„Los! Schlag mich doch, dann geht es dir sicher besser!" Die Luft zwischen uns Beiden war wirklich geladen und es wäre auch nicht das erste Mal, dass so etwas eskalieren konnte. Diesmal blieb Casus allerdings ruhig. Sein ganzer Körper war bis zum zerreißen gespannt, doch noch schaffte er es sich unter Kontrolle zu hallten. Ob es sein eigener Wille war oder die Schuldgefühle, die mit der Erinnerung kamen, wusste ich nicht und es war mir auch egal. Nach allem was er sich geleistet hatte, war das Mitleid so gut wie nichtig.
„Vergiss dass alles doch endlich! Ich hab mich damals doch entschuldigt." Ich schien es mir zwar nur einzubilden, doch für einen Moment glaubte ich Verzweiflung zu hören. Es war mir allerdings egal, so egal. Ich genoss es schon fast ihn so hilflos zu sehen.
„Siehs ein! Mir reicht eine verdammte Entschuldigung nicht! Ich bin ein gottverdammter Krüppel und du fickst dich einfach weiter durch die Weltgeschichte!" Kaum kam mir das letzte unbedachte Wort über die Lippen schlug die Tür auch schon wirklich laut gegen die Wand. Wir beide zuckten zusammen und sahen zu Tür, Katrin stand darin und funkelte uns beide böse an. Mit festen Schritten kam sie auf uns zu. Die ist sauer.
„Sag kommt ihr eigentlich noch klar?" Ihre Stimme klang zunächst noch ruhig, doch man konnte ihr einfach ansehen wie sauer sie war. Sie lies ihre Wut eigentlich nie wirklich raus, doch es wurde gefährlich, wenn sie einmal so nahe an der Oberfläche brodelte.
„Ich könnt hier doch nicht so rum brüllen. Was wenn Lola euch hört?" Sie gab uns beiden einen mehr als nur kräftigen Klatscher gegen die Stirn und schien auf eine Rechtfertigung zu warten. Beide blieben wir allerdings still, da keiner wirklich Lust hatte sich zu dem allen zu äußern. Katrin wusste ebenfalls sehr gut was damals zwischen uns beiden abgelaufen war, doch sie sprach es eigentlich nie wirklich an, da sie uns für ganz schön bescheuert hielt.
„Na gut. Redet nicht drüber und hasst euch einfach weiter. Macht es nur leise. Lola soll das nicht mitbekommen...Ihr gehts endlich mal wieder so richtig gut und ihr ruiniert das nicht." Mit diesen Worten beendete Katrin das alles und verschwand aus dem Zimmer. Casus ging ihr direkt nach und würdigte mich eigentlich auch nicht wirklich mit noch einem eigenen Blick. Wen überrascht das, dass das so gelaufen ist? Das ist doch alles scheiße.
Ich lies meinen Kopf in meine Hände sinken und rutschte so weiter auf den Schreibtisch. Was ich gesagt hatte tat mir nun nicht wirklich leid, doch in mir fuhr einfach gerade mal wieder alles Achterbahn. Erinnerungen zu verdrängen war schwer, vor allem wenn sie so schlimme Auswirkungen gehabt hatten. Am Besten wäre es sicher gewesen, wenn ich mit jemanden darüber geredet hätte, doch ich wollte das nicht wirklich und es gab auch keinen mit dem das wirklich gegangen wäre. Mit meinen Erinnerungen war ich so ziemlich allein. Niemand würde sich da nur ansatzweiße so richtig rein fühlen können. Man sah ja dass es nicht mal mein eineiiger Zwilling konnte. Ich schloss kurz die Augen, als vor meinem geistigen Augen sich erneut eine Erinnerung zu bilden begann.
Ihre Hand war ganz warm, als wir mit verschränkten Händen durch ein spätherbstliche Stadtlandschaft gingen. Die letzte Stunde war entfallen und wir hatten beschlossen auf dem Weg zu mir noch etwas zu essen. Mit gefüllten, wenn auch nicht wirklich befriedigten, Bauchen liefen wir dann den restlichen Weg zu fuß.
„An was denkst du?" Sie sah mich an und legten den Kopf mal wieder so ganz leicht schief. Ihre Augen strahlten ganz ruhig und dennoch spürte ich, dass sie etwas nervös war. Ungewöhnlich war das eigentlich nicht, da sie das meistens war, wenn wir zu mir gingen. Meine Familie umzingelte sie meist und begann sie über mich auszufragen und über unsere Beziehung, da ich ja nichts erzählen wollte.
„Nichts besonderes eigentlich." Sie lies ihren Blick langsam wandern und schien zu überlegen, bevor sich dann langsam zum stehen kam. Ganz leicht begann sich ein roter Schimmer über ihr Gesicht zu ziehen und sie mied direkten Augenkontakt.
„Willst du eigentlich mit mir schlafen?" Mit weiten Augen sah ich sie an und zeigte so ziemlich jede klassische Reaktion einer Jungfrau. Meine Wangen begannen leicht zu brennen und mein Herz schlug schneller. FUck! Ganz ruhig.
„Wieso fragst du?" Ihr Blick senkte sich noch weiter und ich erkannte wie peinlich ihr das ganze Gespräch zu seien schien.
„Nur so." Ein kleines Stück trat ich näher an sie heran. Mein Herz schlug nun unglaublich laut.
„Sag schon." Sich wich nur etwas zurück und schien sich langsam wieder nach vorne bewegen zu wollen. Sie wollte eindeutig flüchten, dabei hatte sie doch mit all dem angefangen.
„Vergiss es...war ne dumme Idee." Ich hielt ihre Hand fest und zog sie zurück. Sie sah mich allerdings nicht an und ich wusste auch nicht wirklich was ich tuen sollte. Gott....das alles ist mir so peinlich.
„Hei...was ist denn jetzt los?" Ich versuchte ihren Blick wieder zu finden, doch sie schien mich nicht ansehen zu wollen.
„Es ist nur...ähm. Meine Freunde meinten, dass es.... naja ganz normal, dass wenn man eine gewisse Zeit zusammen ist, dass man auch sex hat." Sie sah mich nun wieder an. Ihre Augen waren groß und ich konnte genau sehen, dass sie mindesten so nervös war, mit mir über dieses Thema zu sprechen, wie ich es war.
„Ähm..ja. Du bist ja auch immerhin meine wunderschöne Freundin." Ich wusste selbst, dass alles was ich sagte wirklich kitschig klang, doch zur selben Zeit war ich einfach wirklich mit der Gesamtsituation überfordert. Casus hatte mich ebenfalls darauf angesprochen und ich hatte gehofft dass so schnell nicht anzusprechen.
„Du bist wirklich süß." Langsam begann sie dann nun doch zu lächeln und es schien, als hätte ich mich für erste aus dem ganzen gerettet.
____________________________________________________________________________________
Erleichterung überkam mich, als sich die Türen des Fahrstuhles hinter mir schlossen. Als ich das letzte mal nachgesehen hatte war der Mann zwar nicht mehr hinter mir, meine Beine wollten aber nicht aufhören zu laufen. Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust und ich konnte spüren wie es begann zu kribbeln. Es war nicht unbedingt ein Zittern, dass meinen Körper befiel, doch es kam dem doch schon ziemlich nahe. Ich lehnte mich gegen einen der Spiegel und versuchte mich langsam wieder zu beruhigen. Viel Zeit gab man mir nicht, doch es half doch ein wenig. Als nächsten kam dann aber die Erkenntnis, dass ich ja schon so gut wie in der Wohnung war und es nun unvermeidlich war wieder auf meine Eltern zu treffen. So gut es ging versuchte ich nicht sehr viel länger darüber nachzudenken und einfach nur weiter zu laufen, wobei es mir mit jedem Schritt meine Beine schwerer machten auch wirklich voran zu kommen. Alles schien sich einfach nur dagegen zu währen.
Es war als hörte ich meine Gelenke knarren und ächzen, als ganz langsam durch die sich öffnende Tür trat. Zunächst blieb es noch still in der Wohnung und es rührte sich auch nichts. Automatisch begann ich mich vor den Kleiderständer zu stellen und mir die Jacke ausziehen zu lassen, die Schuhe stellte ich auf ihren gewohnten platzt. Quietschende schwere Schritte brachten mich weiter durch den Raum und nach vorne zu der Tür. Wie so oft war so geschlossen und öffnete sich ganz langsam als ich mich in den Sensorbereich bewegte.
DU LIEST GERADE
Born - Pregnant 2
TerrorDu kannst dir deine Geburt nicht aussuchen. Weder wo, noch wann, noch wie. Es ist uns vorbestimmt. Wir haben auf der Welt etwas zu leisten, dass wir uns nicht aussuchen können. Egal nun ob gut oder schlecht. Was nur wenn dein Schicksal so nie existi...