Part 37 ~ Auf eigene Faust - Teil 1

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Vladislav

"Machst du das wirklich?", fragte sie mich erneut. Scheinbar glaubte sie nicht, dass ich tatsächlich zugestimmt hatte. Ich glaubte es ja selbst nicht mal.
"Trink' deinen Kaffee aus, und dann zieh dich an. Ich will die Scheiße so schnell wie möglich hinter mir haben." Meine Stimmlage versuchte ich so ruhig wie möglich zu halten. Es fuckte mich mies ab. Aber das wollte ich sie nicht spüren lassen. Also trank ich meinen Kaffee auf ex, und lief dann ins's Zimmer, um mir was anderes anzuziehen. Und um mich ein bisschen vorzubereiten. Sie musste ja nicht sehen, wo meine Verstecke für die Waffen waren. War schon behindert genug, dass sie das mit der Milli herausgefunden hatte. Wenn sie wüsste was ich noch alles vor ihr versteckt hielt, würde sie wahrscheinlich keinen Fuß mehr in das Zimmer setzen. Aber irgendwie musste ich mich ja absichern. Es gibt genug Bastarde, die mich ficken wollen. Denen trau ich alles zu.
"Bro.", hielt mich Samra auf, als ich den Flur entlang lief.
"Das kann nicht dein Ernst sein." Er hielt mich am Oberarm fest, und sah mich mit eindinglichem Blick an.
"Man, denkst du ich find' das geil? Mich pisst das genauso an, glaub mir mal."
"Dann mach' doch nicht mit."
"Sie wird es machen, Bruderherz. Auch ohne meine Zustimmung."
"Lan, wo sind deine Eier? Seit wann lässt du dich unterkriegen, von einer Frau? Hör mal auf jetzt, und regel das." Er boxte mir leicht gegen die Schulter.
"Was soll ich machen? Sie hat sich das in Kopf gesetzt, sie zieht das durch nahui. Wenn ich nicht mitgehe, macht sie heimlich. Wenn dann was passiert, finden wir sie erst recht nicht."
"Und? Dann sperr sie ein, wo ist das Problem? Willst du echt ihr Leben riskieren, nur damit sie nicht sauer auf dich ist?", redete er auf mich ein.
"Ich kann sie nicht einfach einsperren so wie  Tier, verstehst du. Außerdem hasst sie mich dann, das will ich nicht."
"Dann mach' ich das eben.", sagte er entschlossen, und wollte nach unten. Genau in diesem Moment kam Josy die Treppen nach oben gelaufen.
"Vlad...ey!", unterbrach sie sich selbst, als Samra sie am Arm griff.
"Hey!", mischte ich mich ein.
"Was? Wenn du keine Eier hast sie einzusperren, mach' ich das halt.", motzte er.
"Einsperren? Vladislav!" Sie versuchte sich zu wehren, aber Samra ließ sie nicht los.
"Bruderherz, lass. Mach nicht so, bitte. Lass mich klären.", sagte ich zu dem aufgebrachten Riese.
"Denk' mal nicht, dass ich dich rette. Dieses mal nicht, wallah.", spuckte er wütend zu dem Mädchen, dass es geschafft hatte, sich von ihm loszureißen. Mit schnellen Schritten kam sie zu mir, und suchte Schutz an meiner Seite.
"Ich muss nicht gerettet werden. Man muss nicht alles mit Gewalt lösen. Ich will nur mit ihm reden.", sagte sie neben mir.
"Reden.", schnaufte Samra. Er schüttelte mit dem Kopf, und ging dann in sein Zimmer. Mit einem lauten Knall flog seine Zimmertür zu.
"Bist du sicher, dass du das machen willst?", fragte ich die dunkelhaarige Prinzessin neben mir. Sie sah zu mir hoch. So wie sie mich ansah, kämpfte ich mit dem Drang, sie einfach zu packen. Zu packen, gegen die Wand zu drücken, und dann zu küssen. Ich wusste, dass das nicht immer die Lösung all meiner Probleme war. Dennoch machte ich es zu gerne.
"Vertraust du mir?", fragte sie, und brachte mir dadurch meine Konzentration zurück.
"Natürlich, Baby." Zaghaft griff sie nach meiner Hand. Dann stellte sie sich direkt vor mich.
"Dann vertrau mir, dass ich das hinbekomme. Ohne Stress. Ohne Gewalt. Ohne, dass du einschreiten musst. Ich weiß, dass du niemandem traust. Und dass dir das überhaupt nicht passt, weiß ich auch. Aber ich rechne dir hoch an, dass du trotzdem zugestimmt hast."
"Ja, weil du es sonst heimlich gemacht hättest."
"Nein, nicht nur deswegen. Du hättest safe einen Weg gefunden mich davon abzuhalten, mich hier raus zu schleichen. Du hättest mich hier einsperren können. So, wie es vorher auch war." Sie drückte meine Hand ganz leicht.
"Aber du hast dich dagegen entschieden. Weil du weißt, wie sehr mich das verletzen würde." Beinahe in Zeitlupe kam sie mir näher. Es schien, als würde sie zögern. Weil sie sich nicht sicher war, ob ich was darauf antworten würde. Aber ich hätte nichts zum antworten gehabt. Sie hat es einfach direkt auf den Punkt gebracht. Behutsam legte sie ihre Hand um mein Handgelenk. Das tat sie auf beiden Seiten, um sich somit auf Zehenspitzen stehend an mir abstützen zu können.
Ich fühlte ihren Atem auf meinen Lippen. Noch immer zögerte sie, während ich wartete. Normalerweise würde ich ihr jetzt einen Schritt zuvorkommen, und ihr meine Lippen aufdrücken. Aber es gefiel mir irgendwie, wie sie es herauszögerte. Dieses schüchterne  machte mich irgendwie an. So als hätte sie Angst, ich würde zuschnappen oder so. Einfach süß.
Dann küsste sie mich. Sie ließ es langsam angehen. Während sie sich auf meine Lippen konzentrierte, konzentierte ich mich auf sie. Immer wenn wir so mittem im Kuss waren, waren wir in einer anderen Welt. Aber es gab einen kleinen Unterschied zwischen ihr und mir: ich konnte nebenbei einen klaren Kopf behalten. Ich konnte sie alles um sie herum vergessen lassen, wenn ich wollte. Ich konnte einfach alles mit ihr machen. Wenn ich wollte.
Meine Hände legte ich auf ihre Hüften, um sie an mich heran zu ziehen. Ich grinste, als ich bemerkte wie ihr Herzschlag schneller wurde. Wenn ich ihr nicht versprochen hätte sie zu diesem Bastard zu fahren, hätte ich sie jetzt direkt wieder ins Bett geworfen. Wir hätten einfach den ganzen Tag im Bett bleiben können. Aber ich musste unbedingt heute noch ins Studio. Das hatte ich viel zu krass schleifen lassen in der letzten Zeit. In meinem Hinterkopf waren einfach tausend Texte, die raus wollten.
Ich löste mich von ihren Lippen, und grinste dann wieder. Ihr Herzschlag wurde langsam wieder normal. Um ihn wieder schneller werden zu lassen, legte ich meine Hände an ihre Wangen. Dann drückte ich ihr einen liebevollen Kuss auf den Scheitel.
"Geh dich anziehen, Prinzessa. Damit wir so schnell wie möglich wieder zu Hause sind."
"Und dann?"', fragte sie heiser.
"Dann kümmer ich mich um dich.", flüsterte ich. Ihre Augen wurden groß, und fingen förmlich an zu leuchten. Noch kurz lächelte sie aufgeregt, und dann ging sie in unser Zimmer um sich fertig zu machen.
"Ich telefonier' kurz, dann komm' ich runter.", sagte ich zu ihr, während ich mir einen Pullover raussuchte. Hoodies waren perfekt, um Waffen darunter zu verstecken. Nicht sehr viele, aber die nötigsten. Das war der Grund, warum ich lieber Hoodies trug, die mir 'ne Nummer zu groß waren. Fällt halt nicht auf.
Josy ging nach unten, und ich schloss die Tür. Ich vergewisserte mich durch lauschen, dass sie auch wirklich unten war. Dann ging ich an meine Verstecke und suchte mir das, was ich brauchen würde, falls es nachher ernst werden sollte.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt