Besuch - Cassian

79 10 1
                                    

Ich sah Aleas Körper, der gegen einem Auto lehnte und ihr Blick gerade zu angestrengt auf die Straße gerichtet. Mein ganzer Körper begann sich anzuspannen und mein Herz schneller zu schlagen. So lange...

„Kannst du noch einmal umdrehen!" Wir waren gerade erst über die Kreuzung gefahren und Katrin war eindeutig überrascht.

„Wieso denn?" fragte sie, obwohl sie schon begann die Wagen nach ihrer Möglichkeit zu wenden.

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube da wartet jemand." Ich hielt es für so gut wie unmöglich, dass sie es wirklich war. Es gab ja keine Notwendigkeit, dass die dort stand. Ich schob es einfach auf die Medikamente, die noch in meinem Blut zirkulierten und meine eine Art Fata Morgana gesehen zu haben, dennoch wollte ich unbedingt sicher gehen, dass ich mich auch nicht irrte.

Wir hielten vor einem Auto, nur wenige Meter entfernt. Ich rührte mich nicht und wartete einfach ab. Ich starrte nach vorne und erkannte die Person sofort, die beinahe panisch an einem Auto lehnte. Es war wirklich Alea. Ihr schwarze dichtes Haar fiel über ihre Schulter. Einzelne Strähnen hatten begonnen sich zu verknoten und sie schien etwas übernächtigt.

„Ist das nicht deine Freundin...ähm Alea?" Ich antwortete nicht und sondern lies meinen Blick auf ihr. Sie ist wirklich da...ich versteh das nicht. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.

„Ich gehe schnell zu ihr." Ich nickte nur etwas abwesend und hörte wie die Tür zuschlug. Katrins Körper erschien in meinem Blickfeld und ich begann die ganze Situation einfach nur zu beobachten, als wäre es ein Film, etwas dass mich nicht im geringsten betraf. Ein Teil von Alea wurde von Katrin verdeckt, dennoch konnte ich wirklich sehr gut erkennen wie sich ihre Haltung begann zu verändern, als sie langsam begann ihren Blick meiner Schwester zu zuwenden. Immer noch wirkte sie etwas abwesend und ich wusste nicht wirklich was ich davon halten sollte. Meine Schwester und Alea schien nicht viel miteinander zu reden und es brauchte dennoch nur wenig Zeit bis sich beide mir zuwandten. Alea sah mich an und ich meinte sie fast lächeln zu sehen. Ihre grünen Augen leuchteten, auch wenn der Rest ihres Körpers eher matt und müde schien. Ich konnte die Tür aufhören. Sie begann sich zu öffnen und Alea glitt direkt hinter mir auf die Rückbank. Es war ein komisches Gefühl, sie nun nicht mehr sehen zu können und nur noch zu wissen dass sie wirklich hinter mir saß.

„Also, wo sollen wir dich absetzten?" Katrin wirkte immer noch etwas angespannt, doch gleichzeitig konnte ich das angedeutete Lächeln auf ihren Lippen sehen. Wenn sie nur wüsste.

Hinten blieb es still. Ich begann mich zu wundern. Alea schien mir sonst doch sehr schlagfertig zu sein. Ich war einen Blick in den Rückspiegel und sah Aleas angespanntes bleiches Gesicht. Sie schien nicht zu wissen was sie sagen sollte. In meinem Kopf begannen Zahnräder wie wild aneinander zu schlagen. Da ist irgendetwas....

„Kann sie nicht mit zu uns?" Ich durchbrach die Stille und merkte erst reichlich spät, wie sehr meine Stimme doch bettelte. So gut es ging versuchte ich nicht zu bereuen, wie meine Stimme so eben geklungen hatte. Ich versuchte so zu tuen, als wäre es nichts, als wäre es einfach ganz normal.

„Ähm...natürlich wenn sie dass denn will." Meine Schwester lehnte sich etwas um den Sitz, so dass sie Alea gut sehen konnte. Ich drehte mich ebenfalls etwas herum, doch viel ging nicht.

„Ja...gerne." Sie lächelte und ich konnte nicht mehr anders als mich zu freuen. Ich musste nun nicht mehr nur auf ihre Bilder starren, die ich von ihr gezeichnet hatte. Unglaublich wie sehr einem ein Mensch doch fehlen kann.

Es war bis kurz bevor wir in unsere Straße einbogen, dass ich mich noch freute, dann begann sich die Nervosität langsam in mir auszubreiten. Meine kleine Schwester und mein dämlicher Bruder würden dort sein und obwohl ich die Kleine liebte, so war es doch mein Bruder, der es mir ganz leicht wieder versauen konnte. Er hatte es schon einmal geschafft. Ich würde ihm nie verzeihen für damals, gleichzeitig wollte ich auch einfach nicht dass sich die Beiden trafen. Sollte er doch einfach zur Hölle fahren.

„Wir sind gleich da." Meine Schwester schien mit einem mal richtig freudig zu sein. Ihre Stimme klang hell und klar. Sie schien mit einemmal wieder so unglaublich naiv.

„Oh..ich hab allerdings nicht unbedingt mit Besuch gerechnet, es wird etwas aussehen." Sie lachte etwas angespannt. Es schien sie wirklich zu beschäftigen, doch ich hatte das Gefühl, dass all das Alea nur wenig beschäftigen würde. Sie schien sich um etwas anders zu kümmern. Ihr Blick schien, selbst wenn sie mich direkt ansah, doch irgendwie abwesend.

„Nicht schlimm." Wieder lächelte sie und ich begann noch um einen Hauch nervöser zu werden. Ganz ruhig.

Endlich kam das Auto dann auch zum stehen. Langsam schnallte ich mich ab und wartete. Meine Schwester schien wieder von der Eile angetrieben und sprang fast schon aus dem Auto. Alea begann sich ebenfalls abzuschnallen, doch sie blieb noch sitzen, als schien sie auf etwas zu warten. Ich begann sie wieder durch den Rückspiegel zu betrachten. Ihr Blick traf ebenfalls auf meinen gerichtet.

„Hei." Wieder begann sie zu lächeln. Es war ganz weich und sanft, so als würde sie sich wirklich freuen. Ich konnte ebenfalls nicht wirklich anders.

„Hei." Die Tür neben mir begann sich zu öffnen. Ich löste meinen Blick langsam von Alea und begann mich aus der Tür zu lehnen. Katrin hatte den Rollstuhl direkt vor die Tür geschoben, so dass ich mich fast leicht hinein heben konnte. Ich sank langsam in den Stuhl und konnte sehen, wie Alea auch ausstieg. Ich sah sie an und begann mich dann auch schon in Bewegung zu setzten. Katrin lief neben mir, Alea ein kleines Stück hinter uns.

„Du siehst müde aus, wenn du möchtest kannst du ruhig Duschen, vielleicht macht dich das wieder etwas munter." Katrin drehte sich herum und lächelte Alea an. Ich sah sie nicht genauer an, sondern fuhr einfach weiter. Katrin trug die Tasche, die ich im Krankenhaus noch zusätzlich bei mir hatte, da sie mir es nicht zu zutrauen schien diese auch allein tragen zu können. Irgendwie war es fast beleidigend, doch sie meinte es nur gut, weshalb ich es ihr auch nicht wirklich übel nahm. Sie konnte schlicht und ergreifend nicht anders.

Der Fahrstuhl im Haus war klein, weshalb Alea und Katrin gemeines die Stufen nahmen. Es war ein wirklich altes Gebäude, ein alter Gemeindebau, dessen Aufzug nur schwer vier Menschen in sich sammeln konnte, doch wir waren es seit Jahren so gewohnt. Niemand interessierte sich wirklich für dieses Viertel und es würde sich so auch nichts ändern.

Die Tür stand bereits offen als ich mit den Fahrstuhl oben ankam. Alea stand darin. Sie schien wirklich auf mich gewartet zu haben. 

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt