Schweigen herrschte für einen Moment und selbst ich wusste nicht was ich nun sagen sollte. Ich begann über seine Worte nachzudenken. Ihn gewählt...ich bin mir nicht sicher ob das wirklich stimmt. Es fühlte sich, jetzt wo ich begann genauer darüber nach zu denken doch etwas anders an. Es war...so genau kann ich es gar nicht sagen. Es schien als hätte ich nicht wirklich eine Wahl mich dagegen zu wehren.
Basti kam nicht mehr zum Wort an diesem Tag. Sicherlich begann er sich in Gedanken schon einiges zurecht zu legen, doch noch bevor er etwas sagen konnte ging plötzlich die Tür auf und schlug ihm fest gegen den Rücken. Er zuckte zusammen und sog scharf Luft ein, bevor er zur Seite rückte und sich mit schmerzverzehrten Gesicht den Rücken rieb. So komisch die ganze Situation im ersten Moment auch schien, erneut begann mich an diesem Tag ein einfach komisches Gefühl zu beschleichen.
So vergingen auch die letzten Stunden. Cassian und ich verbrachten noch den letzten Rest der Freistunde zusammen. Wir gingen nach draußen und liefen einmal um den Block. Sehr viel redeten wir dabei nicht, sondern zogen schweigen vor. So recht unangenehm war es nicht, da es mir etwas Zeit gab um böse Gedanken in eine andere Sphäre zu verbannen. Hin und wieder kam dann doch der Ansatz eines Gesprächs zusammen, doch wir vermieden es nur irgendwie etwas anzusprechen, dass auf unsere mögliche Beziehung leiten könnte. Hauptsächlich schien es daran zu liegen, dass wir beide noch nicht wussten was wir von alle dem erwarten konnten. Der Wind blies immer wieder in starken aber kurzen Böen um unsere Körper, dann blieb es wieder etwas ruhig. Einzelne Strähnen zog es mir aus der Frisur und lies sie an meinem Gesicht entlang gleiten, wenn der Wind erneut aufbegehrte. Es störte einwenig und dennoch tat ich nicht wirklich etwas dagegen. So wirklich entging es mir auch nicht, dass Cassian seinen Blick immer wieder zu mir hob, auch wenn er nicht mit mir sprach und seinen Kopf Kommentarlos wieder herum drehte. Ich wollte gar nicht so recht darauf reagieren und genoss es fast schon.
Ich war froh, als die Schule endlich vorbei war und wir nach Hause konnten. Die Lehrer hatten uns für die Woche zwar genug aufgaben gegeben und dennoch versuchte ich mich nur mal darauf zu konzentrieren, dass es Freizeit bedeutete. Wie auch zuvor blieb ich sitzen im Klassenzimmer, bis alle verschwunden waren und ich mit Cassian allein war. Er rührte sich nicht, als erhob ich mich und begann langsam auf ihn zu zu schleichen.
„Kommst du?" fragte ich leise, als ich ihm wieder ziemlich nahe war. Es war als würde sein Körper aus einem seichten Schlaf erwachen. Ganz leicht begann er seinen Kopf zu bewegen, dann griffen auch seine Hände wieder an die Räder seiner Rollstuhles und er begann sich herum zu drehen. Kurz begann ich dann auch erneut an die dünnen Narben zu denken, die ich Gestern noch an ihm gesehen hatte. Er schien es nicht mitbekommen zu haben. Ich traute mich auch nicht ihn zu fragen. Die Befürchtung, dass dahinter einer zu düstere Geschichte stecken konnte, hielt mich davon ab. Es mag komisch klingen, doch ich hatte schon erlebt, dass so etwas eine Beziehung, Freundschaft oder dergleichen leicht zerstören konnte. Noch wollte ich das einfach nicht riskiere.
„Du hättest nicht warten müssen." Als er das sagte sah er mich nicht an und er schien fast einwenig verlegen. Gott wie süß.
„Vielleicht wollte ich es aber." Von der Seite begann ich verschmilzt zu grinsen und einfach weiter zu laufen, als hätte ich nichts besonderes gesagt. Es war wirklich unglaublich unterhaltsam ihn zumindest etwas um meinen kleinen Finger zu wickeln.
„Du bist wirklich komisch." Er sah zu mir hoch und ich konnte erkennen wie er auch leicht begann zu lächeln. Jetzt war es plötzlich nicht mehr nur ich, der zu spielen begann. Nun schien auch er seine Waffen auszupacken. Im laufe des Tages hatte aber auch ich nun Lust bekommen zu spielen und wollte deshalb auch nicht einfach so aufgeben. Ich begann ihn also zu überholen und mich vor ihn zu stellen. Langsam begann er zu stoppen und ich bekam die Chance mich nach vorzulehnen und mich auf seine Armlehnen zu stützen.
„Stört es dich?" Er antwortete nicht, sondern sah mich einfach nur an und mit einem mal war es dann wieder da. Dieses komische Gefühl, gegen das ich mich nicht währen konnte und es auch nie wirklich versucht hatte, begann die Luft zwischen uns zu fühlen, so das wir sie ohne Kontrolle begannen zu inhalieren. Keiner von uns schien nun nun mehr groß dagegen zu währen, weshalb ein leichtes für mich war mich einfach noch weiter nach vorne zu lehnen und ihn mal wieder zu küssen. Ich hielt es diesmal wirklich kurz, da es mir vorerst auch reichte seine Lippen einfach nur ganz kurz auf meinen zu spüren, so dass ich seinen Geschmack noch für einen kurzen Moment auf meinen Lippen trug. So gut.
Ohne weitere Zwischenfälle schafften wir es dann nach draußen und danach blieb uns auch nicht mehr viel Zeit zusammen, da sein Bus überraschend schnell kam. Ich hingegen hatte es nicht besonders eilig. An der Stelle wo der Bus stand blieb ich dann auch noch eine ganze Weile stehen und beobachtete wie der Bus mit Cassian um die Ecke fuhr. Selbst als er dann allerdings ganz verschwunden war, begann dieses komische Gefühl nicht zu weichen. Schon den ganzen Tag wurde ich davon verfolgt. Augen die aus den Schatten zu mir sahen. Mich beobachten, auf etwas zu warten scheinen. Der vertraute Fremde, dessen Erscheinung man dennoch nicht wahrnehmen möchte.
Langsam drehte ich mich dann am Stand und begann in die Richtung zu wandern, um irgendwann nach Hause zu kommen. Wirklich wollte ich zwar nicht, da es einfach nichts, außer mein Zimmer gab, auf das ich mich wirklich freute. Mein Vater war wegen meiner ganzen Aktion immer noch sauer und meine Mutter versuchte verzweifelt so zu tuen, als ob das alles nie wirklich passiert wäre. Sie war der Typ Frau der einfach gerne nur verdrängte und auch nicht wirklich gerne über Probleme sprach. So ist wenigstens klar woher ich das habe.
Ganz langsam setzte ich einen Schritt vor den anderen und begann annähernd in die Richtung meines Zimmer zu laufen. Verkehr strömte wie immer in großen Zahlen an mir vorbei. Diesmal war es mir allerdings egal. Es kümmerte mich gar nicht, nicht mal das Brummen der tauben Motoren oder die Hupen ungeduldiger Fahrer. Alles schien nicht wirklich da zu sein. Fast wie ein Trugbild oder ein Traum, der einen nur ganz bestimmte Teile wirklich klar sehen lies, unwichtiges wurde einfach ausgeblendet. Den kalten Wind konnte ich dennoch genau spüren, allerdings nicht unbedingt weil es kalt oder unangenehm war, sondern einfach weil es fast war wie der Hauch einer Berührung. Nicht menschlich und dennoch echt. Lose Haare begannen wieder mit ihn zu tanzen und es schien ihnen Spaß zu machen. Sie schienen mehr als nur die Aufmerksamkeit zu genießen. Von außen schien ein Mensch nicht sehen zu können, was mich begann zu befallen. Die Fähigkeit die Welt durch verschiedene Filter zu sehen, schien schwer auf meinen Augen zu lasten.
Irgendwo bog ich dann einfach ab und ging nicht wie gewohnt gerade aus. Es war bereits spät. Der frühe Abend zog langsam über mich und dennoch dachte ich nicht gerne daran, dass ich nach Hause gehen musste. Es schien etwas zu geben, dass so viel sinnvoller war als das. Ich begann darüber nachzudenken und versuchte eine echten Grund zu finden nicht nach Hause zu gehen. Etwas das alles der ganzen Welt recht machte, was ich tat, selbst dass ich langsam begann meine Eltern zu hassen.
Wirklich weit von meinem Weg war ich noch nicht abgewichen, als ich schon wieder anhielt. Blicke begannen wie tausende kleine Feuer auf meinem Rücken zu brennen. Das Gefühl befand sich weit weg von angenehm und lies mich fast keuchen. Ein Gefühl von Angst begann sich zu diesem eigenartigen, nun fast schon tauben zu mischen. Ich erstarrte und wollte mich umdrehen, doch ich konnte einfach nicht verhindern, dass die Angst vor dem was ich sehen würde stetig stieg. Es war ein wirklich eigenartiges Gefühl. Mit einmal schien der Sonntagmorgen wieder zurück gekehrt zu sein.
Das Gefühl von meinen eigenen Nägeln, die sich ganz langsam in meine Handflächen bohrten, begann dann doch etwas von der Starre zu nehmen, so dass ich es schaffte mich langsam auf der Stelle nach hinten zu drehen. Es war als würde ich alles in Zeitlupe betrachten. Es war nicht nur so daher gesagt. Ich begann wirklich alles in Zeitlupe zu sehen. Eine Strähne meines Haares begann sich ganz langsam entlang meines Gesichts und Halses zu streichen. Es war ein unglaublich komisches Gefühl, selbst scheinbaren Staub zu sehen, der an meinen Augen vorbei flog. Es war fast schon der Wind, den ich begann eisig und gefroren an meinem Augen vorbeiziehen zu sehen.
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Born - Pregnant 2
HorrorDu kannst dir deine Geburt nicht aussuchen. Weder wo, noch wann, noch wie. Es ist uns vorbestimmt. Wir haben auf der Welt etwas zu leisten, dass wir uns nicht aussuchen können. Egal nun ob gut oder schlecht. Was nur wenn dein Schicksal so nie existi...