Part 4 ~ Bauchgefühl

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"Boah, bin ich vollgefressen.", sagte Vladislav, schob den Teller von sich weg und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.
"Also hast du jetzt bessere Laune?", fragte ich vorsichtig, nachdem ich ebenfalls meinen Teller beiseite geschoben hatte.
"Ja, Baby.", grinste er mich leicht an und lehnte sich nach vorne.
"Gott sei Dank. Ich dachte schon du grummelst jetzt den ganzen restlichen Abend rum.", grinste ich ebenfalls, erhob mich vom Tisch und sammelte unsere Teller ein.
"Bin ich so schlimm, wenn ich mies drauf bin, hm?", grummelte er und drückte sich von hinten gegen mich, nachdem ich die Teller in die Spülmaschine eingeräumt hatte und sie wieder verschlossen hatte.
"Ehrlich gesagt ja.", antwortete ich und bekam eine Gänsehaut, als ich seinen heißen Atem in meinem Nacken spürte.
"Tut mir leid, Baby." hauchte er, legte seine Hände an meine Hüfte und kuschelte sich weiter gegen meinen Rücken.
"Aber dieser Hundepic fickt einfach meinen Kopf, du weißt." Er fuhr mit seinen Händen an meinen Seiten nach oben, legte sie auf meine Schultern und zog leicht an meinem Shirt.
"Warte, was wenn Samra jetzt reinkommt? Ich will das nicht riskieren.", sagte ich und stoppte seine Handbewegungen, als er mir das Shirt ausziehen wollte.
"Ist doch egal.", murmelte der Ukrainer und machte weiter.
"Nein, ist nicht egal. Das wäre voll peinlich.", unterbrach ich sein Vorhaben und drängte mich von ihm weg.
"Selbst wenn er nicht da ist, hält er uns vom ficken ab. Unglaublich.", beschwerte er sich genervt und gab auf.
"Findest du es nicht komisch, dass er noch nicht wieder da ist?"
"Ach, was komisch. Der hängt irgendwo besoffen rum oder so. Der wird schon anrufen, wenn ich ihn abholen soll. Mach dir nicht so viel Kopf, Baby.", winkte Vladislav ab und drehte sich einen Joint.
"Wie du meinst.", sagte ich nur seufzend und ging nach oben. Als ich im Flur stand überlegte ich, ob ich in sein Zimmer gehen sollte. Vielleicht war da irgendetwas, was darauf hinweisen könnte wo er war? Auch wenn Vladislav das alles locker sah, ich machte mir langsam echt Sorgen. Wenn er feiern gegangen wäre, hätte er nicht irgendwas hinterlassen? Er wusste doch, dass wir heute wiederkommen würden. Das ergab einfach keinen Sinn. Ja gut, vielleicht hatte Vladislav Recht, und ich machte mir unnötig Sorgen. Aber was, wenn nicht? Boah, dieses ekelhafte Gefühl im Bauch das mir einfach sagte dass da etwas nicht stimmte. Ich hörte, wie unten die Balkontür aufging und dann wieder zugeschoben wurde. Ach komm, was solls?
Ich öffnete die Zimmertür und trat vorsichtig hinein. Hier sah es genauso aus wie in der Küche. Alles lag auf dem Boden herum, ein voller Aschenbecher neben dem Bett...raucht der sogar im Schlaf oder was?
Ich sah mich ein bisschen in dem großen Zimmer um, fand aber nichts was irgendwie weiterhelfen konnte. Mit einem leisen Seufzer setzte ich mich auf sein Bett und dachte nach.  Machte ich mir echt zu viele Gedanken? Keine Ahnung. Ich wusste einfach nicht, was ich noch denken sollte. Ich meine, es kann doch echt was passiert sein? Es ist doch nicht so unwahrscheinlich, oder? Als ich auf den Boden sah, bemerkte ich dass etwas unter dem Bett hervor guckte. Es war die Kette, die ich an meinem Bein hatte als ich hier aufgewacht war. An dem Tag, von dem ich heute immernoch Albträume habe. Schnell schob ich sie weiter hinter, sodass  sie nun nicht mehr zu sehen war. Erschöpft ließ ich mich einfach nach hinten plumsen und schreckte sofort hoch, als ich etwas hartes unter meinem Schulterblatt spürte. Ich konnte kaum glauben, worauf ich da gerade gestoßen war. Sein Handy. Oh mein Gott, sein verdammtes Handy. Samra geht nie ohne sein Handy aus dem Haus, es seidenn...
"Vladislav!", brüllte ich und stürmte zur Tür. Ich wollte nach unten rennen, doch er war schon oben und stand bereits im Flur, sodass ich ihn beinahe umrannte.
"Hast du Spinne gesehen oder warum so hektisch?", lachte er mich an.
"Warst du in Samras Zimmer?", fragte er nun etwas ernster, als er die offen stehende Zimmertür bemerkte.
"Guck, sein Handy. Das würde er doch nie hier liegen lassen.", sagte ich und hielt es ihm vor die Nase. Er guckte kurz skeptisch auf das schwarze Gerät in meiner Hand, und drückte meine Hand dann nach unten.
"Samra hat zwei Handys. Eins für normal, und eins für Kontakte wegen Schnee und so du weißt.", sagte er locker und ging an mir vorbei. Ich blieb wie eingefroren stehen und sah ihm hinterher. Nein, das konnte nicht sein. Mein Bauchgefühl hat mich noch nie getäuscht.  Ich drückte auf die Sperrtaste, und schon leuchteten mir tausende verpasste Anrufe entgegen. Mehrere von Vladislav, ein paar unbekannte Nummern und einige von Hassan. Erneut ging ich zu meinem Freund und konfrontierte ihn damit.
"Hast du ihn auf seinem normalen Handy angerufen, oder auf dem anderen?", fragte ich ihn und setzte mich auf unser Bett, während er seine Tasche ausräumte.
"Normal eben, was für eine Frage.", nörgelte er.
"Ach, ist das so?", fragte ich ihn leicht verärgert, weil er mich einfach nicht ernst nahm. Er antwortete nicht darauf, sondern ignorierte mich stattdessen.
"Dann wären hier wohl keine Anrufe von dir drauf, oder?", fragte ich pampig und hielt das Handydisplay in seine Richtung. Nun drehte er sich endlich um und betrachtete das Handy genauer.
"Guck mal in die Anrufliste.", sagte er und widmete sich wieder seiner Tasche.
"Geht nicht, ist gesperrt."
Er drehte sich wieder zu mir, zog mir das Handy aus der Hand und tippte irgendetwas ein. Ehe ich mich beschweren konnte, hatte er es mir entsperrt zurück gegeben.
"Du kennst sein Passwort?", fragte ich erstaunt.
"Natürlich kenn ich sein Passwort. Ich weiß alles von ihm.", sagte er als wäre es selbstverständlich.
"So, jetzt guck und sag mir die Anrufliste.", forderte er, während er weiter auspackte.
"Also circa fünf mal du, dann mehrmals unbekannte Nummer, Hassan, und wieder diese unbekannte Nummer. Das andere ist paar Tage älter, da hat er dich mehrmals versucht zu erreichen, dann anscheinend auch Haider, dann wieder Hassan...und so weiter."
"Wer ist diese unbekannte Nummer?", fragte er sich anscheinend selbst, da er mich nicht dabei ansah und mehr in sich herein murmelte.
"Soll ich mal anrufen?"
"Nein, bloß nicht!", fauchte er mich an und nahm mir das Handy wieder weg.
"Weil?"
"Weil wir nicht wissen, wer das ist. Aber so oft ruft er seine Brüder normalerweise nur an, wenn es Probleme gibt."
"Na dann ruf sie an und frag, ob sie wissen wo er ist." Er nickte und hielt sich dann das Handy an sein Ohr.

"Und?", fragte ich aufgeregt, als er das Handy sperrte und es mir in die Hand drückte.
"Nichts, die meinten er wollte sich neues Auto holen und sie sollten mitkommen. Siehst du, alles gut.", sagte er lässig.
"Dann hätte er dich aber nicht so oft angerufen. Er wusste doch, dass du dein Handy aus hast. Bitte, lass uns ihn irgendwie suchen. Ich hab echt ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.", bat ich ihn sanft. Ich war mittlerweile aufgestanden und hatte mich von hinten an ihn gekuschelt, während er etwas in seinem Portmonai suchte. Leise schnaufend legte er es beiseite und drehte sich in meinen Armen um, sodass ich nun an seiner Brust klebte.
"Pass auf Baby, lass uns einfach diese Nacht abwarten. Wenn er bis morgen früh nicht hier ist, suchen wir, tamam?", schlug er vor und strich mit seinen Fingerspitzen ganz leicht über meinen Nacken, sodass ich eine Gänsehaut bekam.
"Hast du keinen Bock ihn zu suchen oder juckt es dich einfach nicht, was mit ihm ist?", fragte ich und stellte fest, dass das in meinem Kopf irgendwie weniger vorwurfsvoll klang.
"Klar juckt es mich. Aber wenn er weg ist um Kopf frei zu kriegen und wir ihn jetzt suchen, wird er übertrieben sauer sein. Ich komm damit klar, aber du würdest es bereuen. Und ich will ja nicht, dass meine Prinzessa leidet.", antwortete er und und streichelte von oben nach unten über meinen Rücken. Er wusste ganz genau dass ich da kitzelig war. Als ich meinen Rücken gerade machte, hörte ich ein leises zufriedenes Schnaufen von ihm.
"Ach, bevor ich vergesse.", sagte er plötzlich und schob seine Hände von hinten in mein Oberteil.
"Niemand redet frech mit mir, und kommt ohne weiteres davon.", raunte er gegen meinen Haaransatz. Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, schnippste auch schon mein BH auf.
"Heißt?", fragte ich kichernd und drückte mich weiter gegen ihn, damit der BH nicht herunter rutschte.
"Das findest du jetzt heraus.", er legte seine Hände auf meinen Hintern und animierte mich dazu, auf seine Hüfte zu springen. Dann drehte er uns um und drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Seine Hände legte sanft auf mein Gesicht und drückte mir dann einen stürmischen, aber trotzdem leidenschaftlichen Kuss auf.
"Vladislav.", unterbrach ich ihn und hielt seie Hände fest.
"Wenn du jetzt wieder von Samra anfängst, werde ich böse.", knurrte er und wandte sich so, dass er nun meine Hände zusammen hielt. Er zog eine Augenbraue nach oben und schaute mich mit seinen funkelnden, braunen Augen direkt an.
"Egal, mach weiter.", war alles, was ich in dem Moment heraus bekam. Das ließ er sich natürlich nicht zweimal sagen, und schon klebten unsere Lippen wieder aufeinander.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt