Part 25 ~ Joker / Capi

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"Du hast 5 Sekunden Zeit. Wer bist du, und warum guckst du uns zu, hm?", fragte mich der Kumpel von Vladislav. Vor mir stand einfach ein Typ, der so aussah als hätte er kein Problem damit zuzustechen. Seine Haare waren ganz kurz geschnitten, und er trug ein schwarzes Shirt. Der bedrohliche Ausdruck in seinem Blick ließ meine Knie weich werden. Ich wollte antworten, doch ich traute mich kaum zu atmen. Er schien keine große Geduldsspanne zu haben, denn die Messerspitze auf meiner Haut drückte sich weiter nach vorne. Nun war es nicht mehr nur ein kleines pieksen. Ich hatte Angst, dass er noch mehr Druck aufbauen würde. Weiter zurück konnte ich nicht, ich musste weiter den Bauch einziehen und flach atmen. Panisch sah ich ihn an, doch sein Ausdruck veränderte sich kein bisschen. Er zuckte nicht mal mit der Wimper.
"Die 5 Sekunden sind um.", sagte er erbarmungslos, und sah auf das Messer in seiner Hand. Das pieksen wurde zu einem leichten stechen.
"Nicht, bitte!" fiepste ich, während ich meinen Rücken noch stärker gegen die Steinmauer hinter mir presste. Er zog das Messer ein winziges Stück zurück, und ließ mir damit ein bisschen Platz zum Atmen.
"Ich gehöre zu Vladislav.", sagte ich hastig.
"Wenn ich jedes mal Geld kriegen würde wenn einer das behauptet, wäre ich reich.", sagte er arrogant.
"Ich bin seine..."
"Milo!", unterbrach uns Vladislav, der noch immer in der Gasse stand und uns nicht bemerkt hatte.
"Capi wird sich freuen.", grinste Milo mich an, steckte sein Messer weg und packte mich dann dann grob an am Nacken. Dadurch lief ich automatisch mit ihm mit.
"Was los?", fragte Milo den Ukrainer, welcher mit dem Rücken zu uns stand.
"Merk dir sein Gesicht. Wenn du ihn hier nochmal siehst, bringst du ihn zu mir. Dann kümmer ich mich um den kleinen Lutscher.", sagte Vladislav mit dem Rücken zu uns gewandt.
"Und jetzt hau ab." Vladislav machte eine winkende Handbewegung, und Khai rannte los.
"Ich hab noch was gefunden.", sagte Milo stolz, und zerrte mich vor sich. Immernoch hielt er mich grob am Nacken fest - und mittlerweile tat es echt weh.
"Geil, immer her damit.", antwortete er erfreut. Als er sich umdrehte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck direkt.
"Shu was soll der Scheiß nahui? Das ist meine Freundin, du Hund!", paffte er Milo an, ging zu ihm rüber und schlug seine Hand von mir weg. Nun konnte ich endlich wieder gerade stehen, während ich meinen schmerzenden Nacken massierte.
"Sorry Bruder, das wusste ich nicht. Sie stand um die Ecke. Ich dachte ist eine von denen.", entschuldigte sich der Kerl, der mir eben noch ein Messer in den Bauch rammen wollte.
"Woah, ich dachte schon ist was passiert!", hörte ich Samras Stimme. Er kam auf uns zu gelaufen, und sah mich an als hätte ich mich vor ihm versteckt oder sowas. Einfach dieser Blick, so als wäre ich mal wieder an allem Schuld. Wie ich das liebte. Nicht.
"Wo warst du?", fragte ich ihn erzürnt. Immerhin war er genau dann verschwunden, als es ernst wurde.
"Ich hab Anruf gekriegt. Musste da ran, war wichtig.", redete er sich schulterzuckend heraus.
"Es hat nicht geklingelt."
"Lautlos?", motzte er genervt.
"Und da lässt du mich einfach alleine? Wegen einem scheiß Anruf?", fuhr ich ihn aufgebracht an.
"Ist doch meine Sache!", blaffte er zurück.
"Nein, eben nicht!",
"Haltet die Fresse jetzt!", unterbrach uns Vladislav brüllend. Wir beide waren sofort still, und sahen ihn erschrocken an. Naja, ich sah ihn erschrocken an. Samra hatte immernoch seine Wurfalten auf der Stirn.
"Was sucht ihr hier, nahui?", fragte er angepisst, während sein Blick zwischen uns beiden hin und her wechselte.
"Du hast mich einfach stehen lassen! Es geht um meine Eltern, denkst du da bleib ich zu Hause und sitze dumm rum?"
"Warum, Samra? Du solltest aufpassen!"
"Sie saß schon im Auto. Sie hatte deinen Schlüssel. Es war eh zu spät.", verteidigte sich der Libanese vor seinem besten Freund.
"Es ist ja wohl mein Recht, dass ich erfahre was los ist oder?"
"Was soll ich da ewig rumdiskutieren?", fragte Samra den Ukrainer, und wies mit ausgestreckten Armen auf mich.
"Tamam, reicht jetzt! Lasst uns kurz alleine.", unterbrach Vladislav die Diskussion, und sah seine beiden Kumpels an. Sie nickten ihm zu, und gingen dann aus der Gasse heraus, sodass nur noch Vladislav und ich dort standen.
"Findest du das gut?", fragte ich ihn enttäuscht und wütend zugleich.
"Was?", kam es verständnislos von ihm. Er sah mich an, doch es war komisch. Er war komisch. Sein Blick war nicht so wie sonst. In seinen Augen war so eine merkwürdige Kälte. Alles was von ihm ausging, war irgendwie überhaupt nicht so, wie ich es kannte.
"Das alles hier! Was soll das, Vladislav?", fuhr ich ihn an.
"Was soll diese scheiß Fragerei?", reagierte er wütend.
"Was die...was die Fragerei soll? Was stimmt nicht mit dir? Du hast mich einfach zu Hause stehen lassen! Ohne ein scheiß schlechtes Gewissen lässt du mich da mit Samra alleine, und fährst einfach davon wie so ein bekloppter!"
"Ey, pass auf wie du redest!", drohte er mit aufgestellten Schultern, und kam ein paar Schritte auf mich zu.
"Ich lasse mir nicht von dir sagen, wie ich zu reden habe!" Keifte ich mit erhobenem Finger.
"Die Hand runter!", motzte er und drängte mich weiter nach hinten.
"Wer zum fick hat dir erlaubt, hier her zu kommen? Wenn ich will dass du zu Hause bleibst, dann bleibst du gefälligst auch zu Hause!", schnauzte er und kam wieder auf mich zu, bis ich die Wand an meinem Rücken spürte.
"Hör auf damit! Hör auf, dich wie das letzte Arschloch zu verhalten!" Er sah mich mit funkelnden Augen an. Noch bevor ich ahnen konnte was er vor hatte, rückte er auf und baute sich mit bedrohlicher Haltung vor mir auf.
"Wie redest du mit mir?!", knurrte er mit einer angsteinflößenden Menge an Zorn in der Stimme.
"Was erlaubst du dir, so frech zu mir zu sein? Glaubst du, ich lass das mit mir machen? Was denkst du, wer ich bin, hm?!", fragte er angestachelt.
"Ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht, wer du bist.", antwortete ich leise.
"Ich bin der, mit dem du besser nicht so frech reden solltest. Niemand redet so mit mir!"
"Sonst was?", fragte ich ihn noch leiser als eben. Plötzlich grinste er. Er lächelte mich einfach an. Keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Sein Lächeln hielt noch ganze drei Sekunden an. Dann kam er plötzlich nach vorne geschossen, sodass ich mich selbst gegen die Wand drückte vor Schreck.
"Spiel nicht mit mir, Baby. Ich bin niemand, mit dem du Spielchen spielen solltest."
"Hör endlich auf so zu reden!", platzte es aus mir heraus, und ich schubste ihn von mir weg.
"Ich rede wie ich will, man! Was nimmst du dir raus?", brüllte er, und rückte den gewonnenen Abstand wieder zu mir auf.
"Wenn ich sage du bleibst zu Hause, dann bleibst du zu Hause. Und wenn ich sage du sollst Fresse halten, dann hälst du deine verdammte Fresse!", schrie er unkontrolliert, bevor er sich gegen mich drückte.
"Lass das!", quietschte ich, als er nach meinen Handgelenken griff.
"Hör auf, ich will das nicht!" Verzweifelt versuchte ich mich zu wehren, doch er ließ es nicht zu.
"Du tust mir weh, hör auf!" Meine Stimme brach am Ende des Satzes ab. Ich war zu schwach, um mich weiter gegen ihn zu wehren. Mir blieb nichts übrig, außer nachzugeben - denn je mehr ich mich wehrte, desto grober wurde er.
"Das tut weh.", winselte ich, nachdem er meine Handgelenke gepackt und hinter meinen Rücken gedrückt hatte.
"Dann hör auf zu zappeln.", antwortete er skrupellos. Ich wandte meinen Blick von ihm ab, und stöhnte leise auf als er sich wieder gegen mich lehnte.
"So gefällt mir das besser.", sagte er zufrieden. Unsanft nahm er mein Kinn in seine Hand, und drückte meinen Kopf nach oben, damit ich ihn ansehen musste.
"Ich will nicht, dass du frech mit mir redest, verstanden?"
"Lass los.", sagte ich leise. Er schnaufte kurz auf, drückte etwas fester zu und lehnte sich erneut gegen mich.
"Verstehst du, was ich sage? Oder muss ich deutlicher werden?" Er ließ meine Hände wieder los. Da er sich aber gegen mich lehnte, hatte ich nicht wirklich die Möglichkeit sie hinter meinem Rücken vor zu ziehen, ohne mir an der Mauer die Haut aufzureißen. Im Augenwinkel sah ich, wie er hinten an seine Hose griff. Mein Kinn drückte er immernoch nach oben, während er seins nach oben hielt und mich herablassend ansah. Das war so ein Blick, den ich normalerweise nur von Samra kannte. Jetzt ausgerechnet von ihm diesen Blick zu kassieren, tat weh.
"Sag, es tut dir leid.", forderte er, als ich etwas kühles an meinem Hals spürte. In dem Moment als ich realisierte was er da gerade tat, fuhr es mir wie ein Stromschlag durch meinen gesamten Körper.
"Nimm das weg.", flüsterte ich, da meine Stimme nicht so mitspielte wie ich das wollte.
"Nimm das verdammte Messer weg, Vladislav!"
"Dann entschuldige dich!"
"Nein! Ich entschuldige mich für gar nichts!" Plötzlich war ich so wütend, dass ich es schaffte ihn mit meinem Becken nach vorne zu drängen. Nun konnte ich meine Hände hervorziehen, und sein Handgelenk packen.
"Du hälst mir nicht das verdammte Messer an den Hals, an dem noch das Blut von jemandem anderem klebt! Du nicht, Vladislav!", verteidigte ich mich aufgebracht. Irgendwie konnte ich genug Kraft aufbringen, um ihn tatsächlich von mir weg zu drücken. Er ließ es zwar nur begrenzt zu - aber das war wenigstens etwas.
"Seit wann ist meine kleine so stark?", fragte er amüsiert, und steckte das Messer weg.
"Findest du das auch noch lustig? Komm endlich aus deinem scheiß Film raus! Ich weiß nicht was in deinem Kopf gerade abgeht, aber das hier bist nicht du!"
"Doch, das bin ich!", brüllte er plötzlich so laut, dass ich zurückzuckte. Das nutzte er aus, und kam direkt wieder zu mir, um mich einzuengen. Erneut legte er seine Finger auf mein Kinn. Mein Herz raste einfach noch schneller, als es die die ganze Zeit schon schlug. Noch schneller, und es setzt aus.
"Ich bin keiner von deinen Kunden, Vladislav. Ich bin deine Freundin. Das ist ein gewaltiger Unterschied.", sagte ich so ruhig wie möglich. Er sah mir in die Augen. Als ich das ausgesprochen hatte, veränderte sich etwas in seinem Blick. Ich bildete mir ein, dass die Kälte weniger werden würde. Je länger er mich einfach nur anschaute, desto mehr wandelte sich irgendwie alles an ihm. Seine bedrohliche Haltung ließ langsam nach. Der Druck auf meinem Kinn verringerte sich.
"Baby.", murmelte er ganz leise. Erst jetzt hatte er wieder den Ausdruck in den Augen, den ich kannte. Der Ausdruck, der die ganze Zeit gefehlt hatte. Er ließ mein Kinn langsam los, und strich mit seinen Fingern an meiner Wange entlang. Seine Hand legte er seitlich auf mein Gesicht, und wischte mit seinem Daumen die Träne auf meiner Haut weg. Nun war sein Blick gequält. So als wäre ihm gerade bewusst geworden, was er getan hatte. Ohne ein weiteres Wort beugte er sich zu mir herunter. Er legte seine heißen Lippen auf meine, und küsste mich ganz sanft. So sanft, als hätte er Angst mir irgendwie weh zu tun.
"Sorry.", brummelte er ganz leise. Ich antwortete nicht darauf, sondern ließ mich einfach auf seinen Kuss ein. Meine Wut auf ihn verwandelte sich gerade in etwas ganz anderes.
Ich legte meine Arme um seinen Nacken, und zog mich an ihn ran. Er stieg darauf ein, indem er anfing schneller zu werden. Entschlossen drehte ich uns beide um, und drückte ihn leicht gegen die Wand. Von ihm kam ein leises stöhnen, als ich meine Hände auf seinen Brustkorb legte. Langsam fuhr ich unter sein Shirt, und strich über seine Muskeln. Obwohl er so dünn war, hatte er mächtig aufgebaut. Wenn man nicht wüsste wie er ohne Shirt aussieht, würde man ihm das gar nicht zutrauen. Während wir uns weiter küssten, nahm er sanft meine Hände und schob sie nach unten. Zuerste dachte ich er will, dass ich seinen Gürtel aufmache. Doch er ließ meine Hände wieder los, und packte mich stattdessen an der Hüfte. Er steckte seine Finger in die Gürtelringe meiner Hose, und zog sie somit ein Stück nach oben. Das machte mich nur noch mehr an. Schlagartig drehte er uns wieder um, sodass ich nun wieder gegen die Wand gedrückt wurde. Immernoch steckten seine Finger in meinen Gürtelringen, und er zog mein Becken mit einem Ruck an seins heran. Dann drückte er mich zurück an die Mauer, und küsste sich an meinem Kinn entlang. Keine Ahnung was mit mir los war, aber ich wollte ihn. Unbedingt. Hier und jetzt. Das wir in einer Gasse standen wo jeder angelatscht kommen könnte, interessierte mich gerade kein bisschen. Ich merkte wie er die Luft einzog, als ich wieder mit der Hand unter sein Shirt fuhr.
"Baby.", hauchte er gegen meine Haut, nachdem ich an seinem Gürtel zog.
"Hier?", fragte er flüsternd, und bearbeitete meinen Hals mit seinen Küssen.
Anstatt zu antworten, rutschte ich mit der Hand ohne Vorwarnung in seine Hose. Ich spürte ihn an meinem Hals grinsen, und dann bemerkte ich seine Finger am Knopf meiner Jeans.
"Wie weit seid ihr?", wurden wir plötzlich unterbrochen. Wir stoppten abrupt, und er drehte seinen Kopf nach links.
"Gleich.", antwortete Vladislav dem Libanese, der uns angeierte als hätte er noch nie zwei Menschen gesehen. Als ich herunter sah bemerkte ich auch, warum. Meine Hand steckte immernoch in Vladislavs Hose, während meine Jeans bereits so gut wie unten war. Sie hing mir in den Kniekehlen. Ich war erschrocken darüber, wie ich nicht bemerkten konnte dass er sie mir heruntergezogen hatte.
"Zwei Minuten, Bra.", sagte er, damit Samra endlich aufhörte zu Gaffen. Er nickte, und ließ uns dann endlich wieder alleine. Grinsend drehte Vladislav seinen Kopf wieder zu mir. Ohne ein weiteres Wort küsste er mich wieder. Seine Finger berührten meinen Slip, was mich nun ebenfalls zum Grinsen brachte. Er war mir so egal, ob Samra wartete. Ich wollte das hier gerade einfach zu sehr.
Doch natürlich war es uns nicht gegönnt. Aus der Ferne ertönte plötzlich ein lauter Knall, der uns beide aufschrecken ließ. Es klang wie eine Explosion. Erst eine, dann noch eine. Und dann noch zwei weitere.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt