„Und wie lange hast du vor zu bleiben?" Bei der Frage konnte ich mir das sarkastische Lächeln nicht verkneifen. Wenn ich könnte wäre ich am liebsten ganz wo anders.
„Angeblich werde ich am Sonntag in der Früh wieder abgeholt,...aber mal schauen." Mehr Gelegenheit bekamen wir für das Erste nicht, um uns noch mehr zu unterhalten, da eine Schwester hinein kam. Sie war eine schmale Gestallt. Ihr Körper schien einer einzigen geraden Linie zu folgen, wäre ihr Gesicht nicht zu schmal gewesen mit den sehr weiblichen fast schon mädchenhaften Gesichtszügen, hätte sie wohl alles sein können. Ich streckte meine Hand in meinem Rucksack, der an meinem Stuhl hing und holte, altmodisch wie ich war, ein Buch heraus. Die meiste Zeit war mir nie wirklich nach lesen und auch diesmal schaffte ich es nicht mich lange auf die Worte zu konzentrieren. Immer wieder musste ich ganze Seiten von vorne Anfangen, weil ich nicht wirklich etwas von ihrem Inhalt verstand. Ziemlich schnell gab ich es dann wieder auf. Konstin hatte sie in der zwischen Zeit zu einer Untersuchung gebracht und ich war nun allein. Um mich herum war es ganz still. Ich hatte meinen Zeichenblock mal wieder zur Hand genommen und begann mit dem Stift sacht auf die Oberfläche zu schlagen. Als ich dann endlich den ersten Strich aufs Papier setzte schien meine Hand genau zu wissen was sie zeichnen wollte.
In immer kleiner werdenden Bögen begann ich scheinbare wahllose Bahnen über das Papier zu ziehen. Ich begann einzelne Flächen zu füllen, andere Linien lies ich mit meinem Finger wieder leicht verblassen. Langsam begannen entstandene Schatten eine fast schon plastische Erscheinung aus dem Bild hervor zu heben. Umgeben von den Ästen eines alten Baumes stand sie da. Fest starrten ihre großen Augen in meine. Ihr Körper drückte sich gegen den Baum, während sie mir verlockend entgegen lächelte. Ich konnte den kalten Wind förmlich spüren, der sich langsam um ihren Körper schlich.
„Entschuldigung?" Eine Berührung lies mich zusammen zucken und das Bild fest an meine Brust pressen. Eine Krankenschwester in einem weißen Gewand stand vor mir. Wie die, die Konstin zuvor raus gebracht hatte war auch diese eine ziemlich Platte Erscheinung, allerdings hatte sie doch etwas mehr Hüften. Ihr Haar war kurz und blass Blond. Scheiße Bluttest.
„Ähm...Ja?" Sie schien sich irgendwie etwas unsicher zu fühlen, zumindest wirkte sie sehr angespannt.
„Du bist Cassian,..richtig?" Sie schien auf eine Erwiderung zu warten, doch ich wollte erstmal wissen mit wem ich es den hier zu tuen hatte und beschloss erstmal etwas abzuwarten.
„Ich soll die hinunter zu Doktor Luth bringen, für ein Paar Bluttest." Ich wusste es doch.
„Okay." Ich begann mich wieder etwas zu entspannen und riskierte es sogar meinen Block wieder von meiner Brust zu lösen und sie so zwangsweise sehen zu lassen was mein Kopf für Bilder projizierte. Sie schien interessiert und wagte einen Blick. Ich lies sie, da sie nicht eine sehr große Bedrohung zu seien schien.
„Ist das deine Freundin?" Sie lächelte mich an, beinahe so als wäre ich ein kleines Kind, dass gerade ein ganz tolles Bild von seinem Haus oder seinen Hund gezeichnet hatte. Ich warf erneut einen Blick auf das Bild und begann zu überlegen, was ich ihr nun antworten sollte, als mir erst so richtig auffiel, dass meine Fantasie nicht ganz so groß gewesen war. Diesmal erkannte ich sie sofort.
Mit ihren großen und kräftigen Augen stand sie da, sah mich an und schien mich näher zu sich locken zu wollen. Ich konnte in diesem Moment dann auch nicht wirklich anders, als meine Hand ganz leicht über das Papier gleiten zu lassen und sanft über ihre eindimensionale Wange zu streichen, mir dabei nur vorzustellen, wie sich ihre Haut anfühlte. Ihre Lippen waren zu einem Lächeln verzogen, als würde sie mich verspotten. So als würde dieses nur mangelhafte Abbild wissen, wie sehr ich mir wünschte unter meinen Fingern echte Haut spüren zu können.
„Ich bin mir nicht sicher ob man das so sagen kann." Ich sah wieder zu ihr auf. Sie hatte sich wieder etwas aufgerichtet und ich meinte so etwas wie Erkenntnis in ihren Augen zu sehen. Sie schien zu meinen zu wissen was ich fühlte und wie es mir ging. Du hast ja gar keine Ahnung, Schätzchen.
„Manchmal ist liebe wirklich ein Hund." Beinahe traurig war das lächeln was sie mir darauf gab.
„Ja." Ich drehte den Block herum, so das Aleas Gesicht zu dem Bett gewandt war. Ich zog mich etwas über mein Bett und stammte mich so wieder in meinen Rollstuhl. Schweigend stand währenddessen die Krankenschwester neben mir.
„Gehen sie doch bitte voran." Ich lächelte und sah und wartete, dass sie den ersten Schritt tat. Schweigend folgte ich ihr. Sie schien schüchtern zu sein, fast schon verängstigt. So sicher, ob es an mir lag oder ob sie etwas anderes beschäftigte war ich mir da nicht. Wir glitten den langen Flur wieder hinunter, den ich vor gar nicht all zu langer Zeit heute schon mal entlang gefahren war und betraten dann den Aufzug.
„Wie heißen sie eigentlich." Leicht sah ich sie bei der Frage zusammenzucken und sie blieb auch noch kurze Zeit still, ehe sie mir antwortete.
„Ähm...Sarah." Mit einem mal wich die ganze kindliche Nervosität aus ihrem Blick und die Dicken Augenringe schienen mit einem mal stärker hervor zu leuchten. Es war ein irgendwie komisch. Mir war sehr wohl klar, dass sie etwas beschäftigte.
„Klingt nett." Erneut schien sie von meiner Antwort überrascht, doch irgendwie anders als zuvor. Irgendwo schien darin Freude zu sein.
Langsam glitten die automatischen Türen auf und wir gingen weiter. Reihen aus Glastüren zogen am mir vorbei. Hinter ihnen hauptsächlich Maschinen, die Reagenzgläser herum jonglierten und drehten. Sie sammelten Daten und mit Hilfe eines Arztes sollten diese dann zu Heilung einer jenen Krankheit helfen. So schnell wird man es vermutlich nicht aufgeben die Menschheit zu vernichten.
Wir bogen um eine Ecke. Das Bild um mich herum veränderte sich nicht. Als würde sie mich erwarten glitten zwei der gläsernen Türen auf. Sarah machte es mir vor, als sie hinein ging. Ich folgte, bemerkte aber dann die steigende Nervosität, als sich die Türen lautlos hinter mir schlossen. Der Raum war von elektrischer Spannung nur so durchzogen, lediglich ein Mann schien dagegen zu Arbeiten.
„Doktor Luth?" fragte Sarah nun wieder deutlich schüchtern wirkend. Der eben benannte Arzt schien über etwas zu grübeln. Seinen Kopf hielt er etwas gesenkt, während unter ihm ein Haufen ungeordneter Papiere lag. Sarahs Stimme schien ihn dann allerdings etwas aus der Konzentration zu reißen, weshalb er seinen Blick dann endlich auch uns zu wand. Seine Augen schienen müde und erschöpf, ausgelaugt, doch sein Geist war scharf. Sofort begann ich mich noch unwohler zu fühlen.
„Ah...Tut mir leid. Ich war noch in Gedanken." Er wies mich mit einer vermeintlich freundlichen Handbewegung näher zu kommen. Ich tat es, vermied allerdings nicht die Vorsicht.
„So...heute hat man mir die Ehre überlassen deinen Blutkreislauf etwas anzuzapfen." Ich ließ das einfach mal unkommentiert und wartete einfach nur darauf, dass er mir langsam die Nadel in den Arm stach. Ich hörte das dumpfe Knacksen, dass den Roboter Arm ankündigte. Entlang einer der zahlreichen Schienen fuhr er durch den Raum und brachte dem Arzt seine benötigte Spritze. Er nahm sie ohne ihr besonders Aufmerksamkeit zu widmen. Vorsichtig, beinahe ehrfürchtig nahm er dann den Kunststoffschutz ab. Das Metall schien einmal aufzublitzen, ehe es sich in meine Haut bohrte. Eigentlich sollte es nicht schmerzen, dennoch zuckte ich zusammen und spürte dieses kleine Meer an Ameisen, dass nun durch meinen Blutkreislauf zirkulierte. Das war eigentlich immer so, wenn die Nadel einer Spritze meine Haut durchbohrte, egal ob bei einer Injektion oder wenn sie mir mal wieder Blut abnahmen. Mein Körper schien sich jedes mal gegen die Spritze zu währen.
Ich spürte wie das kalte Metall mein Blut begann gierig zu inhalieren und sich so langsam aufwärmte. Rotes dünnen Blut begann die Spritze zu füllen. Der Arzt schien hochkonzentriert, als wolle er nichts verschwenden. Ich hielt ihn von diesem Moment an für krank, egal wie gut er als Arzt auch seien mochte. Umso erleichterte war ich, als er die Nadel wieder aus meinem Körper zog.
„SOOO...das wars auch dann schon wieder."
DU LIEST GERADE
Born - Pregnant 2
HorrorDu kannst dir deine Geburt nicht aussuchen. Weder wo, noch wann, noch wie. Es ist uns vorbestimmt. Wir haben auf der Welt etwas zu leisten, dass wir uns nicht aussuchen können. Egal nun ob gut oder schlecht. Was nur wenn dein Schicksal so nie existi...