Part 69 ~ Es geht nur ums Geschäft - Teil 5

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Achtung: Auktoriale Sichtweise. Eine kurze Rückblende zu dem Abend, als Josy mit Samra und Kalazh in der Shishabar war. Nachdem Vladislav mit seinen Jungs die Bar verlassen hatte. Also noch bevor er nach Hause gekommen ist, und es diesen Kampf mit Samra gab.





„So wie du es wolltest."
„Danke, Bra. Sehr gut gemacht.", lobte Vladislav seinen Handlanger. Wie auch schon so oft hatte Yassir Blind den Befehlen des Ukrainers Folge geleistet, ohne in Frage zu stellen was er tat. Er schloss die Tür zur Lagerhalle auf, und Vladislav betrat sie mit seinem Gefolge. Mit allen, außer mit Jonah natürlich. Dieser Name würde in der Gesellschaft von ihm und seinen Männern nie wieder fallen.
„Capi.", Arif ging mit langsamen Schritten auf den Rapper zu, und nahm ihn an die Seite. Fragend schaute Vladislav seinen Türsteher an, der hier die ganze Zeit Wache gehalten hatte.
„Vor deinem Büro wartet jemand. Will mit dir reden."
„Und du hast ihn einfach reingelassen?", entgegnete Vladislav sofort gereizt. Ungebetenen Besuch konnte er überhaupt nicht leiden.
„Keine Sorge, zwei von uns sind mit oben. Gucken, dass er nichts macht."
„Ist er allein?"
„Ja."
„Tamam okay. Aber ey, Arif." Vladislav legte seine Hand auf die Schulter des Arabers, und drückte mit den Fingerspitzen in seine Haut. Nicht doll. Aber schon so, dass es wehtat.
„Nächste Mal lässt du den vor der Tür warten. Egal, ob ich ihn kenne oder nicht."
„Verstanden. Sorry, Boss." Damit war die Sache vorerst geklärt. Sollte das noch einmal vorkommen, würde es schlecht für Arif enden.
Lässig joggte Vladislav die Treppen nach oben. Wer wohl auf ihn warten würde? Er konnte sich nicht erinnern, einen Termin ausgemacht zu haben. Auch sonst fiel ihm niemand ein, der was von ihm verlangen könnte. Es blieb also spannend.
„Ah.", stieß der Ukrainer hervor, als er ihn vor seinem Büro stehen sah.
„Capi, Bruder.", sagte Khalil mit einem aufgesetzten Grinsen. Vladislav gab seinen Jungs ein Zeichen, dass sie gehen konnten. Und schon ließen die beiden Geschäftsmänner alleine.
„Was willst du?", fragte Vladislav, nachdem er sein Büro aufgeschlossen hatte.
„Nett hast du's hier." Khalil sah sich mit gespielter Beeindruckung um. Dabei gab es hier eigentlich nichts, was in irgendeiner Weise spektakulär war. Normale Tapete, normaler Boden, stinknormaler Schreibtisch. Nichts, was es Wert war bestaunt zu werden.
„Komm zur Sache, ich hab nicht ewig Zeit.", drängelte Vladislav. Natürlich hatte er Zeit. Sogar alle Zeit der Welt. Aber er hatte keine Lust darauf, dass sich Khalils Aufenthalt in seinem Quartier noch länger herauszögern würde. Immerhin hatte auch er ab und zu ein bisschen Privatsphäre verdient.
„Tamam.", sagte Khalil mit erhobenen Händen, und begab sich in Richtung des Schreibtisches. „Ich will nen Deal."
„Was für einen Deal?"
„Nix wildes. Pass auf Bruder, ich mach dir Vorschlag." Der Libanese setzte sich auf den schwarzen Sessel, und schlug locker die Beine übereinander. Dann richtete er seine Bauchtasche, nahm eine entspannte Haltung ein, und fuhr fort.
„Ich geb' dir dreißig Prozent meiner Kunden. Mit persönlicher Empfehlung natürlich. Dazu drück ich fünf meiner Läufer an dich ab."
„Im Gegenzug?", fragte Vladislav interessiert. Er stütze seine Ellenbogen auf dem Tisch ab, und betrachtete seinen Gegenüber. Da konnte man safe noch mehr rausholen. Aber erst einmal abwarten, was er haben wollte.
„Die Kleine. Ich will, dass du sie mir bringst." Josy? Vladislav überlegte. Sie ihm zu beschaffen war ein Kinderspiel. Aber sie ihm einfach auszuliefern war zu langweilig.
„Eigentlich hatte ich andere Pläne mit ihr."
„Tamam. Vierzig Prozent, und sieben Läufer."
„Fünfzig und zehn Läufer.", erhöhte Vladislav. Wenn er seine Pläne schon umändern musste, wollte er auch ordentlich abkassieren dafür. Khalil kniff die Augen zusammen. Beide schauten sich an. Dann nickte der Libanese.
„Wenn du mich bescheißt, bist du Tod. Ist dir bewusst?"
„Bruder, du kennst mich. Ich bin kein Ehrenloser. Geschäft ist Geschäft, Deal ist Deal.", beteuerte Khalil. Vladislav misstraute ihm. Aber andererseits waren sie jahrelang beste Freunde. Er kannte ihn sehr gut, auch wenn sie lange kein Kontakt mehr hatten.
„Dann sag mir, warum du sie haben willst."
„Was, liegt dir was an ihr?", schmunzelte der bärtige Araber.
„Mnje pachui. Sie ist nicht mehr als Spielzeug für mich. Ich spiel damit, und dann wird es irgendwann aussortiert. Wie man das eben so macht." Vladislav lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück, verschränkte die Hände ineinander, und grinste boshaft. Khalil schnaufte nur amüsiert, und überlegte kurz.
"Was soll ich sagen, Bruder." Er setzte sich auf, und stütze seine Ellenbogen auf den Knien ab. „Irgendwie gefällt mir die Kleine." Vladislav grinste. Er konnte es nachvollziehen. Geil war sie schon irgendwie.
„Also fünfzig und zehn?", wiederholte der Ukrainer den Deal, nachdem seine Frage beantwortet war.
„Fünfzig und zehn.", bestätigte Khalil. Die beiden gaben sich die Hand. In Vladislavs Kopf spielte sich schon ein perfekter Plan ab, wie er das ganze anstellen würde. Wie er dem Mädchen noch zusätzlich Schaden konnte. Er war ihre Schwachstelle. Niemand konnte sich das besser zu Nutze machen, als er selbst. Und genau das würde er auch tun.
„Gib mir achtundvierzig Stunden. Mehr oder weniger. Dann bring ich sie dorthin, wo du sie haben willst." Mit einem zustimmenden Nicken war die Sache beschlossen. Es gab aber eine Sache, die Vladislav nicht wusste. Khalil wollte Josy nicht, weil er ein Auge auf sie geworfen hatte. Sondern er wollte Vladislav damit eins reinwürgen. Momentan interessierte er sich nicht für seine eigentliche Freundin. Deshalb war es ihm auch völlig egal, wie ihr Schicksal aussehen würde. Oder was Khalil mit ihr machen würde.
Aber Khalil dachte weiter. Er wusste, dass seine Amnesie nicht ewig anhalten würde. Irgendwann würde er sich erinnern. Egal ob es in drei Jahren, oder in drei Wochen sein würde. Die Erinnerung würde hundertpro zurückkommen. Und wenn es soweit war, hatte er das Mädchen. Dann würde Vladislav bewusst werden, was er getan hatte. Und dann war es zu spät. Das war der perfekte Rachezug.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt