Ein neuer Morgen - Alea

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Am nächsten Morgen wurde ich von dunkelrotem Licht geweckt. Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf den roten Vorhang und hüllten den ganzen Raum in ein dunkles mysteriöses rotes Licht. Müde und mit knacksenden Gelenken begann ich mich in meinem Bett zu strecken. Mein Wecker brummte immer noch ohne Pause neben meinem Bett. Langsam und vorsichtig langte ich nach den Wecker, penibel genau darauf bedacht ihn nicht zu verschrecken, doch seine feinen Sensoren bemerkten selbst die kleinste Bewegung der Härchen auf meinem Arm. Einmal aufgeregt piepste mein Wecker, bevor sich die Rollen an seinen Seiten begannen zu drehen und er sich mit einem Enthusiasmus sondergleichen von meinem Nachtkästchen stürzte. Genervt begann ich zu brummen und noch halb am Bett liegend versuchte ich nach dem Wecker zu langen, dieser dachte aber an diesem Morgen überhaupt nicht daran mich zu schonen und begann laut piepsend seine Runden durch mein Zimmer zu drehen. 


„Scheiß ding!" Ich schob mich vom Bett und begann nun schon fast komplett aufgewacht nach dem Wecker zu langen. Immer schlängelte dieser sich um meine Beine herum oder fuhr direkt unter mir durch. Nach ein paar Minuten schnappte ich mir dann frustriert meine Decke und warf sie, als dieses verfluchte Ding erneut in meine Richtung fuhr, direkt darüber. Der kleine Roboter war damit so gut wie blind und ich konnte ihn endlich packen, um diesen nervigen Ton aus zu machen. Ich musste schon zugeben, dass sich bei mir so etwas wie Stolz über meine Leistung breit machte. Mit nun neuerwachten Enthusiasmus schlug ich beinahe schon meinen Wecker wieder auf das Nachtkästchen.

Komplett angezogen und mit hellem Puder, sowie schwarzen Eyeliner, der meine Augen etwas aus meinem Gesicht hervorhob und etwas Wimperntusche verließ ich dann auch schon weniger als zwanzig Minuten später mein Zimmer. Von meinen Eltern war in meinem Zimmer keine Spur, was nicht ungewöhnlich war. Für gewöhnlich war mein Vater schon längst auf den Weg zur Arbeit und meine Mutter hatte sich bereits in ihrem Arbeitszimmer verkrochen. Ich genoss es einwenig Morgens allein zu sein, dass gab mir immer etwas Zeit über alles mögliche nachzudenken und meine Gedanken noch einmal zu sortieren, bevor ich wieder in den Schulalltag geschickt wurde.
Ich hörte wie das Summen der Kaffeemaschine ausging und schenkte mir eine volle Tasse ohne Zucker und nur mit einem hauch von Milch ein. Langsam führte ich die graue Porzellantasse an meinen Mund und ließ die bittere, beinahe brennende Flüssigkeit meinen Rachen hinunter gleiten. Die Zellen meines Körpers begannen langsam nach dem freigesetzte Koffein zu greifen und sich selbst damit etwas zu putschen. Die Tasse leerte ich in einem Zug und ließ sie dann unbeachtet auf der Anrichte stehen. Schnell ging ich dann wieder in mein Zimmer und schnappte mir meinen silbernen Armreif. Der schwarz schimmernde Bildschirm in der Mitte, zeigte an, dass eine Nachricht eingegangen war. Ich schnappte mir den kleinen Stecker und drückte ihn in mein Ohr, dann griff ich noch schnell nach meiner Schultasche und machte mich auch schon auf den Weg zu verschwinden. 

„Ich bin dann in der Schule! Tschüss Mama!"schrie ich noch schnell, bevor ich den ersten Fuß zur Tür hinaus setze. Im großen und ganzen unterschied sich nicht wirklich etwas von jedem anderen Morgen, den ich bis zu dieser Zeit in dem Jahr gehabt hatte. Nur der Wind war an jenem Morgen etwas stärker und auch frischer, zwar war der November gerade erst angebrochen, doch er machte schon deutlich klar, dass der Winter nicht mehr weit entfernt lag und man nun besser beginnen sollte seine Wintersachen wieder aus dem Schrank zu kramen. Die dunkelrote Leggins, mit den dicken Nähten, die eine Art Reiterhosenoptik erzeugte, hielt zwar einiges an Kälte ab, dennoch spürte ich ziemlich schnell wie sich die Kälte langsam aber sich begann hindurch zu fressen. Das langärmliche Top mit einem leichten Schößchen, für welches ich mich beim Blick in den Kleiderschrank entschieden hatte bestand aus eine Art Mischgewebe aus Neopren und Latex, mit etwas Baumwolle oder ähnlichen, dass dem ganzen etwas mehr Geschmeidigkeit gab, hielt die Kälte schon besser ab und zusammen mit der leichten, dünnen, kurzen Filzjacke in ebenfalls dunkelroten und schwarzen Tönen sorgte dafür, dass ich oben fast keine Kälte spürte. 

Leise summend fuhren die Elektroautos an mir vorbei und dadurch, dass heute kein alter zwiderer Mann dabei war, der meinte Hupen zu müssen, konnte ich diesen Morgen fast genießen, allerdings nicht sehr lange. Zu schnell holten mich die Schritte, die mich näher zu meiner Schule führten wieder in die Realität zurück. Es war beinahe wie ein Blitz, der mir nun wieder bewusst machte, wieso ich einfach nicht fröhlich seien konnte an einem Morgen wie diesem. Heute würde ein langer Tag werden, den ich auch noch mit meiner nicht besonders liebenswerten Klasse verbringen durfte. Selbst in einem Ater, in dem man eigentlich vermuten sollte dass langsam wieder begann eine gewisse Reife bei den Jugendlichen einzusetzen, schaffte es meine Klasse sie so pubertär wie nur irgendwie möglich zu verhalten. Diskussionen über die Lokaischens zum Fortgehen oder kindliche Debatten über die Menge an Stoff, die der Lehrer in eine Stunde durchnehmen sollte, waren dabei nur ein Teil, der mich selbst manchmal zur Weißglut brachte. Ich versuchte zwar immer ein freundliches Lächeln aufzusetzen und so zu tuen als würden mich diese Sachen auch nur im geringsten kümmern. Einige Male war ich auch schon mit ihnen am Freitag oder an freien Tagen mal fort gewesen, zum Beispiel auch an Halloween, doch so was ist auf Dauer dann auch nur erträglich, wenn man sich betrinkt. Ich erzählte das natürlich keinem und tat, wenn mir alles zu viel wurde meistens einfach so, als würde ich vor mich hin träumen, was ich auch mehr oder weniger tat, wenn ich mal wieder meinen Gedanken nachhing. Es gab einfach Momente am Tag, an denen ich meinen Blick einfach durch meine Umgebung gleiten ließ und mir Gedanken über manchmal ganz belanglose Themen machte. Solche Gedanken wanderten dann zwar meistens nicht auf Papier, doch ich hätte auch nie mit jemanden diese Gedanken geteilt. Mit gefiel es, dass sie einfach irgendwo in die Unendlichkeit entlassen wurden und nie jemand wissen würde, was ich mir dabei wirklich so genau gedacht hatte.

Ich überquerte die letzte Straße, bevor ich mich wieder der allgemeinen Meinung unterstellen musste. An meinem Handgelenk begann es zu brummen und erneut erschien der kleine grüne Kuvert, dass sich langsam immer wieder öffnete und von selbst schloss. Etwas geistesabwesend betrat ich dass Schulgebäude und tippte etwas an meinem Armreif herum, um die Nachrichten lesen zu können, während ich nach oben ging. Die Nachricht stammte von einer Klassenkollegin, die mal wieder fragte ob jemand die Mathehausübung hatte. Ich sah schon die Massen an Schüler, die sich dann in den letzten Reihen sammelten, um von Marina die Hausübung abschreiben zu können. Sie widersprach zwar optisch den typischen Klischees eines Strebers, doch ihre Noten sprachen da schon eine andere Sprache. Nur Einser und Zweier säumten ihr Zeugnis und ließen sie auch immer mit einem hochmütigen Lächeln das Klassenzimmer verlassen, wenn sie mal wieder vor allen anderen mit einer Schularbeit fertig war. Selbst die Lehrer verwunderte das nicht, weshalb auch nicht wirklich jemand daran zweifelte, dass sie die Abschlussprüfungen mit Auszeichnung bestehen würde. Hingegen gab es dann Schüler wie ich, die in manchen Fächern nur schwer mitkamen und für einen Test oder eine Schularbeit auch wirklich lernen mussten. 
Ich schloss den Massenger wieder und überwand die letzten Meter zu meinem Klassenzimmer. Wie immer befand sich außer mir noch niemand im Klassenzimmer.
Langsam lief ich quer durch die Reihen aus Partnertischen, die immer mit gewissen Abstand zu dem nächsten stand, so dass man gut durchlaufen konnte. So meinten die Lehrer besser Schlummer entlarven zu können und aber produktive Zusammenarbeit nicht zu stören. Der Klassenraum an sich war große und mit hellen Wänden, doch gleichzeitig gefüllt mit vielen Stühlen und Tischen, so dass man auch sicherlich 40 Schüler unterbringen konnte. Das war keine ungewöhnliche Zahl für eine Klasse. Mit den Jahren waren die Schulen immer mehr unter druck gesetzt worden mehr und mehr Schüler aufzunehmen, um auch weiter ausreichend Unterstützung zu bekommen. Die Klassen hatten so begonnen sich auszudehnen und irgendwann musste man auch die maximal Schüleranzahl hinauf schrauben. In die dritte von sieben Reihen ließ ich mich auf meinen Platzt direkt am Fenster sinken. Meine Tasche schubste ich unter meinen Tisch und lehnte meinen Kopf auf die Fensterbank, so dass ich gut nach draußen sehen konnte.

Der Himmel war immer noch leicht von Wolken bedeckt und schien immer noch auf die restlichen sehnenden Blicke zu warten. Etwas geistesabwesend holte ich den Stecker wieder aus meinem Ohr und spürte wie für einen Moment die ganze Weld etwas verschwamm und ich mich etwas abkoppeln konnte. Ich schloss meine Augen und begann ich mich geistig in eine andere Welt gleiten zu lassen, aus der ich allerdings zu schnell wieder gerissen wurde. Ich hörte die Tür leise quietschen und riss reflexartig die Augen auf. Schnell warf ich einen Blick auf meine Uhr und war etwas verwundert, dass sie um diese Zeit bereits jemand, außer mir, in die Klasse wagte.


Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt