Part 14 ~ Ertappt

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"Mach mal Fenster auf Bra, hier drinnen stinkt es mies nach Rauch.", rief Vladislav dem Libanese zu, der mit übergezogener Kaputze auf der Couch herrumlungerte.
"Hast du heute schon was gegessen?",fragte er mich, während Samra zu uns in die Küche geschlurft kam.
"Ja.", antwortete ich leise.
"Lass dich nicht verarschen, Capi. Sie hat heute noch gar nichts gegessen.", mischte sich Samra ein.
"Und warum achtest du dann nicht darauf, dass sie isst? So wie wir es besprochen hatten?"
"Weil es mich nicht juckt. Sie kann selber darauf achten. Sie benimmt sich zwar wie ein kleines Kind, ist aber keins mehr.", gab er gleichgültig von sich, ohne mich dabei anzusehen.
"Sie kann euch hören.", warf ich beleidigt dazwischen, doch Samra behandelte mich weiterhin wie Luft.
"Was los mit dir Bra? Ich dachte, ich kann mich auf dich verlassen.", sagte Vladislav ernst.
"Kannst du auch, Bruder. Aber es interessiert mich nicht, ob Josy isst oder nicht. Und wenn sie verhungert, meinetwegen. Es ist mir egal, ganz einfach."
"Was, du drohst mir zur Abwechslung mal nicht?.", fragte ich ihn mit ironischem Tonfall.
"Hör zu, Prinzessin.", sagte er lässig und sah mich an. Zum ersten mal heute sah er mir in die Augen, und tat nicht so als wäre ich transparent.
"Iss, oder iss nicht. Atme, oder atme nicht. Mach was du willst. Aber fuck mich nicht ab, sonst sorge ich bald dafür dass du unfähig bist auch nur eins der beiden Dinge zu tun.", drohte er mit gänsehauterregend kratziger Stimme.
"Das würdest du nicht machen.".
"Wach auf, Joslyn.", sagte er und lachte dabei gespielt auf. Urplötzlich machte er einen großen Schritt nach vorne, sodass ich im nächsten Moment schon die Stuhllehne im Kreuz hatte.
"Ich habe dir so oft weh getan. Sei nicht so dumm und denke, dass ich das nicht nochmal machen würde."
Ich ballte meine Hände zu Fäusten, und sah wie Vladislav im Augenwinkel näher an mich heran trat.
"Baby.", sagte er sanft, und wollte damit erreichen dass ich auf Abstand ging. Jedoch ignorierte ich ihn in dem Moment. Ich wusste, dass er es gut meinte. Aber ich würde nicht einfach nachgeben.
"Fahr zur Hölle.", fauchte ich wütend. Er fing an zu grinsen, und legte seinen Blick für einen kurzen Moment auf meinen Hals, bevor er mir wieder in die Augen sah.
"Mutig, wenn man bedenkt, dass du so dumm warst mir mein Messer wiederzugeben.", sagte er amüsiert.
"Tamam, reicht jetzt.", griff Vladislav ein und schob Samra an den Schultern ein Stück zurück.
"Anstatt euch anzukacken solltet ihr lieber zusammenhalten. Wir haben genug Feinde, die uns ficken wollen.", sagte der Ukrainer schlichtend.
"Und warum können sie uns ficken? Weil sie unser verdammter Schwachpunkt ist! Sie macht uns angreifbar, Capi! Ohne sie würden wir alle auseinandernehmen, und das weißt du!", schrie Samra seinen besten Freund an.
"Ach, jetzt bin ich auf einmal auch dein Schwachpunkt? Wenn ich dir so egal bin wie du es eben so schön beschrieben hast wäre das ja nicht der Fall, oder?", platzte es aus mir heraus.
"Bruder, beruhig dich. Es wird immer irgendeinen Schwachpunkt geben. Wenn sie es nicht ist, ist es unsere Familie. Jeder ist irgendwo verwundbar.", sagte Vladislav.
"Weißt du was? Juckt mich nicht. Juckt mich alles nicht. Ich verpiss mich.", kam es von Samra, und dann ließ uns beide stehen.
"Dieser Typ regt mich so auf!", stieß ich wütend hervor und ging zum Küchenschrank. Ich nahm mir ein Glas heraus, und schüttete mir etwas Cola hinein.
"Warum muss er immer wieder so scheiße sein? Was bringt ihm das, wenn er sich wie der letzte Spacko benimmt?", fragte ich außer mir, und ließ beinahe das Glas in meiner Hand fallen weil mein ganzer Körper am zittern war.
"Scht, Baby. Beruhig dich." Vladislav hatte sich von hinten gegen mich gedrückt und mir das Glas aus der Hand genommen, damit ich es nicht runter Schmiss. Ich drehte mich zu ihm um, und er stellte das Glas neben mir ab.
"Samra ist halt krass launisch. Dass er seit ein oder zwei Tagen nicht gezogen hat, scheint das noch zu verstärken. Er ist einfach abgefuckt, und an dir kann er es auslassen.", redete er besänftigend auf mich ein, und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
"Es ist zum kotzen.", brummte ich genervt.
"Ich weiß, Baby. Komm her.", sagte er und zog mich an seinen Körper. Er legte seine Arme um mich und drückte mich an sich, wodurch ich mich gleich besser fühlte. Es war entspannend, einfach so dazustehen. 
"Lass uns was essen gehen. Nur du und ich. Ohne zu streiten.", nuschelte er und streichelte über meinen Rücken.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt