Die Spinne - Cassian; ?

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Am nächsten Tag machte ich mir dann schon gar nicht mehr die Mühe aus dem Bett zu steigen. Ich öffnete einfach nur meine Augen und starrte an die Decke. Mit der aufsteigenden Sonne veränderte sich auch der Schatten, der sich entlang der Decke warf und mir viel nun auch auf, dass sich fast direkt über mir eine kleine Spinne eingenistet hatte. Ich sah kein Netz, doch der tiefschwarze Körper, zusammen mit den langen Beinen leuchtete mir entgegen. Irgendwo bildete ich mir sogar ein dunkle Augen zu sehen, die mich fixierten. Sofort wurde ich etwas unruhig und fand es auch wirklich beunruhigend die Spinne so direkt über mir zu haben. In meinem Kopf begann ich zu sehen, wie die Spinne sich ganz langsam von der Decke mit einem seidenen, kaum sichtbaren Faden hinab lies. Ihre Beine bewegten sich ganz langsam und sie erinnerte fast an eine Tänzerin, doch zur selben Zeit bekam ich den Eindruck, dass sie ihre dünnen Beine in meine Richtung streckte und nach mir langen wollte.

Ich versuchte die Bilder zu verdrängen, doch immer weiter spielte sich dieser Film in meinem Kopf ab, so dass mein Herz so schnell schlug, also würde ich im selben Moment einen Marathon laufen. Eigentlich war ich niemand, der wirklich angst vor Spinnen hatte, doch diese machte mir einfach nur angst. Was mit ihr anzufangen war wusste ich nicht wirklich, doch mein ganzer Körper sagte mir, dass es nun Zeit war die Flucht zu ergreifen. Mein Kopf allerdings schien das anders zu sehen und sagte mir nur, dass das alles nur folgen meiner eigenen Panik waren und ich mich doch mal beruhigen sollte. Diese Spinne kann mir nichts tuen. Beißen vielleicht aber so ein Biss ist ja nun auch nicht wirklich schmerzhaft.

Unruhig begann ich mich herum zu drehen und meine Finger in die Bettdecke zu krallen, damit ich mich nicht selbst aus dem Bett zog. Die Spinne tat nur wenige kleine Schritte über die weiße Decke und man hätte fast glauben können, dass sie meine Angst genoss. Langsam stemmte ich mich etwas nach oben und zog mein Körper näher an den Polster heran, so dass die Spinne sich zumindest nicht mehr direkt über meinem Kopf befand.

Ich lies sie nicht aus den Augen und beobachte jeden kleinsten Schritt, jede Bewegung, die diese kleinen Beine vollstreckten. Wie schon in meinen Gedanken ausgemalt begann die Spinne dann sachte ihren Faden zu spinnen und ihren Körper von der weißen, etwas staubigen Decke abzulassen. Es durfte von irgendwoher ein leichter Wind gekommen sein, da sich ihr Körper langsam zu bewegen und zu drehen begann. Während die einen Beine begann den Fanden weiter zu spinnen, begannen sich die anderen mir entgegen zu strecken.

Ich hob meinen Arm und versuchte sie irgendwie weg zu wischen. Natürlich funktionierte es nicht wirklich und plötzlich hatte ich dann die Spinne auf meiner Hand. Der Faden war durch mein tuen gerissen und in ihrer vielleicht sogar Verzweiflung hatte sie sich an mich geklammert. Sie war auch nicht unbedingt klein und passte so wie sie auch gut in meine Hand. Ich erstarrte als ich zum ersten mal wirklich ihre Beine auf meiner Haut spürte. Sie war nicht schwer und man konnte auch kaum spüren wie sie sich bewegte, doch umso mehr jagte es mir eigentlich einen Schauer über den Rücke. Weiter kletterte sie meinen Arm entlang und krallte sich fast schon fest. Ihre Augen starrten immer noch in meine Richtung und gaben ihr zu viel Menschlichkeit. Das war aber nicht unbedingt sehr angenehm. Verkrampft begann ich erneut meinen Arm zu schütteln, doch sie lies nicht locker und setzte ihren Weg ungehindert fort. Geh runter!

Je näher ihre schwarze Gestallt meinem Gesicht kam, desto unruhiger begann ich zu werden. Zur selben Zeit viel mir aber auch wieder diese Mähre ein, dass man zwei Spinnen pro Nacht schluckte. Ich war allerdings nicht scharf darauf heraus zu finden wie sich das anfühlte. Dieses Viech machte mir angst, jagte mir aber zur selben Zeit auch wahnsinnig Respekt ein.

„Verschwinde!" Plötzlich blieb die Spinne dann stehen und sah mich wieder aus ihren Augen heraus an. Irgendetwas vertrautes lag in ihrem Blick, was es für mich noch schwerer machte in diesem Tier nur eine Spinne zu sehen, die ich einfach hätte erschlagen können. Schiebs einfach auf die Medikamente.

Ich rührte mich nicht und hoffte einfach, dass die Spinne langsam ihren Rückweg antreten würde, doch sie blieb immer noch ganz ruhig an Ort und stellen, als würde sie auf etwas warten. Will sie eine Reaktion von mir?

Ehe ich mir etwas wirklich überlegte hatte, um sie los zu werden, zuckte plötzlich so etwas wie ein kleiner elektrischer Schlag durch ihren Körper und ihr Klammergriff um meinen Arm begann sich zu lösen. Immer weiter begann ihr erstarrter Körper an meinem Arm zur Seite zu gleiten. Bald schon viel ihr Körper von meinem Arm und glitt zu dem Boden. Wie in Zeitlupe entging mir auch nicht, dass während sie fiel sich ihre verkrampften Beine fest an ihren runden Körper pressten, so dass sie beim aufkommen wie eine kleine schwarze Kugel einfach weiter rollte. Sie viel von meinem Bett und kullerte weiter über den Boden.

Eilig begann ich mich über die Bettkante zu ziehen und mit den Augen zu verfolgen wie dieses kleine Ding sich weiter bewegte.

Plötzlich drückten sich dann die Beine wieder von dem Körper weg und dieses kleine Wesen sprang in die Luft. Sie landete direkt in meinem Totenwinkel, so dass ich sie nicht mehr sehen konnte.


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Der Schleier war gefallen und mit einem mal konnte ich die Welt nun auch aus seinen Augen sehen. Die Schatten waren nicht verschwommen und liefen auch nicht ins Graue aus. Die Ränder waren für mich klar und schwarz, so dass ich mit einem mal das Gefühl bekam diese gewisse Melancholie in der Luft mich nicht mehr los lies. Es war erstaunlich, faszinieren und dennoch war es wie ein pechschwarzer Teich, wo ich den Boden nicht mehr erkennen konnte. Das Wasser an der Oberfläche war noch warm, doch würde man hinein springe, so würde es schnell kalt werden, da die Sonne bald nicht mehr reichen würde. Sie konnte nicht alles wärmen und würde auch bald mich nicht mehr erreichen, noch konnte ich mich ja über Wasser halten.

„Ihr solltet aufhören zusehr über all das nachzudenken." Der Ausblick war unglaublich schön und selbst die dicke Schicht aus grauen Wolken konnte diese Stimmung nicht trüben. Der Himmel schien gefroren und Gott, der nach irdischer Vorstellung über einen Meer aus Himmel und Wolken thronte, so von dieser Welt aussperrte. Eventuell war er es ja leid seine Schöpfung zu beobachten und ihre Abstieg mitzuerleben. Sag bereust du was du da in die Welt gesetzt hast?

„Es tut euch nicht gut." Ich hörte die hellen Schritte und das klacken der Sohlen auf dem glatten Boden. Das Geld konnte man fast schon heraus hören. Das alles war mir viel zu bieder.

„Die Welt ist wirklich nur noch ein Schlachtfeld....Wie traurig." Langsam wand ich meinen Blick von der Landschaft ab und blickte zu dem jungen Mann, der wenige Schritte vor mir stand. Ich sah mich um, doch der Raum war düster und strahlte einfach so viel Trauer aus. Das alles war einfach unangenehm und ich wollte einfach wieder nach draußen. Da war doch so vieles mehr. Ich wollte nicht festgehalten werden.

„Die Menschen sind selber schuld an das was sie angerichtet haben." Er klang wütend, doch ich war mir der Ironie bewusst. Wir beide waren doch nicht anders, doch irgendwo hoben wir uns ab. Jeder von uns hatte die andere Welt bereits gesehen.

„Wie lange wird es noch dauern?" Gespräche zwischen uns waren kein Teil der Leidenschaft, sondern eine Notwendigkeit. Seine Miene war auch ständig angespannt und zwider.

„Es ist noch nicht die Zeit." Verächtlich blies ich Luft aus meinen Lungen und wand den Blick wieder ab. Der Himmel war einfach viel schöner als die Dunklen Schatten unter seinen Augen.

„Das ist mir klar, doch ich will wissen wann ich wieder raus darf." Eine Hand drückte ich gegen die kalte Scheibe. Die leichten Vibrationen in der Luft konnte ich deutlich spüren. Ich wollte zu ihrer Quelle und da waren zwei Augen, die ganz besonders misste, vor allem da seine Sehnsucht deutlich zu spüren war.

„Wir müssen uns gedulden." Ich nickte und erhob mich. Das Gespräch war mir leid und ich konnte eh nicht heraus kommen. Seine Macht war noch größer als meine und dennoch war meine Position wichtiger. Er war sich dem auch bewusst, nicht umsonst stand er so weit von mir entfernt.

„Ich werde mich hinlegen. Wenn du also verschwindest." Das war keine Bitte. Ich wollte sein Gesicht nicht mehr sehen. Er hatte mich auch hierher gebracht, wobei mir noch nicht klar war, ob ich ihm danken sollte. Seine Rolle war die eines Boten oder einer Marionette. 

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt