Besuch - Cassian

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Ich war richtig froh, als ich endlich mal richtig saß. Meine Beine begann zu schmerzen und das obwohl sie die meiste Zeit nur als loses Gewebe an mir hinab hangen. Meine Finger krallte ich an die Reifen des Rollstuhles und begann mich langsam vom Fleck zu rühren. Nun spürte ich dann auch so richtig, dass ich lange Zeit jetzt im Bett gelegen war, denn meine Arme fühlten sich schlaff und leblos an. Immer wieder begann ich meine Finger zu bewegen und abzuspreizen, in der Hoffnung sie würde sich langsam wieder in ihren normal zustand begeben.

Die Tür zu meinem Zimmer war lediglich angelehnt, was mich doch etwas überraschte, da ich damit gerechnet hatte, dass man mich nun nicht mehr in die Nähe von etwas lassen würde, dass womöglich schwere körperliche Folgen haben konnte. So etwas wie Hochmut begann sich in meiner Magengrube zu bilden, als ich langsam und bedacht begann die Tür aufzuziehen. Ich hatte keine Uhr, also konnte ich das nicht mit Sicherheit bestätigen, doch es schien noch tiefste Nacht zu sein, da es ungewöhnlich ruhig war. Keine Schwester schlurfte durch den Gang und auch kaum ein krächzen und Husten war zu hören. Generell war es ungewöhnlich leer in diesem Krankenhaus. Sicherlich war die medikamentöse Behandlung gut, doch es gab immer noch genug Menschen die viel ihrer Zeit in solchen Einrichtungen verbrachten. Ich war nur einer davon, genau wie meine kleine Schwester.

Alles hier war mir immer noch suspekt, doch zum ersten mal seit Jahren schienen mich die ganzen Sensoren, die sich überall mit Sicherheit verbargen nicht zu stören. Ich begann nicht ein eigenartiges Phantompiepsen zu hören, dass mich langsam in den Wahnsinn treiben würde. Langsam wurde mir dann auch erst bewusst, dass das nicht das Krankenhaus war, in dass ich sonst immer so gerne gebracht wurde. Im Zimmer war es mir noch nicht so wirklich aufgefallen, doch schon allein der Flur schien ganz anders zu sein. Die Wände waren in einem dunklen Blau gestrichen und erinnerten mit ihrer fast samtigen Oberfläche nicht wirklich an ein Krankenhaus.

Langsam bog ich nach rechts und fuhr den Flur ganz langsam entlang. Keine Bilder oder sonstiger unnötiger Schmuck hing an den Wände, wie ich es sonst so gewöhnt war. Die Ärzte erhoffen sich davon wahrscheinlich einen therapeutischen Nutzen. Mich hat es immer eigentlich nur gestört, da wie bei allem, auch bei mir, eigentlich damit nur ein schöner und harmloser Schein gewahrt werden soll.

Der Boden bestand aus einfachen, fast dunkelroten Holz, auf dem die Rollen meines Fahrstuhles fast nicht zu hören waren. Für einen kurzen Moment blieb ich dann stehen und streckte meine Hand zur meiner rechten Seite aus. Fast zaghaft berührte ich die Wand. Sie war ganz glatt, was ich für einen Moment fast nicht glauben konnte. Diese weiche, rau wirkende Oberfläche war nichts als eine Täuschung.

In dieser Welt ist noch so einiges mehr falsch als nur diese Wand.

Kalt lief mir ein Schauer den Rücken hinunter, als ich die Stimme in einem weiten Echo durch die Hallen streifen hörte. Offensichtlich kannte ich sie nicht und dennoch war etwas an ihr gerade zu beängstigend vertraut. Meine Hand zog ich innerhalb einer Sekunde von der Wand und hielt sie fast warnend in die Luft. Soweit es nur ging lies ich meinen Blick wandern und sah mich um. Irgendwie überraschte es mich fast gar nicht, dass ich niemanden sah. Im selben Moment begann ich mich nämlich auch an den Abend vor dem „Unfall" zu erinnern. Damals war ich mir auch fast ganz sicher einer Stimme gehört zu haben und in Retroperspektive scheint es auch fast Aleas gewesen zu sein, wenn auch leicht verändert.

„Du hast Wahnvorstellungen." begann ich mir selbst einzuflüstern, um mich vielleicht etwas zu beruhigen und auch zu versuchen sicher zu gehen, dass ich nicht insgeheim den Wahnsinn verfiel. Wenn ich mir das selbst noch glaubhaft vermitteln kann, dann bin ich auch nicht verrückt.

Letztendlich ist es immer nur der Mensch, der sich selbst als verrückt erklärt.

In meiner Brust schien sich Platz, sowie die darin enthaltene Luft, immer weiter zu verdichten, so dass ich bald das Gefühl hatte nicht mehr wirklich richtig atmen zu können. Komischer weise kam mir dieses Gefühl bekannt vor. Genauso wie auch das plötzlich aufkommende stechen in meiner Magengegend. Etwas entgeistert legte ich meine gesunde Hand an die Stelle, die langsam ganz unangenehm warm wurde. Es ist Blut. Gelassen für Familie und Liebe, in einer Schlacht die nicht meine eigene war.

Kommst du langsam wieder zu dir?"

Die Stimme war mit einem mal klar und nicht mehr bloß ein Echo. Schnell hob ich meinen Blick und tatsächlich schien nun vor mir jemand zu stehen. Es war ein Junge oder Mann, vielleicht nur wenige, zwei drei Jahre älter als ich. Sein Haar war silbern nur die Spitzen waren schwarz. Feuer hat seine göttliches Haar angesengt. Etwas dass er einst von Menschen lernte.

Seine Statur war schmal und dennoch wirkte etwas an der Art wie er stand und sich mir gegenüber präsentierte unglaublich Respekt einflößend und mächtig. Seine Kleidung beschränkte sich auf ein einfaches schwarzes Oberteil und eine enge schwarze Hose die an den Knien aufgerissen war. Seine Füße steckten in dicken Boots mit reichlich silbernen Nietenbesatz. Seine ebenfalls enge Lederjacke trug er eng und sie kam mir bekannt vor. Es schien gar nicht so lange her gewesen zu sein, dass ich sie zum letzten mal gesehen hatte.

Was allerdings für mich in diesem Moment am Meisten hervor stach waren seine türkisen Augen. Kalt und streng bohrten sie sich in meine. Ich kenne ihn. Ganz sicher.....Diesen straffenden Blick sehe ich nicht zum ersten Mal.

Deine unterwürfige Art scheint wohl doch nicht ganz verloren gegangen zu sein. Ich befürchtete schon, dass Leben hätte dich etwas weich werden lassen." Er wirkte amüsiert und sah mich einfach nur an, als wären wir nur bekannte, die sich seit langem nicht mehr in die Augen gesehen hatten. Wer könnte er sein?

Hat dir der Sturz die Fähigkeit zu sprechen genommen?" Amüsiert sah ich ihn die Augenbraue nach oben ziehen. Etwas von seinen reinen weißen Zähnen begann zwischen seinen Lippen hervor zu blitzen. Der Anblick beunruhigte mich. Es war als würde ein Löwe beginnen noch zuerst warnend seine Zähne zu zeigen, um dich zu warnen, dass du jetzt besser verschwindest.

Meine Hand drückte sich immer noch ganz fest gegen meinen Bauch. Ein komisches Gefühl begann sich in mir breit zu machen und sich mit einem Gedanken zu verbinden den ich noch nicht so recht einfangen konnte. Es schien etwas wichtiges zu sein, dass ich im laufe der Zeit allmählich vergessen hatte. Kann es wirklich so wichtig gewesen sein.

„Du bist ein Fremder in einem Krankenhaus. Ich denke nicht, dass wir etwas zu besprechen hätten." Ich wusste nicht woher, die aufsteigende Wut kam, noch die Worte, die ich diesen Typen entgegen warf. Eigentlich war ich nur froh, dass ich überhaupt etwas heraus bekam. Es schien mir eh fast so zu sein, dass ich nur etwas falsches sagen konnte.

Wuhu!" Ironisch begann er die Hand vor seinem Gesicht zu schütteln und so tuen, als hätten ihn meine Worte wirklich getroffen, doch ich wusste genau, dass es nicht so war. Er strengte sich auch nicht wirklich an es so wirklich zu lassen. Jedem würde klar sein, dass er sich einfach nur über mich lustig machen würde. Er ist ein Arschloch.

Deine scharfe Zunge scheint noch perfekt in Form zu sein." Mit einem mal verschwand das leichte Amüsement aus seinen Augen und seinem Blick und er wirkte wieder streng und kalt. Ich konnte nicht sagen was es war, doch sicherheitshalber begann ich etwas weiter Abstand zwischen uns Beiden zu bringen.

Bis jetzt war sie mir auch ganz hilfreich. Hoffe für dich, dass auch so bleibt." Unverkennbar war aus seinen Worten eine Drohung heraus zu hören. Mit einem mal schien etwas in mir Klick zu machen. Ich zwang mich wieder aus meiner gekrümmten Haltung, woraufhin mein Bauch störrisch zu ziehen begann.

„Du kannst mich mal!" Er schien meine Erwiderung zu ignorieren und fuhr sich nur einmal kurz durch sein Haar. Mit einem Mal schien er fast etwas genervt.

Die Vergangenheit ist eine schwere Bürde. Du bist nicht der Erste, der das noch sehen wird. Hoffe für dich, dass du dich vorher erinnerst. Ich werde sonst nicht derjenige sein, der dir erneut die eiserne Schneise in den Magen rammt." Nun begann er wieder zu lachen, eher er sich langsam umdrehte und Anstalten machte zu verschwinden. 

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt