Part 55 ~ Loyalität

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Achtung, kurze Info vorneweg: Ich hab in der Mitte des Kapitels mal versucht, eine Situation als auktorialer Erzähler zu schreiben. Heißt: Es ist keine Sicht aus einem der Charaktere, sondern eher so ein allwissender Erzähler. Ein Erzähler, der weiß was die Charaktere denken, tun, und wie sie sich fühlen. Sagt mir mal eure Meinung dazu – ist das blöd? Es wäre auf jeden Fall sehr hilfreich, weil ihr dann Informationen wisst, die die einzelnen Charaktere nicht wissen. 😊
Schreibt mir mal eure Meinung. Ihr könnt ruhig sagen, wenn das cringe ist. Konstruktive Kritik ist immer erwünscht. ❤️



Ich schlug die Augen auf, und mir stieg direkt dieser widerwärtige Geruch in die Nase.
„Bah.", krächzte ich, während ich mir müde über die Augen rieb.
„Musst du denn unbedingt im Bett rauchen?", beschwerte ich mich bei Samra, welcher so wie letzte Nacht mit dem Rücken am Ende des Bettes lehnte, und eine Zigarette rauchte. Der Aschenbecher lag vor ihm auf der Bettdecke. Als ich mich aufrichtete griff er hastig nach ihm, um ihn zu beschützen. Dadurch dass wie uns eine Decke teilten, wäre er sonst natürlich heruntergerutscht.
„Pass doch auf.", brummte er etwas genervt. Ich rollte mit den Augen, ohne dass er es bemerkte, und nahm dann die gleiche Position ein wie er.
„Wie hast du geschlafen?", fragte er nach einem weiteren, tiefen Zug von seiner Kippe.
„Keine Ahnung. Komisch."
„Komisch?", wiederholte er fragend meine Aussage. Er atmete tief ein, streckte sich, und legte dann seinen linken Arm um meine Schultern, als wäre es das normalste der Welt. Gleich danach seufzte er leise, und zog wieder lässig an seiner Zigarette.
„Wir sollten aufstehen.", sagte ich. Es war schön, hier bei ihm zu schlafen. Es gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Genau das hatte ich letzte Nacht gebraucht. Aber nach diesem Move mit seinem Arm hatte ich Angst, ihm damit falsche Signale vermittelt zu haben. Dass ihm klar war, dass ich immer noch zu Vladislav gehörte, wusste ich. Aber irgendwie war ich mir dann doch unsicher und ich hatte Bedenken, dass er die Situation ausnutzen könnte. Würde ich ihm das überhaupt zutrauen? Ach, keine Ahnung. Auf jeden Fall wollte ich nicht dass er dachte ich renne nur zu ihm, weil Vladislav gerade nichts von mir wissen will.
„Warum so nervös?", fragte er, als ich auf seinem Bett bis zur Kante vor gerutscht war, und nun gähnend dort saß.
„Wieso denkst du ich bin nervös?", reagierte ich mit geschauspielerter Unwissenheit.
„Komm her zu mir.", brummte er. Ich spürte seine Blicke in meinem Rücken. Man, warum kam ich mir jetzt so scheiße vor? Es war doch nicht schlimm, hier geschlafen zu haben? Warum kam ich mir so vor, als hätte ich etwas falsch gemacht? Ich hörte, wie er sich hinter mir bewegte.
„Ich geh ins Bad.", sagte ich, bevor er mich irgendwie zurückhalten konnte.
Nachdem ich aufgestanden war drehte ich mich kurz zu ihm um. Er lag genauso da wie eben, zog an seiner Zigarette, und kniff seine Augen leicht zusammen. Währenddessen sah er mich mit einem merkwürdigen Blick an.
„Danke, dass ich hier schlafen durfte.", sagte ich noch zu ihm, und verschwand dann nach draußen. Nun konnte ich erstmal aufatmen. Keine Ahnung, warum mir das alles gerade so dermaßen unangenehm war. Nun war ich froh, einen Moment alleine im Bad zu sein.

Nachdem ich mich gewaschen und angezogen hatte, ging ich direkt nach unten in die Küche. Samra schien noch oben zu sein, also setzte ich Kaffee an. Es dauerte nicht lange, bis er durchgelaufen war. Sorgfältig wischte ich die Krümel vom Kaffeepulver weg, welche auf die Küchentheke gefallen waren, und entfernte die benutzte Kaffeefiltertüte.
„Bist aber schnell abgehauen vorhin.", hörte ich Samras Stimme hinter mir, und zuckte kurz erschrocken zusammen.
„Ich musste mal.", log ich ihn an, ohne mich dabei zu ihm umzudrehen.
„Hm.", grummelte er, und hörte sich plötzlich deutlich näher an als eben. Gleich danach spürte ich einen Windzug in meinem Nacken, und mir stieg sein Duft in die Nase. Und damit meinte ich nicht diesen ekelhaften Zigarettengeruch. Nein, ich meinte sein Parfum. Oder Deo? Keine Ahnung, womit er sich eingesprüht hatte. Es roch auf jeden Fall unglaublich gut. Direkt fühlte ich mich wieder so merkwürdig, wie eben im Bett.
„War irgendwie komisch. So als hätten wir gefickt, und du hast schlechtes Gewissen.", erklang seine Stimme, als er direkt hinter mir stand. Die Art wie er diesen Satz aussprach, verpasste mir eine Gänsehaut. Er klang fast so, als würde er mich damit herausfordern wollen. Als wollte er testen, ob ich darauf anspringe. Ob ich es abstreite, oder nachgebe. Hoffte er, dass ich das als Einladung sah? Wollte er erreichen, dass ich mich jetzt umdrehte und mich ihm hingab? Man, keine Ahnung. Ich schluckte, während ich mich an der Küchentheke abstützte. Sein Körper drückte sich leicht gegen meinen, als er seine Hände ebenfalls links und rechts neben mir auf der Platte ablegte. Wieder spürte ich einen Windzug an meinem Nacken. Es war sein warmer Atem, der sanft auf meiner Haut abprallte.
„Haben wir aber nicht.", sprach ich mit trockener Kehle.
„Nein, haben wir nicht.", flüsterte er in mein Ohr. Wieder versteckten sich gefühlt einhundert verschlüsselte Nachrichten in diesem Satz. Es klang wie ein Vorwurf...wie eine Aufforderung, das jetzt nachzuholen. Bei Gott, mir knickten gleich die Knie weg, wenn er nicht damit aufhören würde.
„Samra, bitte. Mach das nicht.", bat ich ihn mit schwerer Atmung.
„Was denn?", stellte er sich dumm. „Ich sag doch nur, dass deine Reaktion komisch war." Ich nahm meinen Mut zusammen, und drehte mich vorsichtig zu ihm um. Dadurch, dass er mich eingeengt hatte, musste er seine Hände wegnehmen, damit ich Platz hatte mich zu bewegen. Seine schwarzen, glänzenden Augen visierten meinen Blick an. Während er mich so ansah, lehnte er sich plötzlich nach wieder vorne. Alarmiert wich ich direkt zurück, obwohl ich nicht viel Raum dazu hatte. Alles war ich tun konnte, war mich mit dem Oberkörper nach hinten zu drücken. Währenddessen schob sich die Kante der Küchenplatte gegen meine Lendenwirbelsäule, und ich musste mich erneut mit den Händen darauf abstützen. Als ich schon dachte er würde jetzt noch einen Schritt weiter gehen, griff er über mich. Grinsend drückte er mir eine Kaffeetasse in die Hand, und trat dann nach links, um sich Kaffee einzugießen. Entweder war ich so raus im Kopf, dass ich schon Filme schob, oder er provozierte tatsächlich.
„Kann ich was fragen?" Mir fiel in dem Moment wieder ein, was ich ihn gestern schon fragen wollte, nachdem wir von Vladislav zurück gefahren sind. Außerdem war es glaube ich ganz gut, jetzt schnell von dieser merkwürdigen Situation eben abzulenken.
„Was 'n?", brummte er müde, und lief nebenbei zum Küchentisch. Er setzte sich hin, nahm einen Schluck von seinem Kaffee, und sah mich desinteressiert an.
„Du warst doch nochmal mit Vladislav alleine, als ich gestern schon raus bin. Was hat er da zu dir gesagt?"





Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt