Lange her- Alea

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„Ja." Ich schnappte mir den Schlüssel, gab meiner Mutter noch einen Kuss auf die Wange und verschwand. Zumindest hatte ich das vor, bis ich plötzlich meine Mutter noch rufen hörte.

„Aja und besorg vielleicht noch etwas fürs Frühstück!" Genervt rollte ich nur mit den Augen.

„Ja! Tschüss!" Schnell rannte ich mit dem Schlüssel aus der Wohnung und fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter zu der Garage. Nur wenige Schritte entfernt vom Fahrstuhl stand die Konsole, mit der man sein Auto aus der Parklücke holen konnte. Ich legte meine Hand auf den Bildschirm und wartete bis mein Profil aufpoppte. Dumpf hörte man die eisernen Metallarme sich in Bewegung setzten. Nicht mal nach einer Minute stand das Auto schon vor mir und wartete nur darauf, dass man es aus der Parklücke fuhr. Das Auto begann zu piepsen, als ich den weißen Knopf an dem Schlüssel drückte und es so aufschloss. Langsam glitt die Tür nach oben und das Licht im Wagen ging. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Langsam ließ ich mich in den Sitz fallen, der sich automatisch begann auf sich meine Körperhöhe und Statur einzustellen. Das kleine eiserne Skelett in der Lehne kitzelte etwas durch den Stoff, als es begann sich zu verstellen.

„Hallo Miss Barbar." grüßte die leicht mechanisch klingende Stimme des Fahrzeuges. Es war die Stimme einer etwa um die 40 Jahren alten Frau. Irgendwann hatte meine Mutter aus einem Spaß heraus gemeint, dass ihr diese Stimme am angenehmsten wäre, weil mein Vater so beim Fahren nicht in Versuchung gebracht wurde. Schon krank, wenn man sich das vorstellt. Aber es gibt ja auch schon biogenetische Körperteile, also warum nicht...eines Tages.

„Hallo Lora." Ich legte langsam und bedächtig die Hände um das schwarze Lenkrad, dabei begann blaue, ganz feine Linien sich langsam über das ganze Lenkrad auszubreiten. Im Gehäuse des schwärzlich, silber schimmernden Wagen begann es stumm zu brummen, bevor der Wagen meine Benutzerdefinierten Einstellungen abrief.

„Es ist alles vorbereitet. Sie können nun abfahren." Mein Grinsen wurde breiter und ich trat ordentlich aufs Gas. Voraussichtlich wie Lora nunmal war begann sie natürlich meine Geschwindigkeit zu drosseln, da ja die Gefahr bestand, dass ich mit einem anderen Wagen kollidieren könnte. Die Mühe mich darüber aufzuregen sparrte ich mir.

Der Wagen war kaum zu hören, als er mit mir aus der Garage glitt und hinauf auf die Straße. Es war gerade kurz nach sechs, weshalb sich die ganzen Arbeitswütigen auf den Straßen tummelten. Unter Anweisung meines Navis begann ich mich in den Verkehr einzufädeln und bewegte mich aus dem Zentrum. Die Fahrt würde etwa zwanzig Minuten dauern, doch außerhalb der Stadt tummelten sich weniger Menschen und so konnte ich das Tempo meines Autos auch mehr nützen und genießen. Mit jedem Kilometer begann sich der Verkehr etwas mehr zu lichten und ich kam langsam in eine der letzten verbliebenden richtigen Vororte in meiner Nähe. Den einzigen, den ich sonst noch kannte, war das fast ausgestorbene Dorf in dem meine Oma hauste. Einer der wenigen Orte, aus dem die Leute in den Jahren eher weg gezogen waren. Die sind halt dafür an die Stadtränder gepilgert.

Der Wunsch meiner Mutter nach Frühstück kam mir wieder in den Sinn, als ich über einen kleinen Teil der alten Autobahn fuhr. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass sie einmal viel stärker befahren war, doch die meisten nutzen inzwischen die großteils unterirdisch liegenden Strecken, da diese schneller zu den Zentren führten und auch Struktur technisch besser geregelt waren. Es kam einfach weniger zu Staus.

Ich hingegen genoss die Melancholie, die es mit sich brachte auf diesen Strecken zu fahren. Bei einem der blauen Schilder, die mich zu der nächsten kleineren Stadt wiesen bog ich ab und fuhr von der Autobahn. Die hellen LED-Lappen an den Straßen ließen einen jeden Käfer erkennen und verfälschten auch kaum die Schatten. Ich glitt durch zahlreiche kleinere Straßen und hielt letztendlich an einer Busstation. Über die Jahre hatte man anscheinend zahlreiche neue Häuser in die Landschaft gesetzt. Schon komisch...dabei gab es ja so einen Geburtenabfall.

Born - Pregnant 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt