Unruhe - Alea, Cassian

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Ich erstarrte fast in der Tür. Meine Oma nuschelte schrecklich, weshalb ich mir auch nicht sicher war, ob ich das was ich da hörte die Wahrheit war. Ich konnte mir das alles auch nur eingebildet haben. Einwenig neben der Spur schloss ich dann die Tür und ging wieder hinunter. Auf einmal fühlte ich mich schlecht, fast schon traurig. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und lies mich wieder auf die Couch niedersinken. Es war komisch. Ich sank tiefer in die weichen Polster und sah hinauf an die Decke. Direkt über mir befand sich mein Zimmer, in dem meine Mutter früher auch gewohnt hatte. Es war ziemlich klein, im vergleich zu dem Zimmer das ich Zuhause hatte.

Unbewusst stand ich dann auf und ging aus dem Haus. Ich dachte nicht wirklich darüber nach, sondern lief einfach immer weiter in den Garten. Schritt für Schritt ging ich näher auf die alte Trauerweide zu. Der Himmel war immer noch dicht von Wolken bedeckt und sicherlich würde es bald regnen oder sogar schneien, da die Temperaturen so stark gesunken waren.

Während ich lief hörte ich das gefrorene Gras unter meine Füßen leise knistern, als die Halme zu brechen schienen. Es war ein hartes, fast schon unangenehmes Geräusch. Mit dem Rücken lehnte ich mich gegen die Trauerweide und schloss die Augen. Es war kalt draußen und dennoch wollte ich nicht wirklich wieder rein gehen. Ich begann mich unwohl zu fühlen dadrinnen. Meine Oma war schon seit langer Zeit so komisch und hatte auch schon mal immer wieder Sachen gesagt, die ich nicht verstand oder die für mich mehr oder minder Sinnfrei waren, doch selbst für sie war das komisch. Langsam schloss ich meine Augen. Ich will hier weg. Einfach nur weg, woanders hin.....Vielleicht sollte ich einfach wegfahren.


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Ich lehnte mich zurück in den Polster am Kopfende des Krankenhausbettes. Der Block lag auf meinem angewinkelten Beinen. Den Bleistift in meiner Hand legte ich leicht an meine Lippen und sah auf das Bild vor mir. Ich konnte mir nicht helfen. Sie ist es schon wieder.

Es war fast schon wieder lustig. Gleichzeitig war ich so kurz vorm verzweifeln. Ich saß hier fest und wollte am liebsten einfach nur weg. Gleichzeitig schien sie mir wie ein Geist durch den Kopf zu spuken, so dass ich nun allein heute zwei Bilder von ihr gezeichnet hatte. Es war schlicht und ergreifend einfach nur bescheuert. Ich legte meinen Kopf zurück und schloss die Augen.

„Was zeichnest du?" Ich öffnete meine Augen erneut und wanderte mit meinem Blick zu meinem Nachbarn. Sein beinahe schon veraltetet Tablet hatte er zur Seite gelegt und sah nun fast interessiert aus. Ich drehte den Block um, so das Aleas Augen nun nur noch Dunkelheit sahen.

„So einiges, dass mir durch den Kopf geht. Nicht unbedingt etwas, dass für dich von Interesse wäre." Zu meiner Überraschung begann mein Bettnachbar zu lächeln und schien nicht im geringsten verschreckt. Er drehte sich auf seinem Bett und warf seine Beine über den Rand des Krankenhausbettes.

„Du scheinst mir ganz schön deprimiert, seitdem du von deiner Untersuchung zurück gekommen warst." Ich wand meinem Blick zu der Tür, als ich leise Schritte im schweigsamen Flur bemerkte. Es war unangenehm zu wissen, dass man nun plötzlich ständig unter Beobachtung steht. Die angespannten Blicke waren mir auch nicht entgangen. Keine Ahnung was bei der Untersuchung genau passiert war oder welche Werte sie gemessen hatten, doch es musste abnormal gewesen sein. Das Einzige was ich noch im Kopf hatte waren die geweiteten Augen der Krankenschwester, als ich wieder aufgewacht war. Ihre Hände hatte mich mit fast ihrem gesamten Gewicht nach unten gedrückt, so dass es mir bald schon schwerfiel zu atmen. Ich begann etwas zu keuchen, da meine Kehle ausgetrocknet war und Luft es nur schwer hatte mir dabei zu helfen. Sofort hatte sie sich ein Stück von mir entfernt. Tief begann ich daraufhin Luft zu holen.

Spät, vielleicht zu spät, viel mir auf, dass noch jemand sich in diesem Raum befand. Ich wollte mich aufsetzen, doch im selben Moment spürte ich wieder die Hände der Krankenschwester, die mich nun schwächer wieder hinunter drückten. Es blieb mir nicht wirklich etwas anderes übrig, als ihr nachzugeben. Die dritte Person im Bunde überraschte mich mit ihrer Erscheinung dann auch nicht besonders. Doktor Luth hatte große, gerade zu gierige Augen, als er nähr auf mich zukam und mich betrachtete. Ich spürte den Schweiß auf meiner Stirn und unter meiner Kleidung. Es war gerade zu demütigend. Er machte mich mit seinem Blick zum Versuchsobjekt. Langsam spürte ich wie es mir hochkam.

„Cassian?" Sarahs Stimme klang brüchig, verzweifelt um es so zu sagen. Erneut unternahm ich einen Versuch mich zu bewegen und diesmal lies sie es zumindest zu. Mein Körper zitterte immer noch etwas. Sie mussten mir ein abscheuliches Gift in die Venen gespritzt haben. Noch ein Grund weshalb ich mich selbst zum anwidern fand.

Nun war es schon wieder Abend und dennoch war dieser gewisse Hauch von Ekel nicht vergangen. Ich konnte mir nicht helfen, doch mein Körper schien mir vorzutäuschen, dass das Gift in mir langsam aber sicher beginnen würde mich von innen heraus aufzufressen. Es war ein schreckliches und geradezu beunruhigendes Gefühl.

„Ich fühle mich einwenig beobachtet, sagen wir es mal so." Ich versuchte ebenfalls zu lachen. Es fiel mir schwer nicht alles um mich herum einfach kurz und klein zu schlagen. Ich griff wieder nach dem Block und sah mir das darauf entstandene Bild noch einmal genauer an. Ihre Augen waren stark, der Ausdruck fest und konsequent, doch der Rest ihres Körpers war schwach und träge. Sie lief von mir weg, hatte sich nur während sie ging leicht in meine Richtung gedreht, so dass sie mich mit ihrem Blick gut fixieren konnte. Es schien auf mich fast so als würde sie warten, eventuell auf eine Reaktion von mir.

„Kenn ich nur zu gut. Die sind ja gerade zu versessen auf ungewöhnliche Erscheinungen." Kaum schienen im die Worte über die Lippen zu kommen öffnete sich auch schon die Tür und Sarah trat in den Raum. Aus Frustration hätte ich ihr am liebsten meinen Polster an den Kopf geworfen und ihr entgegen geschrieen, dass sich sich zum Teufel scheren sollte. Ich blieb einfach auf meinem Bett und lehnte mich noch tiefer in den Polster. Den Block legte ich dabei so auf meinen Schoß, dass man das Bild nicht mehr sehen konnte. Ich wollte sie nicht sehen lassen was ich gezeichnet hatte. Es ging sie einfach nichts an.

„Was wollt ihr jetzt von mir?" Ich hatte nun wirklich keine Lust mehr freundlich zu sein, auch wenn Sarah mir nichts getan hatte. Lange genug war ich nun schon ein einziges Experiment gewesen und wollte das einfach nicht mehr. Ich beobachtete sie genau, als sie auf mich zu kam und sah zuvor das sie sehr verunsichert war. Kein Mitleid. Du bist für sie nur ein Job.

„Ähm...ich wollte nur mal deine Werte kontrollieren." Ich lies nur einen verächtlichen Schnaufer als Antwort über meine Lippen kommen.

„Das könntest du auch einfach am Computer überprüfen, dazu müsstest du nicht zu mir kommen." Langsam begann sie zu nicken. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, als ich begann sie so zusehen. Sie wirkte verängstigt, dennoch wollte ich kein Mitleid haben. Sie selbst wusste nicht einmal annähernd was ich während der Behandlung gesehen hatte, oder welche Schmerzen mich dieses Gift hatte spüren lassen. Es war schrecklich gewesen.

„Du schienst leicht angeschlagen, seit der Behandlung. Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir auch gut geht." Leise hörte ich meine Zähne knirschen. Lasst mich doch endlich hier raus!

„Mach schnell." Mehr sagte ich dazu nicht, doch meinen Nachbarn leise kichern. Ihn schien meine miese Laune sichtlich zu amüsieren. Ich schloss einfach nur meine Augen und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Dumpf konnte ich ihre Schritte hören, wie sie langsam, Schritt für Schritt näher auf mich zu kam. Mein Körper begann sich anzuspannen. Ihre Anwesenheit war für mich mehr als unangenehm, außerdem begann mich seit geraumer Zeit nun schon dieses ganz komische Gefühl zu verfolgen. Es war eine gewisse Unruhe, die sich in mir festgesetzt hatte und nun nicht mehr von mir ablassen wollte. Sie schien nicht unbedingt angebracht zu sein, doch los wurde ich sie dennoch nicht. Etwas eigenartiges, ungewöhnliches begann mich aufschrecken zu lassen.   

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt