Part 90 ~ Verflucht

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Nachdem Vladislav und ich noch einige Zeit im Bett liegen geblieben waren, um zu kuscheln, musste er dann auch schonwieder los. Einen Termin hatte er abgesagt, aber zwei andere standen wohl noch offen. Mein Kleid, welches ich schön sorgfältig auf dem Bett ausgebreitet hatte, lag nun zusammengeknittert auf dem Boden. Vladislav hatte es in die Ecke geschmissen, weil es uns bei unserer Mission gestört hatte. Egal, ich wollte es sowieso vorher noch einmal waschen.
Während ich noch im Bett lag und mich an der Stelle einkuschelte, wo Vladislav bis vor zwanzig Minuten noch gelegen hatte, klingelte plötzlich mein Handy. Es war meine Mutter, die wissen wollte, wann ich wieder zurückkomme. Ich erzählte ihr, dass ich mich gleich auf den Weg machen würde, und schälte mich dann widerwillig aus der Bettdeckte heraus. Einen kurzen Moment musste ich das, was eben passiert war allerdings noch einmal Revue passieren lassen. Seit Tagen...nein, seit Monaten war das der schönste Moment überhaupt. Ich hatte das alles so sehr vermisst, und fühlte mich nun wie neu geboren. Es kam mir so vor, als wäre jetzt alles wieder gut. Als wären die ganzen Probleme, die mich tagelang wachhielten, einfach von mir abgefallen. Den ganzen Stress, die Angst, und selbst das ungute Gefühl im Bauch hatte er verschwinden lassen. Ehrlich, am liebsten hätte ich den restlichen Tag in diesem Bett verbracht. Einfach um zu warten, bis er heute Abend wieder nach Hause kam, um dann genau das gleiche wie eben wieder und wieder zu tun. Aber meine Mutter und ich wollten das Hochzeitsgeschenk heute fertig basteln, und somit musste ich wieder zurück.
Ich erhob mich vom Bett, streckte mich, und zog meine im Zimmer verteilten Klamotten wieder an.
Dann legte ich das blaue Kleid zusammen, schnappte mein Handy, und verließ unser Zimmer.
„Samra?", rief ich durch das gesamte Haus, in der Hoffnung, dass er sich unten aufhielt, damit ich nicht an seiner Zimmertür klopfen musste.
„Was denn?", hörte ich ihn antworten. Ich hopste die Stufen nach unten und folgte der Stimme, welche aus der Küche zu kommen schien. Dort stand er, mit dem Handy in der Hand, welches er finster betrachtete.
„Kannst du mich wieder zurückbringen, bitte?"
„Ich hab jetzt keine Zeit dafür, Josy.", wies er mich ab, schnappte sich dann seinen Autoschlüssel und lief ohne mich zu beachten zur Tür.
„Was? Aber...du hast doch gesagt, dass du mich nach Hause bringst. Oder verarschst du mich wieder?"
„Hab ich nicht gesagt. Wallah Josy, ich hab Termin jetzt. Ich muss weg, ist wichtig. Warte halt einfach, bis Capi zurück ist. Oder bis ich wiederkomme."
„Wann kommst du denn wieder?" Er schaute mich kurz an, du zuckte dann mit den Schultern.
„Warte!", versuchte ich ihn zu bremsen. „Dann komm Ich mit raus, und rufe mir ein Taxi."
„Capi hat safe was dagegen, wenn du alleine Taxi fährst. Warte mal lieber hier."
Capi hat safe was dagegen? Als ob mich das abhalten würde. Dass ich mich auch ohne sein Einverständnis draußen frei bewegen würde, hatte ich ihm ja mehr als deutlich gemacht.
„Meine Mom wartet auf mich, sie hat schon angerufen. Und wenn ich mir ein Taxi nehmen will, mache ich das. Auch, wenn Vlad was dagegen hat."
„Tamam, gut." Ich grinste triumphierend, als Samra die Tür öffnete. „Aber ich hab auch was dagegen, und ohne mich kommst du nicht raus." Er hielt demonstrativ den Hausschlüssel nach oben.
„Hey!", rief ich, als er die Tür zuziehen wollte. „Ich lass mich nicht von dir einsperren!"
„Warte einfach, bis wir wiederkommen." Das war das letzte, was er rief, bevor er die Tür von außen verriegelte.
„Du bist so ein Arschloch!", brüllte ich, völlig außer mir vor Wut. Dachte der wirklich, ich ließe mich hier einsperren wie ein Tier? Tja, falsch gedacht. Zum Glück gab es noch Fenster in diesem Haus, durch die ich ohne Probleme aussteigen konnte. Ob das Fenster dann offenblieb, wenn ich raus war, interessierte mich nicht. Selbst schuld, wenn die so einen Mist abzogen. Samra zumindest, Vlad hatte ja dieses Mal nichts angestellt.
Ich wartete also, bis Samra mit seinem dämlichen Auto davongebrettert war, und kletterte dann aus dem Wohnzimmerfenster heraus. Ganz ohne schlechtes Gewissen konnte ich es dann doch nicht offenlassen, weshalb Samra eine Nachricht auf WhatsApp schrieb. Diese schickte ich natürlich erst ab, als ich mich bereits im Taxi befand. Nicht, dass er am Ende wieder umdrehte und mich zurück ins Haus verbannte.


Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt