Aus Schock hatte ich ihren Arm losgelassen. Ich fuhr etwas von ihr Weg, um mich herum drehen zu können.
„Alea?" Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre Schulter und spürte wie stark ihr Körper zitterte. Sorge begann mein Herz schmerzvoll schneller schlagen zu lassen.
„Es geht mir gut." Ihre Stimme war nur ein ganz leise Hauch. Hinter mir hörte ich Sebastien leise etwas flüstern. Der wacht sicher gleich auf.
Ich wusste, dass Alea und ich versuchten der Menschheit gegenüber ein ganz bestimmtes Bild zu wahren. Würde also dieser Idiot gleich aufwachen und sie so sehen, dann würde sie ihre starke Aura ihm gegenüber etwas verlieren. Ich gestand es mir zwar nicht gerne ein, doch das war mir noch unangenehmer, als wenn er so einfach nur an ihr klebte. Einmal holte ich tief Luft und fädelte dann meine Hände unter ihren Armen durch, um sich um ihren Oberkörper schlingen zu können.
„Lass mich Cassian!" Ich spürte wie sie versuchte sich zu währen, doch relativ schnell gab sie es wieder auf. Ihr Körper hörte allerdings nicht auf zu zittern.
„Beruhig dich doch. Ich will dir nur helfen." Schnell zog ich sie auf meinen Schoß und legte ihre Beine leicht über die eine Armlehne. Wie ein kleines frierendes Kind begann sich sich leicht auf meinen Schoß zusammen zu rollen. Ich spürte ein leichtes brennen an meinem Hals, als sie ihr Kopf langsam auf meine Schulter legte. Meine Konzentration wich dann auch für einen Moment, als ich spürte wie ihr Atem ganz leicht meinen Hals strich, doch dann begann Sebastian wieder zu murren.
„Ich bring dich jetzt zur Schulschwester. Deine Stirn glüht schrecklich."Schnell begann ich mich in Bewegung zu setzten. Alea lag dabei beinahe etwas beunruhigend lasch auf meinen Schoß. Ich versuchte mich so wenig zu bewegen wie möglich, da ich angst hatte, sie würde vielleicht zusammenbrechen oder sonst etwas. Es war zwar eigentlich ein ziemlich irrationaler Gedanke, das sie eh auf meinem Schoß lag. Fokussier dich. Sie spürt wahrscheinlich deinen Herzschlag. Versuch etwas ruhiger zu bleiben.
Vorsichtig öffnete ich die Tür. Zu meiner persönlichen Überraschung war zunächst kein Schüler zu sehen. Einwenig spürte ich dann aber auch Erleichterung. Wäre es denn wirklich so schlimm, wenn sie dich mit dir sehen? Nein, falscher Moment!
„Versuch nicht den Helden zu spielen...das ist gar nicht so attraktiv." hörte ich sie ganz leise an meinen Hals flüstern, was mir nicht unbedingt dabei half mich besser konzentrieren zu können.
„Der ehrenhafte Ritter im Rollstuhl?" Ich versuchte meine Nervosität etwas runter zu spielen. Versuch an was anderes zu denken!
„Dein edles Ross." hörte ich sie noch ganz leise flüstern, beinahe verschlafen, bevor sie begann ihren Kopf noch etwas enger an mich zu schmiegen. Ich versuchte die angespannte Energie etwas ab zu lachen, außerdem war die Vorstellung von meinem Rollstuhl als Pferd gerade zu abstrus. Ich konnte Pferde schon früher nicht leiden und jetzt war wirklich das letzte was ich wollte einem dieser Viecher näher zu kommen.
Erneut war es Alea, die mich aus meinen Gedanken riss. Wir standen gerade vor dem Lift, als sie begann sich mit einer Hand fest in meinen Pullover zu krallen. Ihre Beine zuckten etwas, doch sonst passierte nicht viel. Ich fuhr in den Fahrstuhl und konnte dabei in der Reflexion des glänzenden Metall sehen, wie Alea sich näher an mich drückte. Es war alles einwenig verschwommen und dennoch konnte ich nicht anders, als wieder dieses Gefühl zu bekommen, dass etwas an der ganzen Situation einfach falsch war. Einerseits fühlte sich ihre Nähe so schön an, doch andererseits hatte ich das komische Gefühl, dass ich gerade dabei war eine Grenze zu überschreiten.
„Alea?" begann ich leise zu flüstern. Immer noch plagte mich die Sorge, dass sie vielleicht wirklich ummächtig werden würde. Eine Antwort bekam ich nicht wirklich, dennoch zuckten sämtliche Muskeln in meinem Körper, als ich spürte wie Alea begann mit ihrer Zunge ganz langsam über eine kleine Stelle an meinem Hals zu fahren. Ich musste schlucken um mit dem beinahe elektrischen Strom in meinem Körper klar zu kommen. Sie schien das sehr lustig zu finden, da ich ein ganz leichtes Kichern hörte. Beinahe im selben Moment glitt die Aufzugtür auf. Plötzlich schien es wahnsinnig viel Geisteskraft zu brauchen meine Hände wieder richtig zu bewegen.
Ihre Finger begannen sich langsam aus meinem Pullover zu lösen und sich um meinen linken Arm zu legen. Ihre Finger waren wirklich eiskalt und ließen mich erneut zusammen zucken.
„Du würdest mich nicht anlügen oder? Alle anderen nur nicht mich." Etwas verwundert war ich doch über diese Frage. Diese plötzliche Beziehung, die es mit einem mal zwischen uns zu geben schien, schien noch mehr in sich zu verbergen, als man so einfach sehen konnte. Ihre Worte schienen dabei ein bindendes Versprechen von mir abzuverlangen, dessen Maß ich mir sicherlich noch nicht ganz bewusst war.
„Nur wenn du mir auch die Wahrheit sagst." Mit allem was ich hatte versuchte ich nicht zu bereuen, was ich gerade gesagt hatte und als ich sie dann wieder so leise lachen hörte schien zumindest etwas der Sorge verschwunden zu sein.
Währenddessen begann ich bereits die ersten neugierigen Blicke auf mir zu spüren. Morgen werden die Leute aus unserer Klasse spätestens darüber reden.
Ich hatte Glück, das die Schulärztin mir in dem selben Moment entgegen kam, als ich schon beinahe ihr Kämmerchen erreicht hatte. Aus dem Augenwinkel hatte ich auch den ersten Schüler aus meiner Klasse gesehen, der mich vermutlich auf dieses Bild ansprechen wollte. Die Schulärztin schien ihn dann aber zu verscheuchen. Sie war nicht hässlich oder so, doch wenn man nicht aufpasste, dann wurde man bei ihr schon mal schnell zu einer spontanen Untersuchung gerufen. Auf mich hatte sie ein besonderes Augen geworfen. Manchmal vermutete ich, dass sie gerne an mir herum experimentieren würde. Autounfälle waren in unserer Zeit selten geworden und so schwerwiegende Verletzungen daraus erstrecht. Man saß nun eher Krankheitsbedingt im Rollstuhl. Es Lebe die Entwicklung in der Medizin!
Sie war ebenfalls nicht schlecht überrascht, als sie mich mit der fast schon zusammengerollten Alea auf meinem Schoß sah.
„Cassian! Hätte nicht gedacht das du dich freiwillig noch einmal zu mir traust." Hahah, wie witzig.
Alea begann sich langsam wieder etwas mehr auf mir zu rühren und hob ihren Kopf. Ich versuchte sie aus meinem Augenwinkel etwas zu betrachten. Ihr Gesicht schien nun noch etwas fahler geworden zu sein, gelichzeitig spürte ich immer noch ihre eiskalten Finger auf meiner Hand, die nicht wirklich wärmer zu werden schienen. Ich bildete mir sogar fast ein, dass sie noch kälter geworden waren.
„Schatz, du siehst ja gar nicht gut aus!" Beinahe erschreckt sah sie Aleas Gesicht an.
„Das sage ich ihr schon den halben Tag." Mein Versuch einen gelungen Scherz zu machen, ging nun nicht wirklich auf. Alea schien kaum noch wirklich etwas um sich herum wahrzunehmen. Ihr Blick war matt und ziellos, naja und die Schulärztin schien von Aleas Erscheinung einfach nur geplättet zu sein.
„Bring sie doch bitte einmal herein....Ich werde dann gleich ihre Eltern kontaktieren." Ich nickte und begann mich in Bewegung zu setzten. Hinter der wirklich alt scheinenden Tür erstreckte sich ein schmaler, dennoch überraschend langer Raum ganz in weiß. Ein großer Schreibtisch, dessen Nutzer immer mit dem Rücken zur Tür sitzen musste, stand am Ende des Raumes. Nur unweit davon stand eine blassrosa liege. Vermutlich war es einer Sensorplatte, dessen Hauptaufgabe es war den Herzschlag, die Bewegungen der Muskeln und generelle Aktivitäten im Körper zu messen. Seit dem ich im Rollstuhl saß hatte ich die Evolution dieser Dinger förmlich beobachten können. Ich war nicht unbedingt der größte Fan davon. Es fühlte sich immer einwenig an, als würde diese Matte einen Aufschneiden und einmal mit einer eiskalten Hand durch deinen ganzen Körper fahren, danach wusste sie so ziemlich alles über deinen Körper. Einfach nur widerlich.
„Am besten du legst dich ein bisschen hin, dann bekommst du vielleicht auch wieder etwas Farbe im Gesicht." Sie setzte sich an den Schreibtisch und begann an den beinahe Antiquaren Computer zu tippen. Aleas Hand begann sich fester um meinen Arm zu schlingen.
„Bitte." flüsterte sie leise in mein Ohr. Am liebsten hätte ich leise geflucht.
„Kann ich noch hier bleiben, bis Alea abgeholt wird?" Die Krankenschwester drehte sich herum und ich konnte ein Lächeln auf ihren Lippen sehen. Was sie sich nun sicher auch denkt. Im übrigen klang ich sowieso wie ein kleines Kind. Darf ich bitte nicht etwas länger draußen spielen?
„Musst du nicht in die Klasse?" Die Lehrer nehmen mich glaub ich kaum wahr. Es ist mir eigentlich auch egal.
„Die Bemerken wahrscheinlich gar nicht das ich weg bin." Ich spürte wie sich Alea begann auf meinen Schoß zu bewegen und ihren Kopf wieder zu heben.
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Born - Pregnant 2
HorrorDu kannst dir deine Geburt nicht aussuchen. Weder wo, noch wann, noch wie. Es ist uns vorbestimmt. Wir haben auf der Welt etwas zu leisten, dass wir uns nicht aussuchen können. Egal nun ob gut oder schlecht. Was nur wenn dein Schicksal so nie existi...