm gelaufenen Kopf nur für einen Moment runter zu fahren und nicht an moralische Zwiespalte zu denken. Ich wollte nicht daran denken wie sehr diese Welt sich langsam begann selbst zu vernichten. Es ist traurig. Eine Welt in der Menschen sich eine unendliche Welt eröffnet die sie nach ihren Vorstellungen nutzen und gestallten können, beginnen sie immer mehr sie zu missbrauchen. Der Handel mit Halogenen und dem menschlichen Körper stand wahrscheinlich noch nie so hoch im Kurs, wie heute. Sie scheuen den menschlichen Kontakt so sehr, dass sie sich nähe und Träume online bestellen.

Ich schloss langsam meine Augen, während die Gedanken in meinem Kopf weiter begannen ihre Kreise zu drehen und so mehr und mehr Risse in meinen Glauben an die Menschheit sprengten. In der Mitte stand ich und konnte das Spiel beobachten. Langsam brach alles über mir ein und zurück blieb ein Bild von schwärze. Leere. Ein gewisses Maß an Hilflosigkeit.

Als ich das nächste mal die Lider wieder unter großen Kraftaufwand öffnete brach bereits der Morgen heran und erneut musste ich mich daran machen dieses Unwesen von Wecker zu jagen. Es schien mir so als wolle es mich veräppeln. Ich hörte sein schrilles Lachen schon beinahe als es seine Runde durch mein Zimmer drehte, ehe ich es mit einem Trick wieder zum schweigen brachte. Einen Tages werde ich diejenige sein, die dich Morgens aus dem Bett schmeißt und ich werde triumphierend Lachen, wenn du vor schreck zitternd am Boden liegst.

Mein Haar war an diesem Morgen mehr als nur störrisch, weshalb mir nichts anderes übrige blieb, als es zu einem mehr funktionalen, als wirklich ansehnlichen Dutt zu binden. Ein Fehler, wie sich nur zwanzig Minuten später heraus stellen sollte. Draußen wurde es nur allmählich Hell. Nur der Wind war anscheinend einer jener, der auch schon Morgens mit einem böses Lächelnd vor der Tür stand und einem kalt und hinterhältig in den Nacken blies. Ich verglich ihn gerne mit einem nervigen Jungen, der es liebte einem auf die Nerven zu gehen. Man hasste ihn zwar manchmal, doch er konnte auch gleichzeitig ganz lieb sein und einem beinahe schon zu sündigen Taten verführen.

Mit den kleinen kaum sichtbaren Steckern in meinem Ohr, durch die die rauen Töne einer alten und etwas verzogenen Bassgitarre drangen, dazu setzte relativ spät eine raue ältere Männerstimme ein, hatte ich mich auf den Weg gemacht. Meine Hände hatte ich tief in meine Hosentaschen sinken lassen und mit kaum verzogener Miene ging ich Schritt für Schritt meinen altbekannten Weg. Müde fiel mein Blick hinunter zu meinen Füßen. Sie war klein und zart, so das man glauben konnte sie würden in tausend Teile zerspringen, wenn man ihnen auch nur zu nahe kam und der dadurch entstehende Windstoß in einem ungünstigen Winkel in ihre Richtung viel.

Ich riss mich von meinen Füßen los und versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Was ist den heute nur los? Es scheint beinahe so, als würde mein Geist mit Absicht die Abgründe suchen. Ich muss ich einfach zusammenreißen. Der Tag heute wird lang und es hilft nicht wirklich, wenn ich mich dann auch noch mit meiner eigenen Psyche auseinander setzten muss.

Frustriert begann ich zu schnaufen und schob eine störrische Strähne hinter mein Ohr, als ein brummen meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Straßenlärm war jetzt nicht unbedingt etwas oft vorkommendes, wenn nicht gerade ein frustrierter Mann am Steuer saß. Gott! Ich will auch mal wieder Auto fahren.

Mein Blick sprang zu der Straße und so konnte ich genau in diesem Moment in das Fenster eines Autos sehen, dass sich an mir vorbei bewegte. Zwei erstaunte dunkle Augen bohrten sich für einen Moment in meine. Die fransigen Haare, die ihm teilweise ins Gesicht fielen gaben seinem Gesicht etwas verträumtes. Ich blieb stehen und verfolgte so lange, wie es mir die Zeit erlaubte in seine Augen. Etwas vertrautes, beinahe bekanntes fand ich in diesem Moment in seinen Augen. Irgendwoher kenne ich dich.

Zu schnell war der Wagen für mich außer Reichweite. Rabiat holte ich Luft und brachte mein Herz wieder zum schlagen. Fest drückte ich eine Hand gegen meine Brust und spürte mein Herz. Unregelmäßig schlug es gegen meine Handfläche. Meine Augen drückten sich fest zusammen und ich versuchte dieses kalte Gefühl, dass in mir begann sich zu regen. Tief holte ich immer wieder Luft und spürte wie die Hand an meiner Brust begann leicht unter den Atemzügen zu zucken. 


Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt