Schmerzen - Cassina; Alea

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Anspannung füllte den geschlossenen Raum und ich begann mir wieder zu wünschen zu verschwinden. Irgendwo hin, einfach nur weg. Die Ruhe genießen und diese Frau ein weiteres Mal sehen.

Mein Kopf sank schlaff gegen die Scheibe und ich ließ die Landschaft leer an mir vorbei ziehen. Vielleicht würde ich es dann endlich mal schaffen ein genaueres Bild von ihr zu zeichnen. Ich will wissen wie sie aussieht. Irgendwie fasziniert sie mich.

Meine Augenlieder wurden schwer und begannen langsam hinab zu sinken. Das Bild vor meinen Augen begann zu flimmern, als ich plötzlich durch das ganze Rauschen begann ein neues Bild zu erkennen. Die großen, giftgrünen Augen verrieten mir sofort wer es war. Ich sah Alea, mit ihrem schwarzen Haar, dass sich wie ein Schleier sanft um ihre Schultern legte. Ihre großen Augen sahen glitzernd zu mir hinauf. Ihre weißen Arme lagen verschränkt auf meinem Schoß und dienten Aleas Kopf etwas als stütze. Auf ihren zarten rosernen Lippen lag ein leichtes Lächeln. In meiner Brust begann sich ein komisches Gefühl breit zu machen. Sie beobachtet mich.

Ich riss meine Augen auf, so dass das Bild unweigerlich verschwand.


Am nächsten Tag wurde ich von leichten Schmerzen in meinem Rücken schon um fünf Uhr in der Früh geweckt. Ein schmerzerfülltes Stöhnen versuchte ich zu unterdrücken und begann meinen Körper lediglich leicht im Bett herum zu wenden und etwas zu drehen. Immer wieder stach etwas unangenehmes in meinen Rücken und brachte meine Beine zum kribbeln. Ich fuhr mit meinen Händen unter die Decke und begann mit meinen Fingern leicht über den Ansatz meiner Beine zu streichen und zu kratzen. Wah!

So ging es erst wenige Sekunden, vielleicht eine Minute und es schien mich schon wahnsinnig zu machen. Ich begann mich hoch zu stemmen und leicht gelehnt an die Wand aufrecht hin zu setzten. Mit einer Hand strich ich mir durch die Haare und hielt sie so aus meinem Gesicht. Sie sind wirklich lang, vielleicht sollte ich sie einmal wieder schneiden. Unterstreicht nicht unbedingt meine natürliche Anziehungskraft.

Leise blies ich angestrengt Luft aus meinen Lungen. Meine Augen brannte leicht durch die Übermüdung. Vorsichtig begann ich mich dann schließlich über mein kleines Bett zu ziehen und mit etwas Schwung in meinen Stuhl zu heben. Schnell verließ ich mein Zimmer. Ich rollte in das Badezimmer. Die Schmerzen in meinem Rücken wurden stärker.

Eilig drückte ich die Tür zu und begann unterdrückte Laute zwischen meinen Lippen heraus zu lassen. Ich wollte dem Schmerz so etwas Luft geben, ihn lindern. So richtig schreien konnte ich allerdings nicht, zu groß war die Gefahr, dass mich jemand hörte. Ich hab es unter Kontrolle. Nicht daran denken...denk nicht daran.

Ich krallte meine Finger in die Armlehnen meines Stuhles. Mein Rücken brannte immer noch und ließ meinen Körper zucken. Das ist doch nicht normal. Die Schmerzen...sie sind so echt. Da Stimmt etwas nicht! Wieso findet ihr nichts?

Mein Gesicht begann zu brennen, als ich meinen Rollstuhl weiter in den Raum schob. Mit einer Hand langte ich nach dem kleinen roten Kasten, der unter dem Waschbecken stand. Unkontrolliert zitterte meine Hand, als ich begann eine Schublade auf zu schieben. Zahlreiche kleine weiße Kanülen rollten in der Schublade umher. Ich hinein und schob meine Hand ganz an das Ende. Eine dünne kleine Kanüle holte ich hervor. Auf einem weißen Etikett mit dunkelgrauer Schrift stand der Name und ein paar Anweisungen für das Medikament. Nur bei wirklich akuten Schmerzen einnehmen. Leichte Taubheit kann den Körper befallen, auch erscheinen Augen eventuell etwas glasig. Es kann bei Überdosierung auch zu kurzfristigen Lähmungen kommen....dann hab ich ja nichts zu befürchten.

Mit zitterten Fingern begann ich den Deckel aufzudrehen und eine der kleinen gelb, rosa Kapseln heraus rollen zu lassen. Ich verschloss die Kanüle wieder und ließ sie zurück in die Schublade gleiten, dann nahm ich mir Zeit um diese Pille zu betrachten. Kurz packten mich dann wieder Zweifel. Was ich da in meiner Hand hielt war nicht mehr als reines Gift, dem man schöne bunte Farben gegeben hatte, um sie harmloser erscheinen zu lassen. Schon allein der Gedanke ließ mich die Magensäure in meinen Hals empor steigen. Beinahe hätte ich sie dann auch wieder weggelegt, doch dann fuhr ein fester, stechender Schmerz erneut durch meinen Rücken. Scheiß drauf.

Ohne auch nur einen weiteren müden Gedanken daran zu verschwenden warf ich die Kapsel in meinen Mund. Meinen Kopf lehnte ich dann einfach über das Waschbecken und ließ die runde Fontäne das Wasser direkt in meinen Mund spritzen. Es kostete mich viel Anstrengung diese Pille dann doch endlich zu schlucken. Kur darauf schien sie mir auch direkt auf den Magen zu schlagen. Fest drückte ich meine Hände gegen meinen Kopf und versuchte mich nicht auf den Boden zu übergeben. Es ist widerlich! Einfach nur widerlich.


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Als seine Augen die meinen fanden sah ich, dass sein Blick wieder klarer war. In den letzten beiden Tagen hatte er etwas abwesend gewirkt. Irgendwie war ich erleichtert.

„Hey Cassian." Er begann leicht zu lächeln.

„Hallo...Alea." Keine Ahnung wieso er zögerte und meinen Namen nicht gleich aussprach, doch ich meinte seine Lippen dabei leicht beben zu sehen. Zusehr versuchte ich mich davon allerdings nicht ablenkten zu lassen. So unauffällig wie möglich holte ich noch einmal tief Luft und versuchte das nervöse Gefühl in meinem Bauch und mein wild schlagendes Herz zu verdrängen.

„Hast du noch kurz Zeit?" Ohne zunächst zu antworten wendete er seinen Blick für einen Moment ab und sah aus dem Fenster. Es war als schien er draußen nach etwas zu suchen, allerdings glaubte ich nicht, dass er es auch gefunden hatte.

„Ja...sicher." Wieder hörte ich ihn zögern, als er erneut zu mir sah. Das machte es nicht unbedingt leichter mit ihm zu sprechen. Schnell begann ich noch einmal nach einer Ausrede zu suchen, um ihm nichts davon sagen zu müssen. Meine Lippen schienen allerdings nach eigenem Gewissen zu handeln.

„Ähm...Ich soll dich fragen,...also ob du vielleicht am Freitag zeit hättest?" Ich erkannte die Frage sofort in seinem Blick. Mein laut schlagendes Herz drückte sich wieder in den Vordergrund und schien somit jeden auch nur ansatzweise klaren Gedanken zu übertönen. Ich wurde noch nervöser und würde mit Sicherheit so etwas dummes sagen oder tuen.

„Ich wollte nämlich mit ein paar Leuten ins Kino gehen...ähm. Es wäre sicher lustig wenn du auch mit kommen könntest." Einwenig flehend begann ich bewusst ihn anzusehen. Meine Aussage sollte sich noch als wirklich bescheuert heraus stellen, doch dazu etwas später. Cassians Haltung begann sich sofort zu verändern. Das Gespräch scheint für ihn genauso komisch wie für mich.

„Ja. Ich denke schon das ich zeit habe. Wer kommt den noch mit?" Meine Wangen begannen zu brennen und sich sicher auch etwas dunkler zu verfärben, da ich mir nun erneut eine Lüge aus dem Ärmel ziehen müssen.
„Nur Nora...und ich glaube sie wollte einen Freund mit bringen." So gleichgültig wie möglich versuchte ich die Schultern nach oben zu ziehen. Gott bist du bescheuert! Du bist doch sonst auch so unemotional. Warum nicht jetzt?

„...Klar." Meine Herz machte einen panischen Sprung als er einwilligte. So sehr hatte doch etwas in mir gehofft er würde ablehnen. Somit riskierte ich wirklich, dass zwischen ihm und Nora eine Beziehung entstand. Schlechtester Geburtstag aller Zeiten!

„Cool! Ich sag dir dann noch wann genau." Ich versuchte zu lächeln und ich glaube, dass ich mich dabei noch nie so schlecht gefühlt habe. Alles in mir hätte nun lieber geschrieen. Ich hasste es. Es war falsch. Warum?

Plötzlich nahm ich eine Bewegung wahr und riss mich aus meinen Gedanken. Cassian war ein ganz kleines Stück näher heran gerollt. Wieder spürte ich dieses eigenartige Gefühl in mir aufsteigen.

„Ja..ist okay." Hör auf mich so an zu sehen. 



Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt