Perfekte, leblose Welt - Alea

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Eilig schob meine Mutter unser Zeug in das Haus. Ich trottete hinterher. Mit ihren trüben Augen sah meine Oma mich an und für einen kurzen Moment sah ich so etwas wie schrecken darin.

„Oma?" Kaum schien meine Stimme bei ihr anzukommen wurden ihre Augen wieder eine Spur klarer und sie wirkte wieder nur müde.

„Ja, Schatz?" Liebevoll, doch etwas abwesend begann sie zu lächeln. Ich zog die Decke etwas fester um meinen Körper und schüttelte nur meinen Kopf.

„Nichts...Finds schön hier zu sein." Ich versuchte zu lächeln und nahm meine Oma kurz in den Arm. Das komisches Gefühl verschwand dennoch nicht, als ich mich wieder von ihr löste. In meinem Kopf begann es zu drücken. Ich betrat das Wohnzimmer und lies mich auf die Couch sinken. Meine Beine zog ich fest an meine Brust und begann mich zusammen zu rollen. Starr richtete ich meinen Blick durch die Terrassentür und die Fensterfront. Der Himmel war ergraut und lies nur wenig grelles Licht durch. Im Hintergrund knackste das alte Radio meine Oma. Ich kannte das Lied nicht, doch die tiefen langsamen Töne wirkten beruhigend. Eine Männerstimme rauchig und tief begann zu den nun einsetzenden hellen Tönen zu singen. Es war auf englisch. Mit den Worten eines sterbenden Mannes begann er von seiner ersten Liebe zu erzählen. Er beschrieb ihr helles Haar, dass im Wind flog und die langen Falten ihres Rockes, die wie Wellen begannen ihren Körper zu umspielen. Seine Worte beschriebe die Worte eines pubertären Jungen. Alles wirkte unschuldig, so vertraut. Langsam änderte sich dann die Musik. Die tiefen Töne begannen mir lauter in den Ohren zu dröhnen. Während der helle Ton schriller wurde. Schwer drückte der Sänger seine Worte zwischen Lippen heraus zu drücken. Er schien um seine Liebe zu weinen, während er langsam zu erklären begann, wieso er sie aufgab. Die Regeln seiner Gesellschaft hatte sich gegen diese Liebe gestellt. Ihr Blut war ihnen im Weg gewesen. Alles endete damit, dass er sie beschrieb, wie ihr Körper langsam fiel. Immer tiefer stürzte sie hinunter. Der Wind fuhr entlang ihres Körpers, trieb ihr Haar noch ein letztes Mal in seiner ganzen Fülle in die Luft. Letzten Endes zerbarst sie dann, wie reines Porzellan in tausend Scherben, auf der kalten Wasseroberfläche. Nie wieder würde er sie haben können. Immer wieder schrie er das verzweifelt in das Mikro.

Meine Augen hatte ich geschlossen und als ich langsam in meine Traumwelt glitt begann ich mit der geliebten Schwester auf das Wasser zu stürzten. Ich sah ihre leeren Augen gefüllt mit Tränen. Der Wind trieb sie nach oben zu ihrem Bruder. Stumm schrie er seiner geliebten entgegen. Ihre Arme streckte sie ihm entgegen, als sie viel. Langsam begann ich den Druck zu spüren, als mein Körper gegen die Wasseroberfläche schlug. Ich hörte wie die tausenden Scherben durch die Luft glitten und jeden Ton durchtrennten. Mein Körper durchbrach dass Wasser und fiel ihm direkt in die Arme. Ich sank tiefer. Licht schwand, doch das Wasser war warm. Es war ein komisches Gefühl. Mein Körper verlangte nicht nach Luft, noch versuchte er sich wieder nach oben zu ziehen. Er ließ sich einfach immer weiter nach unten ziehen. Dumpf hörte ich noch die tiefen Töne durch meinen Kopf vibrieren.

Vorsichtig öffnete ich meinen Mund. Ich wollte wissen wie sie schmeckte, wollte wissen wie es war, wenn sie meine Lungen mit Wasser füllte, diese Massen an Wasser. Meine Zunge schien taub, da sie trocken blieb. Ich spürte nichts von dem Wasser, es war als würde ich einfach nur im Nichts schweben. Kaum war der Gedanke dann da war es nicht mehr aus meinen Kopf zu kriegen. Alles hier ist nicht real. Ich bilde es mir ein. Es gibt hier kein Wasser. Ich kann gar nicht ertrinken.

Alles um mich schien sich zu drehen, bis ich mit meinen Füßen plötzlich auf kaltem Boden aufkam. Meine Knie sackten unter dem plötzlichen Druck zusammen. Meine Hände schützten den Rest meines Körper vor dem Sturz. Kalte, gefrorene Erde drückte gegen meine Finger. Langsam hob ich eine Hand und drehte sie herum, so dass ich sehen konnte ob Erde an ihnen klebte, doch sie waren ganz sauber. Ein leichter Hauch der blauen andauernden Kälte zog sich allerdings über meine Hand. Ich versuchte mich etwas herum zu drehen, um mich besser umschauen zu können, doch dabei stieß ich gegen einen Baum. Die Rinde war weiß, ganz glatt und irgendwie leblos. Vorsichtig legte ich eine Hand an die Rinde, doch ähnlich wie auch der Boden war sie kalt und von einem dauernden blauen Frost überzogen.

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt