Entlassen- Cassian

81 9 0
                                    

Die sinkenden Körpertemperatur war allerdings nur eine Illusion. Mein Hals war schrecklich ausgetrocknet, weshalb ich mich etwas umsetzte, so das ich an das Glas Wasser kam, dass auf einem kleinen Tisch stand. Das Glas war etwas kühler als meine Finger, als ich es zu mir hob. Ich hielt es oberhalb ziemlich nahe am Rand, so dass ich die Flüssigkeit in diesem schlechten Licht betrachten konnte. Sie war etwas blauer, als das normale Wasser und schien gerade zu sauber das Licht in sich zu brechen. Ich wusste sehr gut was es war. Man bekam das im Krankenhaus eigentlich immer vorgesetzt. Es war speziell gefiltertes Wasser, zusätzlich versetzt mit Vitaminen und Mineralien, die einem helfen sollten sich schneller wieder zu erholen. Es schmeckte nicht anders, als normales Leitungswasser, doch ich wusste nicht, was genau darin war, was mich etwas beunruhigte.  Man konnte es fast schon als ein Hauch von Paranoia bezeichnen, doch ich vermutete immer dass man mich eventuell eines Tages wirklich vergiften würde, wenn ich nicht vorsichtig war. So sehr es mir allerdings widerstrebte ich legte dann doch das Glas an meine Lippen und begann langsam zu trinken. Es fühlte sich etwas zäh an, als mir die Flüssigkeit langsam den Hals hinunter sank.
Erst als das Glas dann auch endlich leer war, ließ ich es sinken und starrte hinein. Kleine Mengen des Wassers hatten sich noch am Bode gesammelt. Ich begann das Glas etwas zu schwenken und zu beobachten, wie sich die kleine Menge an Wasser in kleinen Tropfen aufteilte und sich bewegte. Langsam kleine Kreise begann es zu ziehen, manche wagten sich sogar in die Gerade.
Irgendwann stellte ich das Glas dann wieder weg und schaffte es endlich mich wieder zurück in mein Bett sinken zu lassen. Nachdenklich starrte ich an die Decke und begann zu spüren, wie meine Beine wieder einmal so hinterhältig zu kribbeln begannen. Ich versuchte mich nicht erneut davon täuschen zu lassen. Es war nur frustrierend. Sie würden nie wieder normal funktionieren und die immer wieder aufkeimende Hoffnung war nur eine ewig andauernde Qual. Sie zog alles nur in die Länge und schien mich das alles nie mehr beenden zu lassen.

„Cassian." Es war Katrins fast freudig Stimme, die mir aus der Ferne entgegen kam. Ich lag noch auf dem Bett und hatte auf meinem Schoß den Zeichenblock. Schnell drehte ich ihm herum, so dass man keine Zeichnungen mehr sehen konnte. Heute war nichts neues dazu gekommen, doch die Bilder von den letzten Stunden reichten schon aus. Ich hatte sie genauer betrachtet und es war mir selbst klar wie eigenartig das alles war.
„Hei." Ich versuchte zu lächeln und ihr nicht zu zeigen, wie seltsam die letzten zwei Tage für mich haben. Katrin kam zu mir ins Zimmer. Sie schien auf mich fröhlich und ausgeglichen, anders als beim letzten mal.
„Du siehst gut aus." Sie zog bei meinem Kommentar ihre Stirn nur leicht in Falten und begann gerade zu sarkastisch zu lächeln. Sie stellte sich neben mein Bett und entdeckte auch sofort den Block.
„Du hast wieder gezeichnet." Nun wirkte sie wieder etwas angespannter. So gut es ging versuchte ich sie zu beruhigen. Ich wollte ihr die Bilder nicht zeigen, doch ich lächelte weiter und versuchte mir nichts ungewöhnliches anmerken zu lassen.
„Ja...aber ist schon gut. Ich hab nur etwas gekritzelt."  So wirklich schien sie mein Kommentar nicht zu beruhigen, doch sie versuchte zumindest so zu tun. Manchmal ist sie so unglaublich leicht zu durchschauen. Man möchte sie fast gerne etwas ärgern, nur um zu sehen wie sie rot wird.
„Bist du dann bereit für den Heimweg?" Ich versuchte die komischen Gedanken wieder zu verdrängen, bevor ich ihr antwortete. Konzenration!
„Ja...gehen wir." Ich begann mich über das Bett zu ziehen und in meinem Rollstuhl zu hieven. Meine Schwester stand schweigend daneben, behielt mich allerdings stehts im Blick.
Es war schön das Krankenhaus verlassen zu können und etwas Luft abzubekommen. Ziemlich schnell wurde ich dann zwar wieder ins Auto gepackt, doch ich genoss die vielleicht nur zwei drei Minuten andauernde Freiheit. Es war gerade erst so um neun Uhr und die Luft fühlte sich frisch an, etwas eisig und stark unterkühlt. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht mir eine Jacke oder etwas dergleichen anzuziehen, was ich nun leicht bereute, da ein gerade zu beizender eisiger Wind mit entgegen strich. So gesehen war ich doch froh als ich im Auto saß. Ich sank in meinen Sitz und wollte eigentlich nur die Augen schließen und etwas ruhe von der Nacht nachholen. Meine Augen blieben allerdings immer geöffnet und schienen sich nicht schließen zu wollen. Ich sah also zu wie die Welt an mir vorbeizog und die unerträgliche Popmusik, die an mein Ohr drang. Die Töne waren so von computergenerierten Noten überzogen, dass es fast schon in den Ohren brannte. Ich sagte allerdings nichts, da ich Katrins Stimmung nicht ruinieren wollte.
„Wie lief es eigentlich...also bei den Untersuchungen." Sie schien wirklich nervös, was man schon allein ihrer Stimme anmerken konnte. Ich hörte sie tief Luft holen, anscheinend um die Anspannung zu verringern. Scheint nicht zu helfen.   
„Ich weiß nicht, doch es scheint zumindest noch nicht schlimmes zu sein." Ich drehte meinen Kopf zu ihr herum und sah zu, wie sie langsam begann zu nicken. Ihr war mit Leichtigkeit anzusehen, dass sie sich etwas anderes erwartet oder besser erhofft hatte. Sie hatte es noch nicht aufgegeben und hoffte still in ihrem Hinterstübchen, dass man mich heilen konnte. Gerne hätte ich ihr gesagt, dass sie es aufgeben sollte. Ich befürchtete immer sie würde daran zerbrechen, wenn es nun wirklich keinen Weg zur Heilung gab. Schon vor langer Zeit hatte ich es aufgegeben zu hoffen und mir zu wünschen wieder zu laufen. Ich sah nur noch die langsam verkümmernden Beine, die noch an mir hangen und mich mehr behinderten, als wirklich noch nützlich waren.
„Naja, vielleicht beim nächsten mal." Ich sah sie wieder Lächeln und versuchte einfach momentan zu ignorieren, dass sie die Schuld in sich fraß. Egal was ich sage, sie würde nie aufhören zu hoffen, dazu war sie einfach zu gut.
„Ja vielleicht." Langsam glitt mein Kopf schon wieder zur Seite und ich begann wieder die Strecke, die wir fuhren, zu sondern. Die Stadt war nun schon dicht befahren und die Reihen an Autos bildeten lange Ketten, in die man sich auch nur einreihen konnte. Die ersten fünfzehn Minuten der Fahrt schienen wir auch nur zu stehen und vor Ampeln auf das Zeichen zu warten.
Kurz bevor wir dann allerdings die nächste Kreuzung überqueren durften viel mir etwas komisches auf. Unweit von uns entfernt parkte nämlich ein Auto, dass mag zwar nicht so besonders klingen, doch die Person vor ihm machte es erst interessant.

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt