Part 39 ~ Auf eigene Faust - Teil 3

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Mein Körper war immernoch leicht am zittern, als ich vor der Bar stand. Ich sah auf die Jacke, die ich in meinen Händen vor mir trug. Kurz versuchte ich das was ich eben getan hatte zu verarbeiten. Hatte ich es wirklich geschafft? War das gerade wirklich passiert, oder träumte ich? Nein, es war real. Es war verdammt real. Der kalte Wind riss mich aus meinen Gedanken. Schnell zog ich meine Jacke an, und lief dann mit eiligen Schritten zum Parkplatz zurück. Von weitem sah ich Vladislav, wie er im Auto saß und nach unten starrte. Bestimmt beschäftigte er sich mit seinem Handy. Alles andere wäre irgendwie merkwürdig.
Ich wollte die Tür aufmachen und mich auf den Sitz fallen lassen, doch er hatte die Verriegelung an. Erstaunt sah er durch das Beifahrerfester zu mir, und stieg dann aus. Sofort wollte ich ihm freudig erzählen wie es gelaufen war, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.
"Verdammt, du solltest mir doch schreiben wenn du raus bist nahui!", brüllte er mich an, und knallte die Autotür zu. Erschrocken von seiner aggressiven Stimmlage stand ich wie angewurzelt da und sah ihn an.
"Warum fickst du mich so, man? Pizdez, das kannst du doch nicht bringen!" Wütend gestikulierend kam direkt auf mich zu. Zum zweiten mal erschrak ich, als er grob seine Hand auf mein Schulterblatt legte und mich regelrecht gegen ihn schubste. Dann legte er seine Arme um mich, und drückte mich einfach fest gegen seine Brust. Sofort schoss mir sein Parfum wieder in die Nase, wodurch ich mich etwas entspannen konnte. Die Entspannung hielt allerdings nicht lange an - denn er drückte plötzlich fester zu. Scheinbar bekam er das gar nicht so richtig mit. Er genoss einfach den Moment, das fühlte ich. Eigentlich wollte ich ihm den Moment lassen und nichts sagen. Doch als er dann seinen Kopf auf meinen legte, über meinen Rücken strich, und noch fester zudrückte, wurde es kriminell.
"Vladislav..." nuschelte ich gegen seinen Pulli. "Du zerquetschst mich."
Erst jetzt lockerte er seinen Klammergriff, und ich konnte wieder normal atmen. Seine großen Hände umpackten meine Schultern. Sanft zog er mich von sich weg, damit er mir ins Gesicht schauen konnte.
"Ist irgendwo was? Haben die was gemacht? Bist du verletzt oder so?" Während er mich ausfragte nahm er mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, und drehte meinen Kopf in alle Richtungen. Als er anfing meine Jacke auszuziehen um unter mein Shirt gucken zu können, stoppte ich ihn indem ich seine Handgelenke fest hielt. Mit großen Augen sah er mich an. Vorsichtig entfernte ich seine Finger von meinem Kinn, und schob seine Hände nach unten.
"Mir geht's gut, wirklich. Niemand hat was gemacht.", beruhigte ich ihn. Noch einen Moment sah er mich mit seinen funkelnden braunen Augen an, und dann handelte er wieder blitzschnell. Seine Hände lagen erneut auf meinen Wangen, und seine Lippen zogen mich in einen intensiven Kuss.
"Es ist wirklich alles gut.", wiederholte ich mich grinsend.
"Warum lachst du?", fragte er ernst.
"Weil du einfach süß bist, wenn du dir Sorgen machst." Dieses mal war ich diejenige, die unsere Lippen aufeinander treffen ließ. Er stöhnte leise in den Kuss hinein, und löste sich dann von mir.
"Was für süß? Sag nicht süß zu mir, das klingt als wäre ich ein Lutscher.", nörgelte er., worauhfin ich nur noch mehr grinsen musste.

"Erzählst du mir jetzt, was da abging?", fragte er, nachdem wir einfach schweigend im Auto saßen und nach Hause fuhren. Ehrlich gesagt wusste ich nicht so richtig, ob ich ihm das jetzt alles detalliert erzählen sollte. Es war schon ein Krampf für ihn mich mit Kareem reden zu lassen. Wenn ich ihm jetzt sage was wir ausgehandelt haben, rastet er aus.
"Baby. Sag schon.", forderte er ungeduldig.
"Kann ich dir das zu Hause erzählen?"
"Nein, jetzt."
"Zu Hause."
"Cüs, sag doch einfach!", schrie er halb.
"Warte doch, bis wir zu Hause sind."
"Warum?"
"Damit ich dir das in Ruhe erzählen kann." Eigentlich wollte ich nur verhindern, dass er eine Vollbremsung hinlegte oder vor Wut mit 130 Km/h durch die Stadt rohrte. Wir mussten ja nicht unnötig unsere Leben aufs Spiel setzen. Genervt schlug er gegen das Lenkrad, und drückte dann aufs Gaspedal. Okay, das ging irgendwie nach hinten los.
"Bitte, mach langsamer.", warf ich ein, als er zwei Minuten später einfach immernoch mit Bleifuß fuhr. Tatsächlich ging er vom Gas runter, und fuhr dann wieder normal. Für seine Verhältnisse normal.
Zu Hause angekommen parkte er den Wagen in der Garage, und ging dann gemeinsam mit mir ins Haus. Nachdem er abgeschlossen hatte, legte er seinen Autoschlüssel auf den Tisch und brüllte ein lautes "Samra!" durch's gesamte Haus.
"Was?", hörten wir eine verpennte Stimme aus dem Wohnzimmer. Alles was wir von ihm sahen war sein Kopf. Und seine verwuschelten Haare.
"Jetzt erzähl mir das.", forderte Vladislav wieder von mir. Zuerst wollte ich ihn nochmal abwimmeln. Aber Am Ende des Tages musste ich es ihm so oder so erzählen. Da würde ich nicht drum herum kommen.
"Ich geh pissen.", kommentierte Samra, der mit schweren Schritten an uns vorbei schlurfte.
Nachdem ich hörte wie die Badtür zu ging, setzte ich mich an den Tisch. Mit meinem Blick wies ich den Ukrainer an, sich mir gegenüber zu setzen. Und dann erzählte ich ihm, was ich mit Kareem ausgehandelt hatte.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt