Die junge Frau lehnte sich nach vorne und begann mich eingehender zu betrachten. Ziemlich schnell bemerkte sie anscheinend dabei, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ihr Gesicht bekam einen Mitleidigen, fast wehleidigen Ausdruck.
„Du armer Junge....dir wird es nicht besser gehen als mir. Mit der Zeit wird es allerdings einfacher. Die Erinnerungen an dein Leben werden verschwinden." Ich sah wie ihr Blick sank. Es schien ihr schwer zu fallen wirklich darüber zu sprechen. Sie wirkte sehr einsam.
„Selbst wenn du versuchst an deiner Vergangenheit festzuhalten. Mit jedem Tag, den du hier verbringst wir alles mehr verschwimmen. Vertraute Gesichter werden immer fremder, bis du ganz vergiss wie sie überhaupt ausgesehen haben." Ihre Augen begannen zu glitzern und sie fuhr sich mit einer Hand über die Wange. Ich saß einfach nur daneben und wusste nicht genau was ich wirklich machen wollte oder sollte.
„Vielleicht kannst du dann ja auch wieder sprechen." Sie lächelte wieder, doch ich sah in ihren Augen sehr genau, dass sie eigentlich lieber geweint hätte. Ich musste wieder an den Mann denken, der über sie gebeugt dagesessen hatte und versucht beruhigend ihr zu zureden. Er schien gefährlich, doch mehr für mich selbst, als für sie. Richtig trauen wollte ich ihn dennoch nicht. Er schien mich allerdings sehr gut gekannt zu haben.
„Es wäre schön jemanden zu haben, mit dem man reden könnte." So leid sie mir auch tat, bleib ich dennoch auf abstand. Mein Leben hatte mir gezeigt, dass man Fremden nicht vertrauen sollte.
Wieder driftete ich irgendwann in eine Art Schlaf, dennoch gab es dieses mal zwei große Unterschiede. Erstens ich war seit langem mal wieder nicht alleine und zweitens ich träumte. Ich spürte diesen dumpfen Rausch, als ich langsam wirklich einschlief. Das mit einem mal erscheinende Schwarz, dass mich umgab war eine Wohltat für meine Augen. Ich genoss es und lies zu, dass es mich langsam verschlang. Mein Körper begann in einer Art nichts zu schweben. Ich fühlte mich leicht und eigenartig unbeschwert. Es kam mir bekannt vor.
„Hallo?" Langsam schien das Gefühl des schwebens zu verschwinden. Mit einem mal stand ich da, immer noch in meinem weißen Kleid. Ich drehte mich langsam herum und sah einen Mann nur unweit von mir stehen. Er war groß und hatte breite Schultern. Sein Gesicht allerdings war blass mit tiefen Augenringen. Er schien seit Ewigkeiten nicht mehr gut geschlafen zu haben. Irgendwie war es traurig.
„Hallo..." Ich trat einen Schritt näher heran. Er wich nicht zurück und kam auch nicht wieder auf mich zu. Der Mann sah mich einfach nur mit tieftraurigen Augen an. Es war irgendwie komisch zu sehen, wie schwach dieser Mann wirkte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich euch wirklich noch treffen könnte." Ein leichtes Lächeln zauberte sich auf seine Lippen, als er mich ansah. Dieser Mann schien mich zu erkennen, auch wenn ich keine Ahnung hatte wer er war.
„Es tut mir leid....kenne ich euch?" Sein Lächeln wurde noch trauriger und sofort tat es mir leid. Er schien wirklich net zu sein und ich wollte ihm nicht wehtuen, da er doch eh so mitgenommen aussah.
„Vermutlich nicht....was schon zu schade ist. Vor allem jetzt, wo wir doch sicher nicht mehr viel Zeit haben." Nur schwer kam der Atem nun noch aus seinen Lungen. Er schien wirklich müde zu sein.
„Wer seit ihr dann?" Langsam neigte er sich nach vorne und begann noch in der Verbeugung zu sprechen. Seine Stimme nahm dabei einen etwas anderen Ton an.
„Johan. Auf Nachnamen können wir wohl zu dieser Zeit verzichten." Ich begann ihn ebenfalls anzulächeln und hoffte so er würde sich etwas mehr darüber erfreuen.
„Ich würde euch gerne meinen Namen sagen, doch leider gibt es in dieser Zeit keine Notwendigkeit dafür. Es war wohl so ziemlich das erste was ich vergaß." Ich hasste es, dass ich begann nun darüber zu sprechen. Er schien allerdings neu in dieser Welt zu sein.
„Ich nehme es euch nicht übel. Euren Namen kenne ich. Euer Name ist Miriam." Sein Lächeln wurde breiter. Er wirkte sehr vertraut auf mich. Irgendwie schien er allerdings nicht in etwas zu passen, an dass ich mich noch erinnern konnte.
„Woher kennst du mich?" Nun schien sein Blick mit einem mal bestürzt. Ich konnte nicht sagen was es wohl war, doch meine Frage schien Erinnerungen hervor zu rufen.
„Wir kennen uns nun nicht direkt....Man hat mir von dir erzählt." Schnell rann ich weiter auf ihn zu, als ich den Eindruck bekam, der junge Mann würde gleich unter sich zusammenbrechen. Er tat es zwar nicht, doch packte mich und schlang mich in eine Umarmung. Ich erstarrte und hätte ihn fast wieder von mir geschupst.
„Johan.....!" Ich stemmte zwei Hände gegen seine Brust, bemerkte dann allerdings wie sehr er zitterte. „Es tut mir leid...Wir haben nur nicht mehr viel Zeit." Ich wusste nicht was ich nun tuen sollte. Dieser Mann war ein Fremder. Ich lies die Arme nach unten sinken.
„Pass auf die auf. Miriam."
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Born - Pregnant 2
HorrorDu kannst dir deine Geburt nicht aussuchen. Weder wo, noch wann, noch wie. Es ist uns vorbestimmt. Wir haben auf der Welt etwas zu leisten, dass wir uns nicht aussuchen können. Egal nun ob gut oder schlecht. Was nur wenn dein Schicksal so nie existi...