Part 58 ~ Manipulation

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„Hörst du mir überhaupt zu? Hallo?", riss mich Kalazh aus meinen Gedanken. Er erzählte mir gerade irgendeine Geschichte über ihn und Samra, doch ich hörte ihm gar nicht zu. Mein Kopf und meine Augen waren die ganze Zeit bei Vladislav. Auch wenn ich ihn nur von hinten sah, konnte ich meinen Blick nicht abwenden.
„Sorry, was war?", fragte ich Samras Kumpel, der mich fragend ansah.
„Ich hab gesagt, dass wir dann am Ende alles umsonst gekriegt haben."
„Achso, krass.", Natürlich kaufte er mir meine vorgetäuschte Begeisterung nicht ab.
„Kann's sein dass du Samra ausnutzt, um an Capi ranzukommen? Glaube, das wird nix.", konfrontierte er mich direkt.
„Was? Nein! So jemand bin ich nicht. Außerdem kenne ich Vla...Capi. Er mich nur leider nicht mehr."
„Wart ihr zusammen Schule oder so?", hakte er neugierig nach.
„Nein. Eigentlich sind wir zusammen."
„Aber er hat doch keine Freundin."
„Ja, genau das ist das Problem."
„Dann bist du so eine von den psychisch gestörten, die auf Krampf versuchen ihn zu klar zu machen?", fragte er nun erster, zog das ganze aber trotzdem irgendwie ins lächerliche.
„Man, nein.", gab ich leicht genervt von mir.
„Wir sind zusammen. Aber seitdem er diesen Schlag auf den Kopf bekommen hat, ist er komplett verändert. Er ist nicht mehr er selbst. Es hasst mich." Ich senkte traurig meinen Kopf.
„Stimmt, er ist schon bisschen anders seit der Verletzung da. Achso warte, dann bist du die Josy? Er hatte paar Mal von dir geredet, wenn wir unterwegs waren. Also vor der Kopfnuss.", lachte er. Ich nickte stumm mit einem aufgesetzten Lächeln, und nahm einen Zug von der Shisha. Wieder ging mein Blick zu ihm. Wie er da saß, und spaß mit seinen Kumpels hatte. Genau dort sollte ich jetzt mit ihm sitzen.
„Dann fickst du jetzt mit Samra, um ihn eifersüchtig zu machen?"
„Wie bitte?", fragte ich empört. In diesem Moment kam Samra von draußen wieder, und setzte sich neben mich. Nun saß ich direkt in der Mitte, zwischen den beiden Jungs. Der Libanese legte ungefragt seinen Arm um meine Schultern, und zog mich somit ein Stück an sich heran.
„Was hab' ich verpasst?", fragte er, und sah zwischen Kalazh und mir hin und her. Kalazh sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, und grinste dann leicht.
„Oh mein Gott, wir f.... wir machen das nicht okay?", platzte es aus mir heraus. Es störte mich schon immer extrem, wenn jemand ein falsches Bild von mir hatte.
„Was machen wir nicht?", fragte Samra, während er mich zwei Mal kurz an sich drückte.
„Ficken.", grinste Kalazh.
„Nö, noch nicht.", gab Samra belustigt zurück.
„Werden wir auch nicht.", kommentierte ich, während ich versuchte, seinen Arm von mir weg zu nehmen.
„Abwarten, Prinzessin.", lachte er auf.
„Kannst du mich bitte loslassen?", fragte ich ihn mit Verzweiflung in der Stimme.
„Josy, du weißt, ich mach nur Spaß.", raunte er gegen meinen Kopf. Während ich immer noch kämpfte sah ich, wie Vladislav aufstand. Sofort schrillten bei mir alle Alarmglocken. Vielleicht konnte ich ihn jetzt erwischen. Ich beobachtete, wie er den Gang nach hinten lief. Mit Sicherheit ging er wieder zur Hintertür raus, um eine zu rauchen oder was auch immer zu machen. Ohne auf die Jungs zu achten stand ich auf, und war somit automatisch von Samras Arm befreit. Doch ehe ich mich weiterbewegen konnte, griff Samra nach meinem Unterarm, und zog mich wieder auf die Couch zurück.
„Was soll das werden?", fragte er mit strengem Blick.
„Bitte, dass mich ihm nachlaufen. Ich muss ihm hinterher.", bettelte ich.
„Kommt nicht in Frage, vergiss es.", antwortete er kopfschüttelnd. Stur riss ich mich von ihm los und stand dann wieder auf. Dieses Mal erhob er sich ebenfalls, und blockierte mir den Weg.
„Du gehst ihm nicht hinterher."
„Ich muss aber. Bitte, Samra."
„Lass sie doch?", warf Kalazh von der Couch aus ein.
„Er wird sie umbringen!", spuckte Samra seinem Freund aufgebracht zu.
„Wird er nicht.", widersprach ich ihm.
„Dann geh ich mit."
„Nein! Ich muss das alleine machen. Bitte, lass mich das machen. Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, dann guck von mir aus nach. Aber bitte, Samra, bitte." Flehend nahm ich seine Hand, und drückte sie leicht.
„Halbe Stunde? In der Zeit hat er deine Leiche so gut versteckt, dass dich keiner mehr finden kann!"
„Bitte, Samra. Ich brauche ihn zurück, du weißt das. Bitte, lass mich gehen.", flehte ich ihn an. Seine Nasenflügel zuckten vor Anspannung, während er mich nachdenklich musterte.
„zwanzig Minuten. Länger nicht." Auf mein Gesicht huschte ein kurzes, dankbarer Strahlen.
Unüberlegt stellte ich mich auf die Zehenspitzen, und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. Dann huschte ich über den Gang bis ganz nach hinten. Vor mir lag die schwere, schwarze Tür, durch die wir schon einmal herausgegangen waren.  Ich drückte den Türgriff herunter, und betrat den Hinterhof der Bar. Nervös sah ich mich um – doch hier war niemand.
„Wusste ich doch, dass du mir hinterherrennst.", hörte ich seine Stimme. Erst als die Tür zu fiel, sah ich ihn. Er hatte dahinter auf mich gewartet. Mit verschränkten Armen lehnte er lässig an der Mauer, und betrachtete mich prüfend.
„Vladislav.", flüsterte ich leise.
„Capi.", korrigierte er mich. Langsam bewegte er sich von der Wand weg, und lief mit deutlichem Abstand um mich herum.
„Das Kleid.", sagte er, als er hinter mir war.
„Hat Samra rausgesucht.", entgegnete ich mit rauer Stimme. Es machte mich nervös, wenn ich nicht sah was er hinter mir tat. Aber ich hatte irgendwie Angst, mich zu ihm umzudrehen.
„Es ist so einfach, euch zu manipulieren." Er trat wieder vor mich. Mit einem Grinsen im Gesicht legte er seinen Kopf schräg, und prüfte mich mit seinem Blick von oben bis unten.
„Wie?", stockte ich. Er schnaufte leise, zuckte mit den Schultern, und antwortete mit währenddessen.
„Ich hab' das Kleid so raus gelegt, dass er es dir andreht. Ich kenn ihn gut genug. War mir sicher, dass der Hund dich darin sehen will wen ihr unter Leute geht. Normal, keiner geht gerne mit nem Aschenputtel raus." Sollte ich das jetzt als Beleidigung sehen?
„Also warst du wieder im Haus.", schlussfolgerte ich.
„Schlaues Mädchen.", grinste er.
„Also. Was willst du?" Nun war sein Blick wieder ernst.
„Ich weiß, dass du nachts in meinem Zimmer warst. Das war kein Traum. Du warst da, oder?". Erneut gab er ein spöttisches Schnaufen von sich, und legte sein typisches Grinsen auf. 
„Ich hab's dir doch gesagt. Deine Schulden sind immer noch offen."
„Du hast meinen Schlüssel geklaut. Ich will ihn wieder zurück."
Dein Schlüssel? Das ist mein verfickter Schlüssel, nicht deiner.", sprach er aggressiv, und tippte dabei mit dem Zeigefinger auf seine Brust.
„Es war deiner. Samra hat ihn mir gegeben."
„Wenn das so ist..." Er griff in seine Hosentasche, und holte den kleinen Schlüssel hervor.
„Komm her und nimm dir."
Ich schluckte schwer. Demonstrativ hielt er den Schlüssel nach oben, sodass er in greifbarer Nähe für mich war. Gekonnt zog er seine rechte Augenbraue nach oben, und legte seinen Kopf wieder leicht schief. Verdammt, selbst in dieser Situation war er einfach nur sexy. Aber zurück zum Thema. Mit wackeligen Beinen trat ich vorsichtig an ihn heran. Sollte ich ihn nehmen? Das war doch alles viel zu einfach, oder?
„Komm, ich beiß' nicht.", kommentierte er spöttisch. Nun stand ich vor ihm. Wie in Zeitlupe streckte ich meine Hand nach dem Schlüssel aus. Doch ich hätte wissen müssen, dass dies eine Falle war. Denn bevor ich ihn nehmen konnte, schnappte er nach meinem Handgelenk. Er steckte den Schlüssel wieder in seine Tasche, und zerrte mich zu sich heran. Dann drängte er mich so lange dazu rückwärtszulaufen, bis mein Rücken an die kalte Steinmauer prallte.
„Doch nicht so schlau.", zischte er. Er ließ mein Handgelenk abrupt los, und fing an die Ecke des Pflasters an meinem Hals zu lösen.
„Nicht!", quietschte ich und wollte ihn abhalten, doch er ließ es nicht zu. Unsanft zog er das Pflaster ab, und warf es achtlos auf den Boden.
„Warum versteckst du? Kann doch jeder sehen, was passiert, wenn man mit Capi ficken will. Genauso wie das hier." Mit seiner linken Hand nahm er mein Kinn zwischen seine Finger, um meinen Kopf weg zu drehen. Dann leckte er seinen Daumen ab, und fing an, an meinem Hals zu rubbeln. Somit entfernte er das Make-up, welches ich benutzt hatte, um den roten Fleck von ihm zu verdecken.
„Jetzt sieht jeder meine Markierung. Meine Jungs sollen doch wissen, dass du offene Schulden hast, wenn sie dich sehen."
„Du bist doch komplett krank.", entgegnete ich wütend, während ich erfolglos versuchte seine Hand von meinem Kinn wegzuschlagen. 
„Ja, und ich hab' Erfolg damit, Baby.", entgegnete er angestachelt. Er drehte meinen Kopf wieder zu sich, und sah auf meine Lippen.
„Was jetzt, hm? Willst du mir wieder eine ballern? Oder willst du dieses Mal von mir geballert werden?", fragte er, dreckig grinsend.
„Ich will nur meine Kette zurück.", hechelte ich.
Deine Kette? Du meinst meinen Schlüssel."
Meinen Schlüssel."
„Nein, mein Schlüssel. Für meine Villa. Soweit ich weiß durftest du nicht mal einen Fuß alleine auf den Balkon setzen. Traurig."
„Dachte, du kannst dich an nichts erinnern?", fragte ich ihn schnippisch.
„Kann ich auch nicht. Hab' einfach übertrieben gute Quellen."
"Dann ist dir das ja anscheinend doch alles nicht so egal wie du behauptest, wenn du deine Quellen nach Informationen zu mir befragst." Er drückte an meinem Kinn leicht zu, woraufhin ich wieder versuchte ihn wegzuschieben.
„Jetzt gib ihn doch einfach.", stöhnte ich auf.
„Bist du taub? Muss ich dir das auf die Stirn tätowieren, damit du kapierst?", fragte er, während er mit seinem Zeigefinger demonstrativ zwischen meine Augenbrauen drückte.
Nein." Knurrte er in mein Ohr.
„Dann tauschen wir."
„Tauschen? Was hättest du schon, was ich haben will?", lachte er boshaft auf.
„Du hast deine Waffe unter dem Bett vergessen, du Vollidiot." Nun war ich diejenige, die grinste. Ihm hingegen war das Lachen gerade vergangen. Aggressiv schnippte nun seine freie Hand nach vorne, welche sich daraufhin gegen meine Kehle drückte.
„Du willst verhandeln? Du willst mit mir verhandeln?", fragte er mit bedrohlich rauer Stimme.
„Bleibt mir ja nichts anderes übrig." Wieder schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen.
„Woher weiß ich, dass du nicht bluffst? Als ob Samra dich das machen lassen würde."
„Samra weiß nicht, dass ich sie habe." Vorsichtig griff ich unter mein Kleid und holte seine Waffe hervor. Danach drückte ich den Lauf gegen seinen Bauch, um ihm zu zeigen wie ernst es mir war. Er sah nach unten, und lachte leise.
„Bauch? Uneffektiv." Er nahm seine Hand von meinem Kinn weg, und legte sie auf meine, sodass wir zusammen die Waffe hielten.
„Bringt dir nichts. Du musst richtige Stelle treffen." Langsam drehte er die Waffe in unseren Händen um, sodass sie nun auf mich zeigte. Dann legte er den Lauf an meine Brust – genau dort, wo mein Herz gerade fast kollabierte.
„Brust. Direkt ins Herz.", sagte er ruhig. Die Art wie er das R in diesem Satz rollte, ließ meine Knie weich werden. Wenn er jetzt abgedrückt hätte, wäre es vorbei gewesen. Endgültig. Doch scheinbar war das nicht sein Plan. Denn nun drehte er die Waffe wieder zu sich. Immer noch hielten wir sie beide gleichzeitig fest, während er sie nun auf seiner Stirn platzierte.
„Oder Kopf. Direkt ins Hirn." Als nächstes schob er meinen Daumen so, dass er direkt auf dem Abzug lag. Er umgriff die Waffe von unten, damit er seinen Finger auf meinen Daumen legen konnte.
„Beides schnell, tödlich und schmerzlos." Die Spannung zwischen uns war in dem Moment hochexplosiv. Er sah mir mit undefinierbarem Blick in die Augen. Dann drückte er plötzlich meinen Daumen, sodass ich den Abzug auslöste. Vor Schreck zuckte ich einmal komplett zusammen – doch es war nichts passiert. Die Waffe war nicht geladen. Er fing an zu grinsen.
„Du hättest lieber auf Samra hören sollen. Spiel nicht mit Dingen von denen du keine Ahnung hast, Josy." Er nahm mir die Waffe ab, und steckte sie sich in seine Hose. Ohne den Blick abzuwenden bewegte er seine Hand an meiner Kehle so, dass sie nun flach auf meinem Hals lag. Sie war so riesig, dass sie ihn frontal komplett abdeckte. Sofort breitete sich Wärme in meinem ganzen Körper aus, während er meinem Gesicht ein kleines Stückchen näherkam.
Wir beide sahen uns einfach nur in die Augen. Immer wieder schaute er zu meinem Mund, und dann wieder nach oben. Bei Gott, wenn er mich jetzt küssen würde – ich würde es zulassen.
Mit einem Millimeter Abstand zu meinen Lippen stoppte er. Ich wollte es, unbedingt. Doch er wich ein winziges Stück zurück, um mir in die Augen zu sehen. Mein flehender Blick traf auf seine leuchtenden, braunen Augen. Wir waren so kurz davor. Dass das jetzt doch nicht passierte, wollte ich nicht zulassen. Also nahm ich all meinen Mut zusammen. Ich ergriff die Initiative und wollte mich nach vorne lehnen, um einfach den ersten Schritt zu machen. Doch Vladislav, dessen Hand immer noch auf meinem Hals lag, drückte mich wieder zurück an die Wand. Es herrschte ohrenbetäubende Stille. Alles war ich hörte war seine Atmung, die ebenso wie meine um das doppelte beschleunigt war.
Plötzlich öffnete sich die schwere Metalltür neben uns. Fuck, Samra. Bitte, nicht jetzt.
„Capi.", vernahm ich eine Männliche Stimme. So wie ich, wandte auch Vladislav seinen Blick nicht ab.
„Was?", knurrte er gereizt.
„V ist da. Will zu dir.", sagte der Kerl in der Tür. Zum Glück war es nicht Samra, der uns da gerade unterbrochen hatte. Vladislavs Griff an meinem Hals verstärkte er sich. Er drückte seine kurzen Fingernägel in meine Haut, was mich schmerzerfüllt aufstöhnen ließ. Als er nicht aufhörte, griff ich verzweifelt nach seinem Handgelenk. Allerdings brachte mir das gar nichts.
„Ich komm' gleich.", antwortete er. Für fünf Sekunden lang war es wieder ruhig. Still ertrug ich die Schmerzen, die er mir mit seinem Griff zufügte.
„Geh, yalla!", brüllte er seinen Freund, Kollege, was auch immer er darstellte, lautstark an. Die Tür fiel ins Schloss, und wir waren wieder alleine. Erst jetzt hörte er auf, seine Fingernägel in meinen Hals zu bohren. Ich bewegte mich vorsichtig, und schluckte wieder schwer. Immer noch sahen wir uns in die Augen. Als ich dachte er würde es wieder herauszögern, passierte es plötzlich. Er legte seine Lippen auf meine. In diesem Moment schien mein Herz stehen zu bleiben. Mein Atem war angehalten, und ich vernahm den leichten Minze-Geschmack, den er irgendwie immer hatte. Es war seltsam, denn er bewegte sie dabei nicht. Es schien, als würde er erst testen wollen, ob ich es zulasse. Erst als ich mich minimal entspannte, tat sich etwas. Er drückte sich näher an mich, und fing an, stürmischer zu werden. Sein Bart kratzte leicht in meinem Gesicht. Je mehr er sich bewegte, desto mehr genoss ich dieses Kratzen. Es hatte mir so sehr gefehlt. Mit seiner Zunge forderte er mich auf, mich völlig auf ihn einzulassen. Ohne zu zögern tat ich es. Kaum waren wir diesen Schritt gegangen, wurde er noch hektischer. Er fiel regelrecht über mich her, sodass ich mich irgendwann an seinen Schultern festhalten musste, während er mehrere Küsse auf meinem Gesamten Hals verteilte. Seine Hand, die eben noch auf meiner Kehle lag, fand sich nun an meinem Oberschenkel wieder. Durch seine Küsse an meinem Hals war ich so benebelt, dass mich das nicht störte. Ganz im Gegenteil: Ich genoss es. Seine Hand bewegte sich langsam nach oben, bis sie unter meinem Kleid war. Nun hob er seinen Kopf wieder an, und drückte mir seine Lippen auf. Genau in diesem Moment war seine Hand plötzlich an meinem Slip. Und ehe ich mich versah, war sie in meinem Slip.
„Vlad...", flüsterte ich, hin und weg von seiner betäubenden Aura.
„Scht.", zischte er sanft gegen meine Lippen. Er legte seine Stirn gegen meine, und hechelte leise – genauso wie ich. Als einer seiner Finger in mich eindrang, stöhnte ich leise auf. Sofort schlich sich ein zufriedenes Grinsen auf seine Lippen. Durch seine Bewegungen da unten musste ich mich noch stärker als vorher an ihm festklammern, um nicht einzuknicken.
„Ich wusste, dass du nicht nein sagen wirst.", flüsterte er. Ich wollte darauf antworten, doch er bremste mich aus, indem er einen weiteren Finger dazu nahm. Unverzüglich küsste er mich wieder, und bewegte seine Finger etwas schneller. Leise stöhnte ich in den Kuss hinein, und krallte mich in seinen Haaren fest. Völlig überwältigt von meinen Gefühlen legte ich eine Hand auf seinen Arm, welcher sich zur Hälfte unter meinem Kleid befand.
„Schneller?", las er meine Gedanken, woraufhin ich flehend nickte. Erneut begann er zu grinsen, und beschleunigte das Tempo. Keine zehn Sekunden später verkrampfte sich mein gesamter Körper. Ich musste mich wieder mit beiden Händen an ihm festhalten, um das Gleichgewicht zu halten. Wir beide hechelten leise, als er seine Lippen von meinen löste.
„Ich glaub', ich erinner mich an was.", flüsterte er außer Atem. Mit großen Augen sah ich ihn an.
„Wirklich?", fragte ich. Am liebsten hätte ich losgeheult vor Freunde.
„Hmm.", brummte er bestätigend, und küsste mich dann ein letztes Mal, bevor er von mir abließ.

Meine Knie zitterten immer noch, als ich zu unserem Tisch zurück lief. In meinem Bauch waren gerade gefühlt eintausend Schmetterlinge. Ich hatte es tatsächlich geschafft – ich konnte es nicht glauben. Kalazh tippte Samra auf die Schulter, als er mich kommen sah. Sofort stand der Libanese auf, und versperrte mir den Weg.
„Was hat er gemacht?", fragte er direkt alarmiert, nahm mein Kinn unsanft in die Hand, und drehte meinen Kopf zur Seite, um die Wunde an meinem Hals zu betrachten.
„Nichts. Er hat sich erinnert, Samra.", berichtete ich ihm überglücklich.
„Laber nicht.", entgegnete er unbegeistert.
„Doch, wirklich." Ich nahm seine Hand, und zog sie von meinem Kinn weg.
„Er hat's gesagt.", freute ich mich. Vor lauter Aufregung ging ich einen Schritt nach vorne, und klammerte mich an seinem Körper fest.
„Ich freu mich so.", gluckste ich gegen seinen Oberbauch, während ich ihn in meiner Umarmung leicht schüttelte.
„Ok reicht. Die gucken schon komisch.", sagte der Libanese, und zupfte mich von sich ab.
„Sorry, tut mir leid. Ich bin nur so froh gerade, es ist zu krass." Ich nahm seine Hand, und zog ihn mit mir auf die Couch zurück. Während Kalazh uns beide verwundert ansah, huschte mein Blick direkt wieder zu Vladislav. Nun saß er so, dass ich ihn von vorne sehen konnte. Doch als ich das blonde Mädchen neben ihm erkannte, fiel mir alles aus dem Gesicht. Es war Vanessa. Natürlich, jetzt machte es Klick.

„V ist da. Will zu dir."

Die Stimme des Typen von eben schwirrte mir durch den Kopf. Vanessa. V stand für Vanessa. Das Mädchen, wegen dem ich damals Khalils Leuten in die Arme gerannt war. Das Mädchen, was von Anfang an nur ihn wollte. Genau dieses Mädchen saß jetzt neben ihm auf der Couch, mit der Hand auf seinem Oberschenkel. So wie ich trug auch sie ein schwarzes, dünnes Kleid. Doch ihres war noch kürzer als meins, und hatte einen deutlich tieferen Ausschnitt. Vladislavs Blick ging zu mir. Er warf mir ein kurzes Zwinkern zu, und schob dann seine Hand unter ihr Kleid. An ihrem Blick erkannte ich, was er da tat. Und mir wurde schlecht. Elegant erhob sie sich, und setze sich auf seinen Schoß. Er legte beide Hände auf ihren Arsch, und dann küssten sie sich. Es war wie ein Unfall. Ich konnte nicht aufhören, hinzuschauen. Sie hatte ihre Hände um seinen Nacken geschlungen, wie auch ich es eben bei ihm getan hatte. Und er vergrub sein Gesicht in ihrem Hals, wie er es eben bei mir getan hatte. Während er ihren Hals regelrecht auffraß, blickte er wieder zu mir. Als nächstes folgte sein selbstgefälliges, triumphierendes Grinsen. Er hatte mich verarscht. Alles was er sagte, alles was er getan hatte...es war nur, um mir jetzt eins auszuwischen. Provokativ legte er ihre Haare zur Seite, um sich intensiver gegen ihren Hals zu drücken. Mein Herz brannte so sehr, dass ich kaum noch atmen konnte. Zitternd legte ich die rechte Hand auf meine Brust. Genau an die Stelle, wo mein Herz gerade in zwei Teile zerbrach. Ich hatte mich auf ihn eingelassen. Er hat mich mit dieser Aktion wortwörtlich gefickt. Gott, wie konnte ich nur so dumm sein? Als wir uns geküsst hatten, vergaß ich alles um mich herum. Ich vergaß, dass Vladislav nicht Vladislav war. Ich vergaß, dass ich ihn nicht unterschätzen durfte. Und ich vergaß, dass er perfekt darin war, die Menschen um sich herum zu manipulieren. Und ich hatte es zugelassen, weil ich blind vor Liebe war.
„Scheiß Bastard.", hörte ich Samra neben mir knurren. Er stand von der Couch auf, und wollte auf Vladislav zugehen. Doch ich griff nach seiner Hand, und bremste ihn somit aus.
„Nicht. Das ist genau das, was er will. Wir hätten keine Chance.", sagte ich, ohne vorher wirklich darüber nachgedacht zu haben. Er sah zu Vladislavs Leuten um ihn herum, und stellte dann fest, dass ich recht hatte. Wir waren definitiv in der Unterzahl. Als er bemerkte wie Samra und ich ihn anstarrten, winkte er uns fröhlich zu, ohne dass Vanessa es bemerkte. Extra provokativ kniff er ihren Hintern so stark, dass sie lachend auf quietschte.
„Ich kann mir das nicht geben.", spuckte Samra angewidert.
„Und du dir auch nicht.", fügte er hinzu, nahm meine Hand, und zog mich hinter sich her. Er warf Kalazh ein schnelles „Ich meld mich später" zu, bezahlte mit übermäßig viel Trinkgeld unsere Rechnung, indem er einfach einen Hunderter auf den Tresen knallte und dem Typ dahinter zu schob. Dann zog er mich mit sich nach draußen. Während ich mich wie geistesabwesend von Samra hinterherziehen ließ, flimmerte die ganze Zeit das Bild von Vanessa und Vladislav in meinem Kopf auf. Allein die Vorstellung, dass die beiden wahrscheinlich heute noch...
Ich riss mich von Samra los, und stürmte in's nächste Gebüsch, wo ich mich direkt übergeben musste. Danach brach ich auf Knien zusammen, während mir die Tränen wie Wasserfälle übers Gesicht liefen.

Mademoiselle ~ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt