Part 11 ~ Leugnung

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"Setz dich.", sagte der Libanese trocken und schob mich in Richtung Bett.
"Das ist echt ein schlechter Zeitpunkt gerade. Ich hab sowieso schon Stress mit Vladislav, wenn er jetzt sieht dass ich bei dir im Zimmer rumhänge..."
"Kein Problem.", sagte er, ging zur Tür und schloss sie ab.
"Er wird mich suchen, Samra. Das bringt also gar nichts. Und eigentlich müsstest du dich ausruhen, so wie du aussiehst.", diskutierte ich mit ihm.
"Lan chill mal. Ich will dich nicht flachlegen, sondern nur mit dir reden. Und auf Krankenschwester kannst du später immernoch machen.", sagte er ungeduldig und lief auf mich zu.
"Kann das nicht bis morgen warten?", seufzte ich und sah ihn mit einem hoffnungsvollen Blick an.
"Hinsetzen.", knurrte er, und drückte mich an den Schultern nach unten auf den Bettrand.
"Worüber willst du reden?", fragte ich und hoffte, dass es nichts schlimmes sein würde.
"Über alles. Viele Sachen. Was ist mit deinem Hals? Ist sehr schlimm?", fragte er aufdringlich, bückte sich zu mir herunter und hob unsanft mein Kinn an, um nachzusehen wie der Schnitt aussah.
"Es geht mir gut, okay?", würgte ich ihn ab, schob seine Hand weg und hielt für einen kurzen Moment Blickkontakt mit ihm.
"Ich mache mir mehr Sorgen um dich. Dein Auge...", sagte ich und wollte es berühren, doch er schnappte nach meiner Hand und hinderte mich daran.
"Scheiß auf mein Auge, ich hab schon schlimmeres mitgemacht.", brummte er und ließ meine Hand wieder los. Er stand auf, fuhr sich nachdenklich durch seinen Bart und setzte sich dann direkt neben mich.
"Jetzt sag schon.", forderte ich ihn auf und drehte mich im Schneidersitz in seine Richtung.
"Das alles hätte nicht passieren dürfen. Ich wollte nicht, dass du da mit reingezogen wirst. Das war nie meine Absicht.", sagte er, ohne mich dabei anzusehen.
"Ich war schon von Anfang an mittendrin.", entgegnete ich, doch das schien es irgendwie nicht besser zu machen.
"Warum wolltest du mit ihm mit?"
"Ist das nicht offensichtlich?"
"Nein. Nein, ist es nicht.", sagte er kopfschüttelnd und stand vom Bett auf.
"Ich will nicht, dass du sowas machst. Dass du einfach dein Leben wegwirfst. Erst recht nicht für jemanden wie mich.", sagte er mit aufgbrachter Stimme und fuhr sich durch seine schwarzen Haare.
"Wieso nicht?", fragte ich ihn leicht verwirrt, und stand nun ebenfalls auf. Es war komisch, die ganze Zeit so zu ihm hochsehen zu müssen.
"Weil ich es nicht wert bin, Josy!", brüllte er mich plötzlich an, wodurch ich vor ihm zurückzuckte.
"Ich bin ein scheiß Junkie, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt. Ich habe Dinge getan, die du dir nichtmal ansatzweise vorstellen kannst. Ich habe so viele Menschen verletzt, die mir was bedeuten. Und ich habe es nicht verdient, gerettet zu werden!", fuhr er mich an, völlig außer sich.
"Wo bist du nichts wert? Du bist Samra, die halbe Welt kennt und liebt dich! Es gibt so viele, die zu dir aufsehen. Ist dir das komplett egal?"
"Das juckt mich nicht! Nur weil ich Erfolg habe heißt es nicht, dass das meine Taten rückgängig macht oder in irgeneiner Weise rechtfertigt!, entgegnete er laut und kam bedrohlich schnell auf mich zu.
"Und trotzdem bedeutet das nicht, dass du es nicht verdient hast zu Leben. Hör auf dich schlechter zu machen, als du bist!" Er ging wieder einen Schritt zurück, überlegte kurz und schüttelte dann leicht mit dem Kopf.
"Ich will nicht, dass du das nochmal machst. Nie wieder. Biete nie wieder dein Leben an, um meins zu retten.", sagte er streng und sah mich wieder an.
"Das ist meine Entscheidung."
"Nein."
"Doch, Samra. Und ich würde es wieder machen, egal was du oder Vladislav sagen."
"Ich will nicht, dass du das machst!", schrie er mich an, kam auf mich zu und packte meine Handgelenke.
"Das ist mir egal! Ich lasse nicht zu, dass du einfach aufgibst!", brüllte ich zurück. Er ließ mich wieder los, hob seine Nasenflügel und betrachtete mich mit abwertenden Blicken.
"So wie du?", brummte er.
Dann war Stille. Es war ein kurzer Moment, in dem mir klar wurde, dass er Recht hatte. Auch wenn ich es nicht wahr haben wollte, es stimmte. Ich hätte aufgeben.
"Ganz genau, Joslyn. Das ist genau das, was du auch machst. Du gibst auf. Und weißt du auch warum? Weil es der einfachste Weg ist. Das ist nicht heldenhaft. Das ist traurig.", sagte er, nun wieder mit ruhigerer Stimme.
"Ich hab's kapiert. Es reicht.", sagte ich heiser. Seine Worte waren wie kleine fiese Stiche, die mit jeder Sekunde schmerzhafter wurden.
"Nein, du hast es nicht kapiert. Du denkst immernoch, du könntest irgendetwas an mir ändern. Dass irgendetwas gutes in mir ist. Aber da ist nichts mehr. Mein Herz ist schwarz, und voller Gift. Jede meiner Venen ist voll mit Hass. Und niemand wird daran etwas ändern können. Auch du nicht.", sprach er weiter, während er mir wieder näher gekommen war. Nun stand er nur noch Zentimeter von mir entfernt, und sah von oben auf mich herab.
"Es ist dumm zu denken, dass mich jemand ändern kann. Du bist dumm, wenn du wirklich glaubst dass ich ein guter Mensch bin.", sagte er leise und tippte mir einmal kurz auf die Stirn.
"Aber tamam, von mir aus. Versuch es weiter. Ich hab so vielen Huren das Herz gebrochen, indem ich sie zum Teufel gejagt habe. Glaub nicht, dass ich bei dir eine Ausnahme machen werde. Denn in meinen Augen bist du nicht mehr als das. Eine naive, kleine Kahba.", raunte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. In dem Moment konnte ich nicht anders, als einfach auszuholen. Seine Worte ließen die Wut in meinem Bauch immer größer werden, und irgendwann sah ich schwarz. Es gab einen Knall, und sein Kopf ging zur Seite. Unter dem blauen Auge färbte sich seine Haut sofort rot, und meine Handfläche brannte wie Feuer. Langsam drehte er seinen Kopf wieder in meine Richtung, und sah mich dann mit funkelnden Augen an. Aus dem Nichts heraus packte er mich plötzlich unter den Armen, und warf mich in die Luft. Ehe ich verstand was passierte, lag ich auch schon mit dem Rücken auf seinem Bett, und sah ihn auf mir sitzen. Er griff nach meinen Handgelenken und drückte sie in die Matratze, sodass ich mich nicht aufrichten konnte.
"Du lügst.", brachte ich schwer atmend hervor.
"Das ist nicht das, was du in mir siehst. Egal was du sagst um die Wahrheit zu verleugnen, ich weiß was in dir vorgeht."
"Nein. Du weißt gar nichts.", knurrte er mit gequältem Gesichtsausdruck.
"Und das ist auch besser so.", fügte er hinzu, ließ mich los und ging dann wieder von mir herunter.
"Ich bedeute dir etwas. Auch wenn du es nicht zugibst weiß ich, dass es so ist. Ansonsten hättest du nicht entschieden dass ich es wert bin, gerettet oder beschützt zu werden. Sonst hättest du mich schon längst zum Teufel gejagt."
"Das ist nur aus Loyalität zu Capi.", sagte er mit dem Rücken zu mir gedreht. Ich legte meine Hand an seinen Arm, und stellte mich halb neben ihn.
"Ist es das?", fragte ich ihn leise. Er runzelte die Stirn und sah auf den Boden. Dann drehte er seinen Kopf nur einen Zentimeter nach links, und sah mich wütend im Augenwinkel an. Er zog seinen Arm von mir weg, und drehte sich zu mir. Ohne etwas zu sagen steuerte er immer weiter auf mich zu und ich wich zurück, bis ich nicht mehr weiterkam. Er presste seine Lippen zusammen, sah an mir herunter und drückte sich gegen mich. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als er mir in die Augen sah.
"Dein Herzschlag verrät dich, Josy. Ich weiß auch, was in dir vorgeht. Und ich weiß, dass du es ebenso leugnest. Wir sind uns ähnlicher als du glaubst.", brummte er, strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr und betrachtete mein Gesicht. Wieder schien es so, als wäre die Zeit um uns herum stehen geblieben. So als würden wir irgendwo sein, wo es sonst nichts gab. Nur wir beide, gefangen zwischen Raum und Zeit. Die Spannung zwischen uns wurde unterbrochen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ich zuckte leicht, während Samra das ganze nicht zu interessieren schien.
"Samra?", hörten wir Granit von draußen rufen.
"Was los Bruder?", antwortete er locker, ohne seine Position zu verändern.
"Ich suche Josy. Ist sie bei dir?"
Sein Blick ging wieder auf mich. In seinen braunen Augen spiegelte sich seine Wut wieder, die ein unangenehmes Gefühl in mir auslöste.
"Geh.", flüsterte er, wobei seiner Stimme unerwartet sanft klang. Er ging einen Schritt zurück, und machte mir somit den Weg frei. Ich löste mich von der Wand, sah ihn noch einmal kurz an und ging dann zur Tür. Ehe ich sie aufmachen konnte, griff er nach meiner Hand und ich drehte mich zu ihm um.
"Danke.", flüsterte er. Eigentlich war es kein Flüstern. Es war nichtmal ein Geräusch. Ich las es einfach von seinen Lippen ab, und nickte ihm als Antwort zu.

Ich habe übrigens an einem kleinen Interview teilgenommen

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Ich habe übrigens an einem kleinen Interview teilgenommen. Schaut doch mal rein, wenn ihr Lust habt ☺️
Die gute nvstjv  hat ein Buch veröffentlicht, in dem sich Wattpad-Autoren vorstellen können. Finde ich super ☺️
Vielleicht habt ihr ja auch Interesse daran mitzumachen ? In ihrem Buch steht, wie ihr euch anmelden könnt :)

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Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt