Nun mach schon! Du willst es doch beenden! Trau dich!
Meine Arme gaben wieder nach. Schwer atmend sackte ich in der Kälte zusammen. Mein Körper zitterte. Die Kehle hatte man mir zugeschnürt. Mit meinem Rollstuhl stand ich wieder an der Straße und versuchte damit klar zu kommen, dass ich mal wieder zu feige gewesen war. Keiner würde garantieren, dass es funktioniert. Eventuell würde das Auto von selbst die Gefahr erkennen und bremsen, ehe es mich auch nur wirklich ernsthaft verletzte. Danach würde man mich einfach zur Therapie schicken. Menschen würden beginnen mich noch mehr zu verhätscheln und mich zu beobachten.
Wütend schlug ich immer wieder meine Hände gegen die Lehnen des Rollstuhles. Ich hasste es, das alles. Dieses Leben schien einfach nicht für mich gemacht zu sein, doch so sehr ich es auch beenden wollte, so sehr hing mein Körper noch an dieser Welt.
Letzten Endes gab ich es dann einfach wieder auf und machte mich auf den Weg nach Hause. Im Geiste begann ich mit Beleidigungen um mich zu werfen und meine Psyche vielleicht noch mehr zu zerstören, doch es war mir egal.
Langsam öffnete sich dann schließlich meine Wohnungstür und ich rollte in die Wohnung. Um mich herum war alles dunkel. Es war ja auch schon etwa ein oder zwei Uhr in der Nacht. Ich machte mir gar nicht die Mühe das Licht einzuschalten und rollte einfach beinahe blind in mein Zimmer. Normalerweise wäre ich einfach direkt zu meinem Bett gerollt, doch dann nahm ich Geräusche wahr. Das Licht begann durch einen Sensor auf zu flackern und ich erkannte meinen Bruder, der an meinem Schreibtisch stand. Erstaunt und anscheinend etwas ertappt sah er mich an. Ich hätte ihn einfach ignorieren können, doch in seiner rechten Hand erkannte ich eine meiner Zeichnungen. Sofort begann ich auf ihn zu zurollen.
„Was willst du mit meinen Sachen!" Kurz sah mein mir so verhasster Bruder auf das Bild und legte es schnell wieder auf den Schreibtisch. Ich nahm das Stück Papier und verstaute es in einer meiner Schubladen. Als ich dann wieder zu meinem Bruder sah hob er abwehrend die Hände, so als würde ich ihm den Lauf einer Waffe gegen die Brust drücken. Ich versuchte mir nicht all zu sehr anmerken zu lassen, wie wütend er mich machte. Keiner, einfach keiner durfte meine Zeichnungen nehmen. Ich hasste das. Es waren fast nur Bilder aus Träumen, die ich zu Papier brachte und wenn die jemand nahm war das für mich einfach so, als würden deren Existenz aus meinem Bewusstsein verschwinden. Immer weiter würden sie verblassen, bis ich mich nicht mehr an sie erinnerte.
„Tut mir leid.." Für einen Moment schloss ich meine Augen und versuchte mich zu beruhigen. Wie ich es hasse, dieses weinerliche Gestammel. Schwäche alles nur schwäche.
„Fass nie wieder meine Skizzen an. Dich geht das nichts an." Keinen weiteren Blick verschwendete ich an meinen Bruder. DIe Müdigkeit machte sich langsam bemerkbar und ich hatte auch nicht Lust mich weiter mit diesem Menschen, mit dem ich anscheinend Gene teilte, zu beschäftigen. Etwas umständlich drehte ich mich dann um. Meine Arme waren müde und deshalb schaffte ich es nicht mehr mich herum zu drehen. Das war nicht ungewöhnlich, nur sah mich meistens einfach keiner dabei. Es war mir peinlich. Ein Zeichen von Schwäche.
„Hast du wieder versucht dich umzubringen. Du solltest das lieber lassen." Wenn er versuchte mitfühlend zu klingen, dann versagte er auf ganze Linie.
„Kann dich ja einen scheiß interessieren." Erwiderte ich nur und schob mich an mein Bett.
„Auch wenn du es nicht gerne zugibst, aber wir sind immer noch Brüder. Wie alle anderen mache auch ich mir sorgen um dich." Ich versuchte ihn zu ignorier. Alles was ich jetzt noch wollte war ins Bett. Ich wollte mit niemanden über meine Probleme reden, erstrecht nicht mit ihm. Die Welt sollte mich einfach, zumindest für ein paar Stunden in Ruhe lassen.
Mit Schwung hob ich meinen Körper aus dem Stuhl und wollte meinen Körper aufs Bett hieven. Meine Arme waren allerdings müde und begann unkontrolliert zu zittern. Es war nicht sehr stark, doch ich brauchte mehrere Anläufe.
DU LIEST GERADE
Born - Pregnant 2
HorrorDu kannst dir deine Geburt nicht aussuchen. Weder wo, noch wann, noch wie. Es ist uns vorbestimmt. Wir haben auf der Welt etwas zu leisten, dass wir uns nicht aussuchen können. Egal nun ob gut oder schlecht. Was nur wenn dein Schicksal so nie existi...